Guten Tag,
diesmal wieder aus der georgischen Hauptstadt, in der sich auf den
ersten Blick im letzten Vierteljahr nicht allzuviel verändert
hat. Nur die Straße zwischen Flughafen und Stadtmitte hat
unter dem überaus harten Winter doch recht erheblich gelitten.
Das ging beim nächtlichen Transfer schon ganz schön auf
die Knochen, viel mehr auf die Stossdämpfer des tapferen Golf,
der uns zur Stadtmitte brachte.
Ein etwas makabrer Scherz stimmte mich in einer englischsprachigen
Zeitung schon im Flugzeug auf die real existierende Energiekrise
in Georgien ein. Demnach soll der amerikanische Präsident
seinen georgischen Kollegen intensiv gebeten haben, dieser möge
ihm doch vor Beginn der Irak-Offensive für ein oder zwei
Tage seinen Engergieminister Mirtschulawa ausleihen. Man brauche
dessen Erfahrung bei der Verdunkelung von Hauptstädten......
Da wir beim Thema Airliner sind: der Luftkampf über Tbilissi
hat in den letzten Tagen beunruhigende Ausmasse angenommen. Die
Germania kämpft mit Airzena erbittert um einen Direktflug
von Frankfurt nach Tbilissi, British Airways und Turkish Airlines
sind unter heftigen Druck der georgischen zivilen Luftfahrtverwaltung
geraten und müssen eventuell ihre Flüge nach Tbilissi
einstellen. Da macht es doch wirklich Hoffnung, anzusehen, wie
sich der Service beim nationalen Carrier immer weiter in Richtung
Sozialismus zurückentwickelt.
Irgendwie im Zusammenhang mit dem internationalen politischen
Klima steht das Thema Abchasien. Nach dem Treffen zwischen Putin
und Schewardnadse von Sotschi ist Bewegung in die Sache gekommen,
diplomatische Beobachter sind sich allerdings nicht einig, ob
die grosse Richtung dieser Bewegung noch stimmt. Lesen Sie eine
Analyse über die Situation nach dem
Sotschi-Gipfel.
Die Nachbarregion Swanetien hat nichts von ihrem archaischen
Reiz verloren. Wir wollen dies im zweiten Teil unserer georgischen
Landschaftsserie mit einer attraktiven Fotostrecke nachweisen.
In Deutschland haben wir in der letzten Woche die Chance genutzt,
Georgiens Mann an der Spree, Konstantin
Gabaschwili zu besuchen. Ein erstaunlich undiplomatisches
und offenes Gespräch über die politische, gesellschaftliche
und wirtschaftliche Situation des Landes kam dabei heraus.
Zwei Geschichten aus der Wirtschaft behandeln Themen, die wir
in Georgien News im vergangenen Jahr in der einen oder anderen
Weise schon dargestellt haben. Trotzdem, sie sind aktuell, bringen
neue Informationen - updates heisst dies im Internet-Zeitalter
- und gehören deshalb in diese Ausgabe: Georgiens Weinwirtschaft
und ihre Exportchancen und die seit Jahren brennende Frage
der Steuerreform. Hat das Parlament jetzt endlich den Mut
gefunden, einen sauberen Schnitt im Dickicht der korruptions-freundlichen
Steuergesetze vorzunehmen? In der ersten Lesung hat`s geklappt,
schaunmermal was draus wird. In Berlin muss sich Kanzler Schröder
auch darauf gefasst machen, dass kein Gesetz so aus dem Parlament
herauskommt wie es eingebracht wurde. Wozu schliesslich leisten
wir uns unsere Abgeordneten? In der Frage der georgischen Steurreform
sitzen die grossen Blockierer allerdings nicht im Parlament, Währungsfond
und Weltbank gelten als grösstes Hindernis für dringend
benötigte Bereinigung der Steuerszene.
Dazu unsere Serien von den Briefmarken
und der neuen georgischen Küche.
Auf einen Restaurant-Besuch müssen wir diesmal leider verzichten.
Irine Epitaschwili, die Kneipentesterin der letzten Wochen, absolviert
gerade ein Seminar in Berlin und wird dort - hoffentlich - die
eine oder andere Chinkali-freie Kneipe testen. Dafür empfehlen
wir Ihnen eine Story in unserer Background-Ecke: Spaghetti
a la Kaukasus. Zum Nachkochen daheim kaum geeignet. Dafür
lernen wir in dieser Story, was man hierzulande - und andernorts
- unter dem Begriff Abkochen versteht.
Guten Appetit, was immer auf Ihrem Speiseplan steht, wünscht
Ihnen aus Tbilissi
Rainer Kaufmann
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