Guten Tag aus Tbilissi,
Manchmal geben flüchtige Begegnungen einen weitaus tieferen
Einblick in ein Land als langatmige Analysen. Deshalb werden wir
ab sofort Begegnungen, wie wir sie in den letzten beiden Wochen
hatten, in Form von Kurz- oder Bildergeschichten publizieren. In
der Türkei, wo wir nebenbei einen sagenhaften Blick
auf den Kleinen und Großen Kaukasus erhaschten, trafen
wir zwei LKW-Fahrer, die Unfall-PKWs aus
Deutschland auf einem fast abenteuerlich anmutenden Weg nach
Georgien brachten. Und in Gori nahmen wir am selben Abend auf unserer
Heimweg von der Türkei nach Tbilissi noch zwei
Anhalterinnen mit, deren Geschichte uns im Nachhinein doch etwas
nachdenklich machte. Was wäre gewesen, wenn deren Schmuggelgut
nicht halb so harmlos gewesen wäre wie die paar Stangen Zigaretten,
die sie mit unserer ahnungslosen Hilfe von Ergneti in die georgische
Hauptstadt brachten?
Da wir schon einmal auf der Strasse sind: Unsere ausgedehnten
Fahrten durch Georgien in den vergangenen drei Wochen haben uns
veranlasst, einmal bei der Straßenbauverwaltung zu recherchieren
und daraus eine Titelstory zu produzieren. Lesen und betrachten
Sie eine aktuelle Bestandaufnahme der georgischen Straßen.
Unser Befund: Besser als ihr Ruf.
Ein deutscher Bundestagsabgeordneter besuchte im Sommer den Kaukasus:
Knapp 14 Tage, drei Länder, drei Hauptstädte, viele
Gespräche und Besichtigungen. Wir haben Jörg
Tauss, den stellvertretenden Sprecher der Parlamentariergruppe
Südkaukasus im Deutschen Bundestag, auf einem Teil dieser
Reise begleitet. In einem Interview schildert der bildungs- und
forschungspolitische Sprecher der SPD seine Eindrücke vom
Kaukasus. Einige Stationen seines Reiseprogramms werden wir in
späteren Reportagen noch ausführlicher würdigen.
Als der deutsche Politiker vor ein paar Wochen die MBG-Bank besuchte,
war im Hintergrund bereits zu erfahren, dass sich die Bank umbenennen
würde: ProCredit Bank heisst sie jetzt.
Die Erfolgszahlen der Bank, die bei dieser Gelegenheit vom neuen
Management veröffentlicht wurden, stehen in einem direkten
Kontrast zur landläufigen Meinung, dass es mit Georgien und
insbesondere mit seiner Wirtschaft rapide bergab gehe. Wir haben
uns deshalb zu einem Intereview beim Generaldirektor der Bank
vormerken lassen. In einer der nächsten Ausgaben mehr über
die Hintergründe einer Erfolgsgeschichte. Als MBG hat sich
das von der deutschen KfW angeführte Entwicklungsprojekt
auf Platz vier der georgischen Bankenwelt vorgeschoben.
Ureki war schon immer ein beliebtes Sommerziel für die georgischen
Hauptstädter. Seit ein paar Wochen wird es mit dem Begriff
"Hoffnung" in Verbindung gebracht, seit ein georgischer
Dollar-Multi-Millionär in dem ansonsten wenig attraktiven
die Keimzelle seines Touristendorfes Imedi
einweihen liess. Wir bieten Fotos und Hintergründe dieser
Vision vom modernen Georgien.
Eher hoffnungslos zeigt sich die georgische Stromwirtschaft dieser
Tage. Wir versuchen, etwas Licht ins Dunkel der täglichen
Stromabschaltungen zu bringen.
Interessante Unterhaltung wünschen wir Ihnen beim Lesen
unserer neuen GN-Ausgabe. Und damit Sie sich schon auf die nächste
Ausgabe freuen können, verraten wir Ihnen jetzt schon, dass
wir morgen früh in David Garedschi ein archäologische
Ausgrabung besuchen, bei der der deutsche Troja-Papst Professor
Manfred Korfmann mit seinen Leuten seit nunmehr vier Jahren Siedlungen
freilegt, die ins 2. Jahrtausend vor Christus datiert werden.
Die Rolle des Kaukasus an den Handelswegen der damaligen Zeit
zu erforschen, ist das eigentliche Ziel dieser Grabungen.
Viele Grüsse aus dem Kaukasus des 21. Jahrhunderts nach
Christus
Rainer Kaufmann
Irine Epitaschwili
Irakli Naskidaschwili
PS.: In unserer nächsten Ausgabe nehmen wir auch wieder
unsrere kulinarischen Rubriken "Restaurants in Tbilissi"
und "Neue georgische Küche" auf.
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