Guten Tag,
endlich wird es wieder etwas wärmer. In der vergangenen Woche
war fast noch einmal der Winter eingekehrt, es war kalt und ungemütlich
in Tbilissi, und das ohne Gasversorgung. Die Stadtverwaltung hatte
es versäumt, rechtzeitig ihre Gasrechnung beim russischen Lieferanten
Itera zu begleichen und der reagierte kapitalistisch korrekt, indem
er seine Lieferungen erst einmal einstellte. Wann endlich wird man
in Georgien diese Grundregel der Marktwirtschaft kapieren?
Dafür retten sich die Menschen mit Galgenhumor: Schewardnadse,
so heisst es, habe den Frühling verkauft, um Auslandsschulden
zu begleichen. Hätte er doch mit dem Begleichen der Gasrechnungen
angefangen .......
Ostern in Tbilissi. Über Karfreitag, die Osternacht und
den Ostersonntag haben wir bei verschiedenen Anlässen Fotos
und ein paar Notizen gemacht. Dabei kam auch erstaunliches zutage,
was die Beziehungen der verschiedenen Religionen untereinander
angeht - nachzusehen in unserer Fotostrecke
und im Background-Fenster.
Erstaunlich ist auch die Bevölkerungsentwicklung
in Georgien. Nahezu zwei Millionen Menschen haben in den letzten
Jahren das Land verlassen, um andernorts Arbeit zu suchen - ein
nahezu dramatischer Aderlass an Wohnbevölkerung, der neben
vielen Problemen, die er hervorruft, jedoch auch vielen Familien
hilft, zu überleben.
Eine der attraktivsten und beliebtesten Landschaften
Georgiens ist Chewi, jener kleine Hochgebirgszipfel jenseits
des Kaukasus-Hauptkamms, der zu Georgien gehört. Eine üppige
Fotostrecke zeigt die bekannten und die verborgenen Schönheiten
dieser dramatisch schönen Landschaft. Ein weiteres touristisches
Thema haben wir - wieder einmal - im Umfeld des Nationalparks
Bordschomi-Charagauli gefunden. Die deutsche CIM-Expertin
Dr. Karin Steinmetzer kann dieser Tage nach einjährigem Engagement
Vollzug melden: Die Infrastruktur des Parks wurde entschieden
verbessert und Werbeflyer und -poster sind endlich gedruckt. Jetzt
fehlen nur noch die Touristen ....... Für alle, die sich
angesichts regierungsamtlicher Reisehinweise aus dem fernen Berlin
noch immer überlegen, ob der Kaukasus
ein Reiseziel sein könnte oder nicht, haben wir in einem
deutschen Kinderbuch die richtige Antwort gefunden. Kinder, heisst
es in einem deutschen Sprichwort, gehören zu der Gruppe von
Menschen, die die Wahrheit sagen.
Das georgische Nationalballett Sukhishvili
hat wieder einmal in Tbilissi gastiert. An zwei Abenden hatten
wir die Chance, das wirklich sehenswerte Programm auf und hinter
der Bühne fotografisch einzufangen. Mit einer Digitalkamera
sicher ein problematisches Unternehmen, trotzdem wollen wir Ihnen
die ganze Bandbreite der faszinierenden Tänze nicht vorenthalten
und bieten denen, die sich genügend Zeit im internet leisten
können, eine ausführliche Fotostrecke.
Dazu unsere bekannten Serien: Die Briefmarken,
diesmal aus dem Jahr 1998, das Monatsrezept
aus unserer Versuchsküche und ein neues
Restaurant in Tbilissi mit Namen "Crystall".
Heute, am 30. April, wird endlich das im vergangenen Herbst abgebrochene
EM-Qualifikationsspiel Georgien-Russland nachgeholt. Nach einem
UEFA-Gerichtsentscheid sollte es ohne Zuschauer stattfinden als
Strafe für den Messerwurf eines georgischen Fans auf einen
irischen Spieler vor ein paar Wochen. Ein Geisterspiel drohte.
Aber bei Gott, den Georgiern und der UEFA ist kein Ding unmöglich.
Alle 11.000 Zuschauer aus der abgebrochenen Begegnung haben nachträglich
das Recht bekommen, unter Vorzeigen ihrer damaligen Eintrittskarte
doch noch im Stadion zugelassen zu werden. Wetten, dass alle 11.000
ihre damals weggeworfenen Eintrittskarten rechtzeitig wiederfinden?
Nach ursprünglichem Urteil der UEFA sollten nur 75 Personen
jeder Nation zugelassen werden, selbst Pressevertretern wurde
bedeutet, dass die Stadiontüren verschlossen blieben. Nach
langem Hin und Her erhielt georgien-news gestern abend die lange
vorenthaltene Pressekarte, kann deshalb das bedeutende Sportereignis
besuchen und hat sich entschieden, dafür einen durchaus interessanten
Empfang in der deutschen Botschaft zu versäumen. Markus Meckel
und sein Gastgeber, der deutsche Botschafter, haben sicher Verständnis
für diese Entscheidung, die der Chronistenpflicht geschuldet
wird. Wer noch nicht weiss, wie und warum der erste Versuch, dieses
Länderspiel zu einem regelgerechten Ende zu führen,
scheiterte, kann im Archivfenster nachlesen: "Ein
Stadion im Candlelight" haben wir damals getitelt.
In Erwartung eines grossen Fussballabends grüsst Sie aus
Tbilissi
Rainer Kaufmann
Irina Epitaschwili
Irakli Naskidaschwili
PS.: Wegen einiger Probleme mit der Lautschrift bitten wir um
Nachsicht. Auf den Touristenkarten des Nationalparks wird die
englische Lautschrift verwendet: Kharagauli statt Charagauli.
Der deutsche Journalist sitzt da plötzlich zwischen allen
Stühlen. Will er die deutsche Lautschrift pflegen, verwirrt
er seine Leser, wenn sie auf der englischen Landkarte nach dem
entsprechenden Ort suchen. Verwendet er die englische Lautschrift,
muss er die Kenntnis von der phonetische Umsetzung derselben vorausstzen.
Ein anderes Beispiel: Das nationalballett, das wir in dieser Ausgabe
vorstellen führt den Namen Suchischwili. In der englischen
Lautschrift, die zum internationalen Markenzeichen des Balletts
gehört, liest sicher der Name wie folgt: Sukhishvili. Ein
Schreib-Problem, mit dem wir leben müssen und es wohl keinem
recht machen können. Tröstlich zu wissen, es ist sicher
nicht das größte Problem, das es hierzulande gibt.
|