Guten Tag aus Deutschland,
mit der Politik, das zeigen vier unserer heutigen Beiträge,
ist es ganz einfach: Große außenpolitische Auftritte,
das Einweihen von Denkmälern jeglicher Art und das Zelebrieren
machtpolitischer Hahnenkämpfe sind dem Wählervolk allemal
leichter zu vermitteln als Gesetzesreformen und seriöses
Fortentwickeln des Wirtschaftsstandortes Georgien, sofern man
von einem solchen derzeit überhaupt reden kann. Noch immer
tut sich die Rosen-Regierung schwer damit, ihre innenpolitischen
Reform-Versprechen auch in die Tat umzusetzen. Da kommen dann
große, aber ferne Visionen wie der Beitritt zu EU und NATO,
mit denen schon Eduard Schewardnadse versuchte, etwas vom Glanz
seiner verblichenen politischen Strahlkraft aufzupolieren, wie
gerufen. Dass beide Institutionen bei den Gästen aus Georgien
zuerst einmal die Erledigung der dringlichsten Hausaufgaben angemahnt
haben, geht da leicht unter.
Ebenso ist es mit dem Thema Adscharien, das derzeit die politische
Tagesordnung in Tbilissi beherrscht. Muss man Saakaschwilis Osterbotschaft,
man solle die schwierige wirtschaftliche Lage für viele nicht
aus den Augen verlieren, sich aber zuerst um die staatliche Einheit
Georgiens kümmern, gar ernst nehmen? Wird die Wirtschaft
nach der Herstellung der staatlichen Einheit Georgiens automatisch
aufblühen oder ist es nicht gerade umgekehrt? Könnte
nicht eine blühende Wirtschaft in Georgien der Motor sein,
mit dem das Land zur staatlichen Einheit gelangen kann? Die Regierung
scheint sich mit dieser Prioritäten-Frage noch nicht ernsthaft
beschäftigt zu haben. Wir haben Ihnen zu all diesen Themen
Hintergrund-Informationen aufbereitet, damit Sie die dramatischen
Inszenierungen, mit denen die georgische Politik immer wieder
aufwartet, ein bisschen gelassener einordnen - und vielleicht
sogar genießen - können.
Zwei Fotostrecken schmücken diese Ausgabe. Einmal längst
versprochene Bilder aus dem Nationalpark Bordschomi-Charagauli
und eine wirklich seltene Reportage aus dem Kodori-Tal, jenem
abgeschiedenen Landstrich hinter den swanetischen Bergen, der
in den letzten Jahren immer wieder in die Schlagzeilen der großen
Politik geraten war. Das Kodorital ist der einzige Bereich Abchasiens,
der von Georgien kontrolliert wird. Anlässlich der Parlamentswahlen
war unser Mitarbeiter und Fotograf Goga Tschanadiri im Kodorital,
das ansonsten für Journalisten eher geschlossen ist.
Zwei Themen in eigener Sache bieten wir Ihnen noch an. Der Hinweis
auf eine Fotoausstellung in Saarbrücken, in der viele Fotos
aus der Arbeit von georgien-news gezeigt werden. Und die Information
über ein neues Restaurant in Tbilissi. Was wir damit zu tun
haben? In diesem Restaurant werden immer wieder einige Rezepte
unserer Serie "Neue georgische Küche" präsentiert.
Und - versprochen - in Zusammenarbeit mit der Küchenchefin
vom "Zandukeli 40" werden wir ab Mai unsere Serie von
der neuen georgischen Küche wieder aufnehmen. Sie - und wir
- dürfen uns darauf freuen.
Viele Grüße
- diesmal aus Deutschland -
Rainer Kaufmann
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