Ausgabe 4/02, 24. März
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Ein gefährliches Spiel

Das war zu erwarten, dass die georgischen Medien jetzt nachlegen, nachdem der Coup der Präsidenten Bush und Schewardnadse so erfolgreich war. Beide hatten mit der Überhöhung des Pankisi-Problems durch angebliche Al Qaida-Kämpfer die Ausweitung der amerikanischen Militärhilfe für Georgien begründet. Jetzt sind die Amis im Land, die Russen haben nicht mehr viel zu melden. Und die georgischen Medien, die seit Wochen die Situation im Pankisi in den grellsten Farben geschildert haben, sind stolz, ihren Beitrag zu dieser geostrategischen Entwicklung geleistet zu haben.

Und schon fangen Sie an, das Spiel in Abchasien zu wiederholen, unterstützt von wichtigtuerischen Politikern, die sich hierzulande noch etwas gewichtiger in die Medien drängen als andernorts. Was im Pankisi funktionierte, soll nun in Abchasien ebenfalls Wirkung zeigen. Ein Zentrum der Al Quaida wird da herbeigeschrieben, ein absolut rechtsfreier Raum, Drogenkriminalität und Drogenhandel. Drei in Tbilissi aufgegriffene Afghanen, die selbstredend von Tbilissi über Abchasien nach Europa einreisen wollten - als ob dies der einfachste Weg nach Westen wäre -, zieren gar die Titelseiten renommierter Blätter. Die Versatzstücke für die Kulisse der nächsten Seifenoper sind bekannt, sie werden jetzt nur vom Osten Georgiens in den Westen verschoben.

So will man jetzt das Augenmerk des Westens, insbesondere der USA und der NATO auf Abchasien lenken in dem kindlichen Glauben, die USA und ihre Verbündeten würden die Al Qaida auch in Abchasien jagen. Eine naive Logik. die da sagt, wenn die Amerikaner uns helfen, mit der Al Qaida im Pankisi fertig zu werden, warum wollen sie diese Hilfe in Abchasien verweigern, das doch zu Georgien gehört? Könnte man im Kampf gegen den internationalen Terror nicht so nebenbei Abchasien zurückholen, mit Gewalt? Irgendwie werden da plötzlich alle Gefangene ihrer eigenen Propaganda, die Georgier und die Amerikaner, die Russen sowieso, die das Terroristen-Theater im Pankisi angefangen haben und eindeutig die Verlierer dieses Spieles sind.

Die Fortsetzung der Kampagne durch Georgien kann aber gefährlich werden, der Schuss droht, nach hinten loszugehen. Die Amerikaner werden wohl nicht im Traum daran denken, sich in Abchasien zu engagieren oder den Georgiern freie Hand für eine Gewaltlösung zu geben. Da können diese noch so viele Al Qaida Leute in Abchasien vermuten. Die militärische Option ist für Georgien vorbei. Die Amerikaner werden sich die Stabilität im Kaukasus, die sie für ihre beiden Milliarden schweren Pipelines brauchen, nicht durch kleinkarierte Scharmützel um georgische Provinzen zerstören lassen. Eher werden die abtrünnigen Abchasen mit dem Profit gelockt, der eine weitere Pipeline, diesmal durch ihr Gebiet, bringen soll. Das einzige, was diese Pankisi-Folge-Kampagne hervorrufen kann, ist eine erneute hysterische Reaktion in der Duma und in den nationalistischen Medien Russlands. Sie bekommen von ihren georgischen Kollegen unnötigerweise die Munition frei Haus geliefert, mit der sie eine vernünftige Lösung des Abchasienkonflikts, so sich denn überhaupt abzeichnet, torpedieren können. Im Skat würde man sagen: Man kann sein Spil auch überreizen.

 

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