Guten Tag aus Tbilissi,
Glauben Sie bitte nicht, Sie würden etwas wichtiges in der
georgischen Politik, inbesondere im georgischen Wahlkampf versäumen,
wenn wir nicht ausführlich darüber berichten. Der Wahlkampf
ist inhaltlich absolut uninteressant, programmatische Aussagen scheinen
den Parteien mehr Kopfzerbrechen zu verursachen als gelegentliche
Zusammenstösse und vor allem die sich immer wiederholenden
Vorwürfe an die jeweils andere Seite, die Wahlen manipulieren
oder gar über einen herbei-inszenierten Notstand ganz verhindern
zu wollen. Wir wollen Ihnen all dieses ersparen und werden kurz
vor den Wahlen noch einmal ausführlich Bilanz ziehen und dann
in aller Ruhe das Wahlergebnis abwarten.
Ganz ungewollt wurde diese Ausgabe etwas Kulturlastig. Da kam
der Abschluss der diesjährigen Kampagne Tübinger und
georgischer Archäologen in David Garedschi
zusammen mit einem Bericht von einer Kinder-Sommerakademie
und einem Vorbericht auf ein hochinteressantes Konzert
in Tbilissi - alles aktuelle Pflichtthemen für diese
Ausgabe. Die Reportage über die Jugendstil-Bank
in Tbilissi hatten wir schon lange auf unserem Plan und die
Fotos, die uns der Schweizer TV-Journalist
Christoph Müller von seiner Sommer-Rundreise durch Georgien
schickte, wollen wir Ihnen auch nicht vorenthalten. Also eine
geballte Ladung an optischen Leckerbissen aus dem Kaukasus.
Die angekündigten georgischen Leckerbissen müssen wir
Ihnen noch einmal vorenthalten, eine Grippewelle hat die Redaktion
derart geschwächt, dass wir keine Möglichkeit mehr fanden,
ein neues georgisches Rezept aus der Taufe zu heben. Dem fiel
auch das bereits terminierte Interview mit dem Generaldirektor
der ProCredit Bank zum Opfer, beide, Journalist und Gesprächspartner
lagen am vereinbarten Tag grippegeschwächt im Bett. Dafür
bieten wir Ihnen die Leckerbissen des ersten Japanischen
Restaurants in Georgien.
Enttäuschend verlief dagegen die groß angekündigte
Lebensmittelmesse in Tbilissi. Die georgische
Landwirtschaft und deren Folgeindustrie schlafen anscheinend noch
immer den Schlaf des Gerechten, sonst hätte diese Ausstellung
einer zukunftsträchtigen Industrie mehr Resonanz gefunden.
Oder aber Tbilissi ist eben doch kein attraktiver Messeplatz.
Vielleicht täte es auch mit dieser Einsicht, ehe man wieder
internationale Messeereignisse ankündigt, von denen kaum
einer Notiz nimmt.
Mit der Konzert-Ankündigung von TheShin und dem Hinweis
auf die Tournee eines Kindertanzensembles
wollen wir Sie auf eine weitere Rolle hinweisen, die wir gerne
übernehmen: die des Terminkalenders im georgisch-deutschen
oder auch nur im georgischen Veranstaltungsbetrieb. Schicken Sie
uns Ihre Informationen und Termine, wir werden eine eigene Rubrik
dafür einrichten.
Soweit die herbstlichen Impressionen aus Georgien. Es ist unerwartet
kühl, nach wie vor, und regnerisch. Wir warten auf den goldenen
Oktober und auf die Wahlen des Jahrhunderts.
Viele Grüsse aus dem Kaukasus
Rainer Kaufmann
Irine Epitaschwili
Irakli Naskidaschwili
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