Ausgabe 7/03
30. April
 TV-Termine:

 Schätze der Welt:
 Baku – Land des
 Feuers

 3sat: 11. Mai, 21.00 Uhr
 SWR: 18. Mai, 13.15 Uhr

 Schätze der Welt:
 Mzcheta – Wunder der
 Nino

 3sat: 18. Mai, 21.00 Uhr
 SWR: 25. Mai, 13.15

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Fährt man die Wascha Pschawela in Richtung Metro-Station Delissi, ist linkerhand ein neuer Glaspalast nicht zu übersehen. In der Nacht schon gar nicht, wenn die satt-rote Lichtreklame mit dem Schriftzug "Crystall" schon von weitem die Nachtschwärmer anlockt. Denn das Crystall ist eine Art Nachtclub, keiner von der schummrigen Art, eher, wie der Name verspricht, kristallklar. Das Innere zeigt sich mit viel buntem Neonlicht, ein halbrundes Theater mit einigen Stufen, die immer einen guten Blick auf die Bühne freigeben. Seit Dezember hat das Crystall eröffnet, vorher war hier das Restaurant Matador.


Das Programm beginnt immer um zehn Uhr abends, wer früher kommt, will meist ausgiebig tafeln. Und das kann man mehr als ausgezeichnet im Crystall, das sich vornehmlich für Geburtstagsfeiern oder größere Parties anbietet. Die Küche ist von 13.00 Uhr bis zum frühen Morgen geöffnet. Das Menu orientiert sich überwiegend an der traditionellen georgischen Küche. Bei einem nicht vorgesehenen Test anlässlich einer Geburtstags-einladung haben deutsche Gaumen von georgien-news das georgische Routine-Angebot auf dem Tisch in der Qualität als weit über dem Durch-schnitt eingestuft. Nach einigen Jahren Mphkali, Chatschapuri und Mzwa-di will das schon was heissen. Die Preise liegen im üblichen Rahmen für diejenigen, die sich solche Restaurants leisten können, andere Kunden verirren sich im Crystall ohnehin nicht. Für das Showprogramm werden zehn Lari Aufpreis pro Person verlangt.

Im Mittelpunkt des Programms steht die Showtanzgruppe "Vernissage", die mehrere 20-Minuten-Blocks am Abend bestreitet und das sechs mal in der Woche und im übrigen mehr als ordentlich. Das Opening in knappen Lederoutfit, danach kommen die Mädchen etwas eleganter daher, am Ende gibts sogar einen Can Can, ein Hauch von Amüsement parisienne weht durch das Neon-nüchterne Ambiente des Crystall an der Wascha Pschawela.

Zweimal in der Woche spielt eine Latino-Band und meist singt Schorena Karkaraschwili, die sich im übrigen auch als künstlerische Leiterin des Hauses vorstellt. Schorena ist eine von Hunderten begabter Popsän-gerinnen in der Stadt, die allenthalben mit einer Begleit-CD und fünf oder sechs Songs statt Begleit-Band durch die Bars und Clubs tingeln. Schorenas Stimme hat sicher nichts Aufregendes, sie repräsentiert allerdings guten georgischen Unterhaltungs-Durchschnitt, der allemal in der Lage wäre, diejenigen in Grund und Boden zu singen, die sich nach einem neudeutschen TV-Format im Teenager-Alter schon Superstars nennen dürfen. Vielleicht kommen die Herren Bohlen und Stein mal in den Kaukasus auf Talentsuche, der Trip dürfte sich sicher lohnen.

Kurz vor Ostern haben wir im Crystall gleich zweimal ein fünfköpfiges Vokalensemble gehört, das ganz sicher nicht mehr unter der Rubrik "Talentschuppen" geführt werden kann. Fünf ausgebildete Operetten-sänger machen in zwei halbstündigen Auftritten alles nieder, was die Musikliteratur hervorgebracht hat: Italienische Opern, Carmen, Jazz und Soul und selbst georgische traditionelle Volksmusik ist nicht sicher vor ihrem gesanglichen Rundumschlag. "Mkholod schen erts" heisst die Truppe, was soviel wie "Just for you" oder "Nur für Dich" bedeutet und ein bekanntes georgisches Lied zitiert. Leider sind die fünf immer wieder wochenlang in Moskau engagiert, wo es in Bars, Casinos und Clubs mehr Auftrittsmöglichkeiten gibt als in Tbilissi. Auch ohne die fünf mit ihren Stimmlagen vom Heldentenor bis zum Koloraturbass ist das Crystall-Programm unterhaltsam, ab zwölf geht dann richtig die Post ab, dann ist Disco-Time angesagt.

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