Guten Tag aus Tbilissi,
ist diese neue georgische Regierung jetzt die fortschrittlichste
Regierung in West-Europa oder in Ost-Europa? Der englischsprachige
"Messenger" ordnete das Saakaschwili-Pauschallob für
seine neue Mannschaft gleich dem westeuropäischen Kontinent
zu, während die ebenso englische Internet-Agentur "Civil
Georgia" sich bescheiden auf den osteuropäischen Raum
beschränkte. Wir haben uns in unserer Berichterstattung letzterer
Variante angeschlossen, wohl wissend, dass die neue
Ministerriege auch an dieser Qualitäts-Vorgabe ihres
Präsidenten wird schwer zu knabbern haben. Er selbst hat
seine eigene Vorgabe durchaus erfüllt und eine beachtliche
Premiere auf dem glatten diplomatischen
Parkett in Moskau hingelegt.
Es sind - nur politisch gesehen - aufregende Zeiten in Tbilissi,
schon gar, wenn man zwei Monate außer Landes war. Hat sich
das Land jetzt verändert oder nicht? Vieles spricht dafür,
vieles allerdings lässt auch zweifeln. Gleich drei Artikel
dieser Ausgabe müssen sich mit Vorgängen innerhalb der
neuen Regierung Georgiens beschäftigen, die vor allem unter
den NGO`s, ohne deren Unterstützung die so genannte Rosen-Revolution
kaum möglich gewesen wäre, das blanke Entsetzen auslösten.
Dass Rosen welken können, ist
eine Lebensweisheit, die auch in Georgien gilt. Dass Revolutionen
ihre Kinder entlassen oder verlieren, ist eine historische
Erfahrung, die auch andernorts schon zu Titelehren kam. Dass aber
ein Ex-Minister sich gezwungen sieht, sich in einem öffentlichen
Statement gegen eine anscheinend bevorstehende Show-Verhaftung,
ausgeführt von maskierten Spezialpolizisten, zur Wehr zu
setzen, ist schon eine besonders dramatische Angelegenheit. Lesen
Sie in der Background-Leiste die Erklärung
von Alexander Kartosia samt einer Einordnung dieser Erklärung
durch die Redaktion von georgien-news. Wir bleiben an dem Thema
dran. Weitere Hintergrund-Berichte finden Sie zu den Themen Rückkehr
des Währungsfonds, Rückkehr von British Airways und
Rückkehr eines Rundfunk-Direktors.
Zwei andere Themen haben wir in diesen politisch aufregenden
Tagen noch aufbereiten können, einen Hinweis auf eine Veranstaltungsreihe
des Goethe-Instituts zum Thema religiöse
Toleranz. Dass es mit dieser im Lande heute nicht ganz so
gut bestellt ist wie in früheren Tagen, darüber mussten
wir im vergangenen Jahr mehrfach berichten. Das Goethe Institut
widmet sich damit einem heiklen Thema, das anzuschneiden einem
hierzulande nicht nur Freunde beschert.
Dazu präsentieren wir Ihnen eine schöne Reise-Idee
für das Tourismus-Jahr 2004: Georgien
mit der Eisenbahn. Die Tourismusbranche erhofft sich vom internationalen
Image-Gewinn der gewaltfreien Rosen-Revolution einen Aufschwung,
den wir keineswegs zerreden wollen. Auch wir werden immer wieder
die Schönheiten des Landes herausstellen und für einen
Besuch in Georgien werben. Das lohnt belohnt jeden, der kommt,
allemal mit faszinierenden Eindrücken. Aber trotz unserer
Sponsoren ERKA-Reisen und Tbilissi Tourist Center, denen wir fast
alleine die Existenz unseres Internet-Magazins verdanken, können
und wollen wir Ihnen eine unabhängige und kritische Berichterstattung
aus Georgien nicht vorenthalten. Das war unter der alten Regierung
so, das wird sich auch unter der neuen Regierung nicht ändern.
Zumindest was unsere Berichterstattung angeht, hat sich also nicht
viel geändert in Georgien.
Viele Grüße
Rainer Kaufmann
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