Ausgabe 3/02, 11. März
Home            

 

 

Wie George W. Bush den Krieg gegen den Terrorismus gewinnen kann

Bald weiss es alle Welt: "America, We Trust You". Dank der georgischen Post und ihrer fabelhaften Idee, eine Sonderbriefmarke dem Kampf Amerikas gegen den Terrorismus zu widmen, kann der amerikanische Präsident endlich wieder aufatmen. Jetzt weiss er es wirklich: Der Kampf kann gewonnen werden. Sollte er von seinem neuen Partner im Geiste Putin noch mit Zweifeln an der georgischen Treue im Bündnis gegen den internationalen Terrorismus verunsichert worden sein, jetzt sind sie ausgeräumt. Ein für allemal. Und Putin ist der Lüge überführt. Nix da mit Terroristen im Pankisital, arabischen und vielleicht sogar afghanischen Kämpfern. Nix da mit tschetschenischen Banditen. Wer sich und der Welt auf dem wertvollsten, was eine Nation besitzt, seinem offiziellen Porto-Zahlungsmittel, der Briefmarke, so demonstrativ seinen unerschütterlichen Willen demonstriert, das grosse Amerika in seinem weltumspannenden Kampf gegen die Achse des Bösen zu unterstützen, wird doch wohl in seinem Hinterhof keine terroristischen Sandkastenspiele dulden. Nein, nein und nochmals nein. Georgien steht fest und unerschrocken an der Seite der Vereinigten Staaten und ihrer Partner. Die Sondermarke soll und wird es aller Welt beweisen. Und damit die Philatelisten der Welt es auch allen Zweiflern zu Hause beweisen können, wird die georgische Post noch in den nächsten Tagen im Pankisital ein Sonderpostamt einrichten und einen Ersttagsstempel ausgeben. Direkt aus dem vermeintlichen Zentrum des Terrorismus mit einem gewissen Osama bin Laden als Leiter des Postamtes.

 

Wie in Georgien die Mehrwertstuer beerdigt wird. Und keiner macht etwas dagegen.

Dies Brisanz dieser Feststellung kann nur der verstehen, der als ehrlicher Steuerzahler im täglichen Geschäft darum bemüht sein muss, eine vorsteuerabzugsfähige Quittung für seine Einkäufe zu bekommen. Das ist nicht ganz einfach. Erstens muss der Verkäufer im Voraus bei seinem Finanzamt ein spezielles Mehrwertsteuer-Formular in vierfacher Ausfertigung, das unter seiner Steuernummer registriert wird, kaufen. Dieses muss vom Verkäufer ausgefüllt und von dessen Buchhalter, mit dem offiziellen Steuersiegel versehen, unterschrieben werden, bevor der Käufers dasselbe zu tun hat. Je zwei Exemplare gehen an Verkäufer und Käufer, die eines davon jeweils in ihrer Mehrwertsteuererklärung beim Finanzamt einreichen. Im Finanzamt werden dann auf irgendwelchen geheimen Dienstwegen beide Steuerformulare wieder zusammengeführt und auf identische Einträge überprüft. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser.

Das Steuersiegel ist ein amtlicher Stempel, den jede Firma nur einmal besitzt und den der Buchhalter aus verständlichen Gründen niemals jemand anderem übereignet. Ein gewissenhafter Buchhalter führt diesen Stempel in einem verschraubbaren Behältnis immer in seiner Hosentasche mit sich, um Missbrauch vorzubeugen. Wer also irgendwo in Georgien, beispielsweise mit seinem Firmenfahrzeug eine Tankstelle aufsucht und nach einem vorsteuerabzugsfähigen Beleg verlangt, wird, wenn er nicht in ein völlig ahnungsloses Gesicht stolpert, an den Buchhalter der Firma verwiesen, der sein Büro allerdings selten direkt bei der Tankstelle hat. Sollte dieses Büro dann zufällig in erreicharer Nähe zur Tankstelle sein und der Käufer die Geduld aufbringen, dieses aufzusuchen, dann sollte er dies tunlichst nicht an folgenden Wochentagen versuchen: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Denn an diesen Tagen finden in Georgien Beerdigungen statt. Und da Buchhalter meistens für mehrere Firmen arbeiten und auch allgemein ganz angesehene Leute sind, kennen Buchhalter auch viele Leute und sind deshalb öfter als andere Menschen verpflichtet, verstorbenen Feunden und Bekannten die Ehre eines letzten Gastmahls zu erweisen. Daher kommt es, dass Buchhalter öfter als andere Menschen, ihr Büro leider, leider verlassen müssen. Und deshalb ist es zumindest an vier Tagen der Woche nahezu unmöglich, einen vorsteuerabzugfähigen Beleg zu erhalten. Und an dem Tag nach einer Beerdigung hat ein pflichtbewusster Buchhalter dann meist Bachmelia. Denn eine Beerdigung ist überall in der Welt eine ernste Sache. Nicht nur in Georgien.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachrichten Magazin

Land und Leute

Linkliste

Slide Show
 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERKA-Verlag ©2002