Ausgabe 4/02, 24. März
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Moderner Menschenhandel
Der Staat ist machtlos

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben bis zu einer Million Bürger Georgien verlassen. Die Mehrheit von ihnen wanderte nach Russland oder in westlich Länder aus, um dort zu arbeiten und zu leben. Mit dem Anwachsen der Emigration wuchs auch die Zahl der Reiseagenturen ziemlich rasch. Untersuchungen zeigen jetzt aber die Tendenz, dass einige dieser Reisebüros kurz davor stehen, auf die Ebene des Menchenhandels abzugleiten, berichtete der Chef des Zentrums zum Schutz der Rechte von Ausländern und Migranten (ZSRAM), einem NGO, Nugsar Sulaschwili.

Die Strafverfolgungsbehörden haben noch keinen Menshenhändler festgenommen. Um die künftige Situation zu komplizieren gibt es keine gesetzliche Handhabe, Menschenhandel zu verfolgen.

"Die Strafverfolgungsbehörden sind nicht qualifiziert und informiert genug, um gegen Menschenhandel zu kämpfen," erklärte der Pressesprecher des Innenministeriums Paata Gomelauri. Seiner Ansicht nach sind Fälle von Menschenhandel eine Angelegenheit des georgischen Büros von Interpol. Das Sekretariat dieses Büros erklärt aber, überhaupt nicht mit Fällen von Menschenhandel befasst zu sein.

Das ZSRAM erklärte, der Menschenhandel habe seine Beschützer in den höheren Rängen der Regierung. Die Organisation hatte der Parlamentskommission für Verfahrensfragen Unterlagen übergeben, aus denen hervorging, dass ein MP in Menschenhandel verwickelt sei. Die einzige Antwort des Komitees war: "Wir haben Information über den MP gesammelt und können keine Gesetzesverletzung seinerseits finden". Da NGO gibt den Namen des MP nicht preis.

"Wir haben Informationen, dass einige zehn dieser Reiseagenturen in Menschenhandel verstrickt sind. Wir haben darauf gedrängt, gegen viele Ermittlungen wegen Unterstützung der Prostitution und wegen Betrugs aufzunehmen. Es wurde bis jetzt aber nur ein Fall von Verbrechen aktenkundig." sagte Nugsar Sulaschwili. Nach seinen Worten appellieren Hunderte von Betroffenen an die Strafverfolgungsbehörden und verlangen den Schutz ihrer Rechte oder die Bestrafung derer, deretwegen sie Opfer des Menschenhandels wurden. Aber bisher habe es keine ernsthafte Antwort gegeben.

Die Stafverfolgungsbehörden haben noch nicht einmal ausreichend auf die Tatsachen reagiert, dass viele der Migranten gefälschte Beschäftigungs- oder Bankdokumente benutzten, um Visa zu erhalten. Solche illegalen Dokumente kämen oft vom Parlament, verschiedenen Ministerien und der Staatskanzlei, erklärte Nugsar Sulaschwili.

"Diese Dokumente sind oft so gut gemacht, dass ich daran zweifle, dass sie vergessen werden.Wie ich von Reiseagenturen weiss, bezahlen die Leute Geld dafür, um ordentliche Dokumente mit falschen Angaben von Regierungsstellen zu erhalten", erklärt Nugsar Sulaschwili.

Türkei, Frankreich und Spanien sind die beliebtesten Ziele die die georgischen Menschenhändler. Die USA sind ebenso eine wichtige Destination. Die Opfer des georgischen Menschenhandels werden oft in der Sexindutrie eingesetzt, als Dienstmägde, in Stripteasebars und Restaurants, in Fabriken und auf Baustellen.

Normalerweise ziehen die Menschenhändler die Dokumente der Migranten ein. Die Arbeit ist meist viel härter als versprochen und die Gehälter unvergleichlich geringer als ursprünglich zugesagt.

Georgien ist ein Exportland, was den Menschenhandel angeht. Im georgischen ZSRAM sind 336 Fälle von Opfern des Menschenhandels registriert, 265 davon sind Frauen, 71 Männer.

"Ich glaube, die ralen Opferzahlen sind zwei oder dreimal so hoch als wir registreirt haben, da viele der Opfer Angst haben, ihren letzten Arbeitsplatz zu enthüllen. Andere befinden sich noch im Ausand und werden von den Menschenhändlern diskriminiert" erklärte Sulaschwili.

Die Opfer sagen, dass oft Gewalt gegen sie angewendet worden sei. Recht häufig seien sie mit dem Tod bedroht worden. Dadurch wird deutlich, warum es es schwierig ist, der Sklaverei und Ausbeutung zu entkommen, wenn man in der Hand der Menschenhändler ist. Ein junges Mädchen, Opfer des Menschenhandels, erklärt, sie sei in den Menschenhandel verwickelt gewesen unter Druck und Drohungen.

Das Zentrum hat keine Information eines Mordes an einem der Opfer des Menschenhandels. Aber es gibt einen Fall von Selbstmord, nachdem eine junge georgische Frau der Sexindustrie entkommen konnte. Das Motiv für den Selbstmord wird in Erpressung durch die Menschenhändler vermutet.

"Das Schlimmste ist, das die Opfer nicht wissen, wie sie ihre Rechte schützen können. Sie meiden die Strafverfolgungsbehörden oder die diplomatischen Institutionen, die ihre Rechte zu schützen haben", sagt Nugsar Sulaschwili.

Es gibt kein Gesetz in Georgien, das die Bürger vor Menchenhandel schützen würde. Ein Gesetzesentwurf, ausgearbeitet von NGO`s wurde dem Parlament vor zwei Jahren zur Diskussion vorgelegt und es gbt keine Ausicht, dass er angenommen würde. Wegen des Fehlens einer solchen Gesetzgebung und der Negligation der staatlichen Behörden kann jeder Georgier, der daran denkt, im Ausland der harten sozialen Situation zu entkommen, Opfer des Menschenhandels werden.

 

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