Ausgabe 5/03
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Tourismus statt Terrorismus?
Schewardnadse hat eine Vision fur das Pankisital


Der georgische Staatspräsident hat noch Visionen. Der überraschten Öffentlichkeit verkündete er im Februar des Jahres 2003, dass er das Pankisital von allen finsteren Elementen säubern wolle und verhieß dem Tal eine Zukunft als Zentrum des Tourismus. Die natürlichen Voraussetzungen dort seien so außerordentlich gut und das Tal so ungewöhnlich schön, dass er seinem Staatsvolk für die Zukunft ein völlig neues Paradies für Erholung und Freizeit in Aussicht stellte. Und den Kisten und Flüchtlingen aus Tschetschenien damit auch eine sichere Zukunft. Vor einem Jahr noch galt das Pankisital als Hort der Al Qaida und musste sogar in öffentlichen Reden George W. Bushs als Begründung dafür herhalten, dass er seinem georgischen Partner ein Ausbildungsprogramm für Spezialeinheiten zum Preis für 64 Millionen US-$ zukommen ließ.

Und jetzt spricht der georgische Präsident bereits vom Aufbau einer neuen touristischen Destination im Kaukasus? Bis zu diesem Zustand einer blühenden Landschaft haben er und seine Sicherheitsorgane noch eine ganze Menge harter Arbeit vor sich. In der vergangenen Woche erst wurde einer Gruppe von georgischen Kick-Boxern die Reise ins Pankisi-Dorf Duisi verweigert, wo sie zusammen mit einheimischen und tschetschenischen Sportlern das Kickbox-Turnier „Stars des Kaukasus“ austragen wollten. So machten Kisten und Tschetschenen die Suche nach dem kaukasischen Superstar der fernasiatischen Kampfsportart im Kulturhaus von Duisi unter sich alleine aus.

Am vergangenen Wochenende begann eine neue Operation der georgischen Sicherheitskräfte im Pankisital, wo man einerseits noch einige verbliebene tschetschenische Rebellen, andererseits aber auch jede Menge georgischer Krimineller vermutet. Schewardnadse erklärte, dass Georgien Flüchtlinge zweifelsohne aufnehme, aber zusammen mit den Geheimdiensten Russlands und Amerikas jeden Kämpfer ausweisen werde, der sich als Flüchtling tarne. Insbesondere wird es auch darum gehen, nach der Schneeschmelze die Grenze nach Tschetschenen abzuriegeln und den in den letzten Jahren ungehinderten kleinen tschetschenischen Grenzverkehr zu unterbinden. Dafür wird Georgien allerdings auch auf die Hilfe der russischen Grenzbehörden angewiesen sein. Man weiß nämlich in Kaukasus, dass es für jede Dienstleistung einer Behörde, auch für das Wegsehen oder Augen verschließen, einen festen Tarif gibt.

Im Pankisital leben nach einer Information des georgischen Ministeriums für Staatssischerheit derzeit rund 7.500 Kisten, das sind georgische Staastsbürger tschetschenischer Abstammung, 1.500 ethnische Georgier, 200 Osseten, 4.500 Flüchtlinge aus Tschetschenien, 100 Araber und ein paar Dutzend Kabardiner und Karachaier. Von den mehreren Hundert tschetschenischen Widerstandskämpfern und arabischen Söldnern hätten während der Operationen der georgischen Sicherheitskräfte im vergangenen Herbst rund 90 % das Tal mehr oder weniger freiwillig verlassen, die meisten in Richtung Tschetschenien.

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