Ausgabe 5/02, 8. April
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Retten Holländer und Israelis die Tbilisser Gasversorgung?

Insgesamt 75 Millionen US-$ will ein holländisch-israelisches Konsortium in die Privatisierung der hoch verschuldeten Gasverteilungsgesellschaft der georgischen Hauptstadt, Tbilgazi, stecken. Damit scheinen sich die Wünsche Georgiens, das marode Gasverteilungsnetz zu sanieren, endlich zu erfüllen. Dies berichtet die CASPIAN BUSINESS NEWS in ihrer Ausgabe vom 27. März. Die Manager des Investoren-Konsortiums hatten zuvor direkt mit dem georgischen Staatspräsidenten Eduard Schewardnadse verhandelt, der in seiner Montagspressekonferenz das Ergebnis mit einigem Stolz verkündete.

Das holländisch-israelische Konsortium besteht aus der israelischen Infrastrukturfirma Tahal, dessen Inhaber ein ehemaliger Minister ist, und dem holländischen Gasverteiler Gastec. Das Konsortium will anscheinend einen Kaufpreis von 6 Millionen $ an den georgischen Staat bezahlen, dem Tbilgaz bis heute gehört. Darüberhinaus sind rund 20 Millionen GEL an Altschulden für Gaslieferungen an Sakgazi zu zahlen, den Lieferanten von Tbilgazi. Sakgazi gehört zum russischen Gas-Giganten Itera. Weitere 18 Millionen GEL schuldet Tbilgazi dem Finanzamt an nicht bezahlten Steuern und rund 800.000 GEL der Georgian International Gas Corporation. Der Rest des 75-Millionen-Dollar-Paketes ist für Gehaltsschulden und vor allem für Investitionen in den Ausbau des Gasverteilungsnetzes vorgesehen. Statt bisher 100.000 Haushaltungen sollen künftig 290.000 Haushalte der georgischen Hauptstadt an das Gasnetz angeschlossen werden. Dabei sollen alle Verbraucher mit modernen Gasometern ausgerüstet werden, die den Verbrauch sauber erfassen und eine effektives Inkasso des abgenommenen Gases ermöglichen. In der Ausschreibung für diese Privatisierung wurde festgelegt, dass der Bieter eine mindestens fünfjährige Erfahrung im Betrieb eines städtischen Gasnetzes aufzuweisen habe und nachweisen müsse, "dass er mit Erfolg mindestens 95 % des verteilten Gases exakt messen, berechnen und auch die Gebühren eintreiben kann." Der holländische Konsortium-Partner dürfte diesen Teil des künftigen Geschäftes absichern, während der israelische Partner als Baugesellschaft für öffentliche Infrastruktur vor allem am Ausbau des Gasnetzes interessiert sein dürfte.

Sollte diese Privatisierung gelingen, dürften die Gasversorgungsprobleme der georgischen Hauptstadt bald der Vergangenheit angehören, zumal mit der Inbetriebnahme der Gaspipeline Baku-Tbilissi-Erzurum die Versorgung mit Gas langfristig gesichert sein dürfte. Damit wird auch die totale Abhängigkeit der georgischen Gasversorgung von Russland beendet sein, da das Gasversorgungsmonopol des russischen Gasgiganten Itera gebrochen wird. Itera selbst wollte schon vor einigen Jahren das Tbilisser Gasnetz übernehmen, die Privatisierung scheiterte allerdings daran, dass sich Itera weigerte, einen Teil der Altschulden von Tbilgazi zu übernehmen. Itera besitzt über seine Tochter Sakgazi bereits die lokalen Gasverteilungsnetze von Rustawi, Kasbeghi, Gori, Bolnisi, Kutaissi, Marneuli und Tetriskaro. Mit einer Übernahme von Tbilgazi hätte Itera die Hand auf fast die gesamte Gasverteilung Georgiens gehabt. In der Vergangenheit hatte Itera seine Position als alleiniger Gaslieferant Georgiens mehrfach ausgenutzt und mit dem Abdrehen des Gashahns politischen Druck auf Georgien ausgeübt.

Frohe Botschaft erwartet die Gaskunden der georgischen Hauptstadt auch an der Preisfront. Während die Itera-Tochter Sakgazi 1.000 Kubikmeter Gas zu einem Preis von 85 $ an Tbilgazi verkaufte, wird das aserische Schah-Deniz-Gas ab dem Jahr 2005 nur noch 55 $ für 1.000 Kubikmeter kosten. Das bedeutet, dass mit dem Jahr 2005 wohl auch eine spürbare Preissenkung für Erdgas ins Haus steht, wenngleich für viele Gaskunden, die derzeit noch etwas grosszügig mit ihren Zahlungsverpflichtungen umgehen, dann ernstere Zeiten anzubrechen drohen.

Ernst wird es derzeit auch für Sakgazi, denen die georgische Kontrollkammer überhöhte Gaspreise vorwirft. Es geht immerhin um 5,6 Millionen GEL, die Sakgazi über Gaspreise erzielt hat, die anscheinend nicht von den zuständigen Regulierungsbehörden abgesegnet waren. Mit dieser Angelegenheit beschäftigen sich derzeit die georgischen Gerichte. Sollte Sakgazi unterliegen, dürfen sich die künftigen Inhaber von Tbilgazi auf ein paar Millionen GEL freuen, die Sakgazi zurückzahlen muss. Beim Gesamtinvestment von 75 Millionen $ wird dann immerhin die Portokasse etwas aufgebessert. So oder so bleibt den Hauptsädtern die Hoffnung, dass die Schlagzeilen von der unzuverlässigen Gasversorgung bald der Vergangenheit angehören.

 

 

 

 

 

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