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Ausgabe 14/03
17. September



Er ist zweifelsohne einer der schillernsten Figuren in Georgiens Gesellschaft und - meist hinter den Kulissen agierend - eine der einflussreichsten: Badri Patarkatsischwili. Denn Badri Patakatsischwili hat Geld, viel Geld. Soviel Geld, dass er in Tbilissi den früheren Hochzeitspalast kaufte und zu einer standesgemässen Privatresidenz ausbaute. Oder dass er den Zirkus privatisierte und diesen derzeit renovieren lässt. Oder dass er einen Medienkonzern mit TV-Station, Tageszeitung und Nachrichtenagentur sein eigen nennen darf. Und, und, und .... Und trotzdem ist Badri Patarkatsischwili eine Art Gefangener seines eigenen Reichtums, der auf Hunderte von Millionen Dollar geschätzt wird, erworben in Russland als Partner von Boris Beresowski. Beide Herren werden in Russland steckbrieflich gesucht, weil ihnen nach Ansicht dortiger Staatsanwälte beim Ansammeln der immensen Reichtümer die eine oder andere Unregelmässigkeit untergekommen sein soll. Beide haben Russland verlassen müssen, Beresowski ist in England, Patarkatsischwili fand in der georgischen Regierung eine Art Schutzschirm gegen russischen Auslieferungsbegehren. Und dafür revanchiert er sich mit allerhand guten Taten für das Land.

Im Schwarzmeer-Badeort Ureki hat Patarkatsischwili im Sommer seine neueste Wohltat für Georgien errichtet, ein mittelgrosses Restaurant mit Freilichtbühne und Springbrunnen, zu dessen Einweihung der Staatspräsident höchstpersönlich anreiste und Patarkatsischwili als glühenden Patrioten und leuchtendes Beispiel für eine moderne

georgische Gesellschaft herausstellte, in der nicht nur der Staat sondern auch der Einzelne aufgefordert seien, Verantwortung und Initiative zu übernehmen. "Imedi - Stadt der Hoffnung" nannte der Tycoon seinen gastronomischen Vorzeige-Betrieb, der sich einmal zu einem riessigen touristischen Areal mit einigen Hotels, Yachthäfen und vielerlei

Vergnügungsbetrieben auswachsen soll. Ein eindrucksvolles Modell dieser patriotischen Zukunftsvision steht in der Mitte des derzeit noch durchaus überschaubaren Geländes, das sich vom improvisierten Badebetrieb des übrigen Ureki deutlich abhebt. Wann und mit welchen Mitteln das ganze Projekt realisiert werden kann, erscheint vorderhand noch unklar, ist aber auch gar nicht so wichtig, Hauptsache, ein Anfang ist gemacht und die Hoffnung hat in Georgien nicht nur einen Namen sondern auch einen festen Platz. Da machte es sich gut, dass die georgische Eisenbahn in Ureki am elben Tag einen neue Bahnhof

einweihen konnte, dessen für Georgien futuristische Architektur das Staatsoberhaupt zu der Bemerkung verleitete, dieser "Bahnhof sei ein zentraler Bestandteil einer neuen, modernen Infrastruktur in Georgien". 50.000 Menschen, so eine angesehene englisch-sprachige Tageszeitung in Tbilissi, sollen am 16. August dem Epoche-machenden Ereignis in Ureki zugeschaut haben, als der Präsident und sein Tycoon die Hoffnung für Georgien entdeckten.

Ureki hat sich mit seinem schwarzsandigen Badestrand Magnetiti in den letzten Jahren zu einem Zentrum des inländischen Sommertorusimus entwickelt, wenngleich dem Durchreisenden kaum erklärbar ist, wo denn die 50.000 Besucher des Imedi-Spektakels rein räumlich gesehen, untergekommen sein sollen. Das alte Hotel aus sozialistischer Zeit ist nach wie vor in einem unsäglichen Zustand und der Strand bedarf dringend einer Reinigungskolonne. Aber rund um den Betonklotz sind

eine Reihe von kleineren Privatunterkünften entstanden samt Restaurants und Verkaufsbuden, die den touristischen Inlandsmarkt mit seiner zwar deutlich steigenden aber im internationalen Vergleich noch immer recht bescheidenen Kaufkraft entsprechen, dem Wettbewerb mit Badeorten anderer Schwarzmeerländer zum Beispiel jedoch nicht einmal in Ansätzen standhalten. Wenn der georgische Bade-Tourismus wieder Märkte im Ausland erschliessen will, das können in erster Linie Märkte in Russland und der GUS sein, dann sind, ungeachtet der Realisierbarkeit des Patarkatsischwili-Projektes "Imedi", Investitionen von Hunderten Millionen von US-$ notwendig. Da braucht es schon einer gehörigen Portion an Hoffnung, wenn, so Eduard Schewardnadse in seiner Imedi-Lobrede, "Ureki eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des Landes" spielen soll.

Dass der Tycoon gerade in diesem Jahr mit seiner Vision herauskam, hat sicher auch mit dem Wahltermin am 2. November zu tun. Der in Russland steckbrieflich gesuchte Dollarzar sucht die Nähe zur georgischen Regierung. In dieses Raster passen auch die personellen Überrraschungen, mit denen Schewardnadses Regierungs-Block im Vorfeld der Parlamentswahlen aufwarten liess. So meldete sich mit Wascha Lordkipanidse, einem ausgewiesenen persönlichen Freund von Patarkatsischwili, ein früheres Schwergewicht der Schewardnadse-Mannschaft im Rampenlicht der Regierung zurück. Er soll den ersten Listenplatz im Regierungsblock "Für ein neues Georgien" bekommen und Kenner der georgischen Politik führen dies auch auf den Einfluss Patarkatsischwilis zurück, der als einer der Hauptfinanziers des Schewardnadse-Wahlkampfes gilt. Lordkipanidse werden ausgezeichnete Beziehungen zur russischen Politikelite nachgesagt, von denen, so heisst es in Tbilissi, am Ende auch Patarkatsischwili profitieren könnte. So hat die Hoffnung in Georgien nicht nur einen Namen und einen Ort sondern auch viele Facetten.











































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