Ausgabe 5/02, 8. April
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Im dritten Jahr bietet David Tschochadse, Landwirt aus Gurdshaani, bereits weissen Stangenspargel, eine Delikatesse, die man in Georgien bisher kaum kannte. In Georgien ist nur der wilde, grüne Spargel bekannt, der im Frühsommer auf den Märkten angeboten wird. Tschochadse, ein früherer Bauingenieur aus Tbilissi, pflanzte mit Unterstützung eines deutschen Lndwirtschaftsexperten vor sechs Jahren auf seinem Grundstück am Alasani auf einem halben Hektar 8.000 Spargelpflanzen, die im heuer einen Ertrag von rund 4 Tonnen des Edelgemüses bringen.

Im Gegensatz zum deutschen Spargel ist der georgische fester und schmackhafter, was vor allem am Boden liegen dürfte, einem feinen Schiefersand, den der Alasani aus dem Kaukasus angeschwemmt hat. Europäische und amerikanische Feinschmecker, aber auch georgische Gourmets schätzen seit einigen Jahren Tschochadses frischen Spargel. Er verkauft hauptsächlich an grosse Hotels, an Restaurants, über Botschaften und in Delikatessengeschäften. Trotzdem hat Tschochadse noch erhebliche Vermarktungsprobleme. Die tägliche Ernte ist zu gering, um an Export nach Baku, Eriwan oder Moskau zu denken. Auf der anderen Seite ist der lokale Markt noch nicht entwickelt genug, um selbst die Tagesernte Tschochadses von bis zu 50 kg aufzunehmen. Ausserdem sind vor allem die Transportkosten der kleinen Tagesernten relativ hoch. Um sie vom Spargelacker direkt am Alasani nach Tbilissi zu bringen, enstehen effektive Kosten von mehr als einem Lari pro Kilo. Dabei ist dann der Fahrerlohn Tschochadses, der alle zwei Tage den Spargel selbst nach Tbilissi bringt und direkt vermarktet, noch nicht eingerechnet.

Trotzdem ist Tschochadse einigermassen stolz darauf, Pionier für eine neue Gemüsekultur zu sein. Gelände ist am Alasani genügend vorhanden, ebenfalls preiswerte Arbeitskräfte. Und angesichts des milden Klimas kann man bei entsprechenden Anbaumethoden im Alasanital, zum Beispiel einer Folienabdeckung im Februar, lange vor anderen Anbaugebieten Europas Spargel ernten. Der Moskauer Markt böte sich als Absatzgebiet geradezu an. Falls sich ein Investor fände, könnte aus Tschochadses kleiner Spargelkultur durchau ein lukratives Exportgeschäft werden. Als kleine Einheit von einem halben Hektar wird es für Tschochadse sehr schwer werden, die Kultur profitabel über die Runden zu bringen. Er ist also, wie es bei vielen Produktionsansätzen in Georgien der Fall, zur Grösse verdammt, wenn er eine gewisse Rentabilität erreichen will. Grösse setzt neben Kapital vor allem Marketing Know How voraus. An beidem mangelt es allenthalben, Tschochadse ist da nur ein Einzelbeispiel. So gibt es in der georgischen Landwirtschaft immer wieder durchaus erfolgversprechende Inititativen engagierter und unternehmerisch denkender Landwirte, sie scheitern aber immer wieder an den Gegebenheiten, sprich an den fehlenden Hilfen bei der Vermarktung.

So ist der experimentierfreudige Bauer, der in Zukunft neben Spargel auch Broccoli, Zucchini und einige Salatsorten anpflanzen möchte, die es auf dem georgischen Markt derzeit nicht gibt, vorerst auf den heimischen Absatzmarkt angewiesen, wo er das Kilo für 8 GEL anbietet. Angesichts seiner Investition in Pflanzen und der entsprechenden Pflege der Kultur ein durchaus angemessener Preis. Um den georgischen Geschmack zu treffen, hat er selbst ein georgisches Spargelrezept entwickelt. GN hat es getestet und kann es guten Gewissens auch europäischen Geschmäckern empfehlen.

Spargelpfanne Gurdshaani

1 kg Spargel schälen und halbgar kochen, in mundgerechte Stücke schneiden. In etwas Öl kleingehackte Zwiebel anbraten, Spargel dazugeben und einige Minuten dünsten. Dazu Kräuter wie kleingeschnittenen Sauerampfer, etwas Petersilie und ein wenig frischen Koriander (Vorsicht!!) zugeben, salzen und mit frisch gemahlenem Pfeffer abwürzen. Dann zwei Rühreier darunter heben, zudecken und stocken lassen. Dazu wird frisches Fladenbrot gereicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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