Ein neues Museum in Tbilissi
Wer die meisten doch ziemlich heruntergekommenen
Museen der georgischen Hauptstadt kennt, reibt sich die Augen,
wenn er das neueste Tbilisser Museum betritt: Helle Beleuchtung,
die Ausstattung vom Feinsten, ein modernes museumsdidaktisches
Konzept. Die Rede ist vom Geldmuseum der Nationalbank in der
Leonidsestrasse. In zwei kompakten Säälen wird die gesamte georgische
Geschichte anhand aller Münzen und Geldscheine dargestellt,
von denen man weiss, dass sie jemals in Georgien gehandelt wurden.
In einem dritten Saal werden die Währungen der Welt vorgestellt.
Geld, so der Präsident der georgischen
Nationalbank Irakli Managadse in einem Vorwort zum aufwendig
gemachten Katalog des Museums, spiegele die politische und ökonomische
Bedeutung eines Staates wieder, es symbolisiere die Einheit,
die Kraft und den Wohlstand einer Nation in Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft. Gerade deshalb hat die Nationalbank der jungen
Nation zum 10. Jahrestag ihrer Neugründung wohl mit diesem Museum
die Geschichte des georgischen Geldes und die Gechichte des
Geldes in Georgien präsentiert. Eine sehenswerte Einrichtung
- nicht nur für Numismatiker, wenngleich die wertvollen Originale
in den Schatzkammern verschiedener Museen gezeigt werden und
nicht in der Nationalbank. Im Geldmuseum sind nur Kopien zu
besichtigen. Der Wert des Museums liegt aber in seiner Konzeption,
die eine Gesamtschau der Geldgeschichte Georgiens und damit
auch der Geschichte des Landes ermöglicht und schliesslich einen
Eindruck davon vermittelt, was in Georgien möglich ist, wenn
man etwas Geld investieren kann.
Die ältesten und wertvollsten Münzfunde
Georgiens sind die kolchischen Tetri aus dem 6. und 5. Jahrhundert
vor Christus. Der Begriff Tetri wurde bei der Schaffung der
neuen georgischen Währung als Untereinheit des Lari aufgegriffen.
Mit dem kolchischen Tetri gehört die Kolchis zu den Regionen
der Welt mit der ältesten Produktion von Münzen, denn nur ein
paar Länder produzierten damals Silbermünzen. Der kolchische
Tetri ist somit eine der ältesten bekannten Münzen der Welt.
Der kolchische Tetri war bis zum 3.
Jahrhundert im Umlauf, als er von Goldmünzen Alexander des Grossen
ersetzt wurde oder von lokalen Nachahmungen, die in der Kolchis
hergestellt wurden. Das Original einer mazedonischen Goldmünze
mit dem Abbild Alexander des Grossen wird im swanetischen Mestia
aufbewahrt, ein Zeichen dafür, dass die Swanen schon früh über
die kolchischen Häfen mit der griechischen Welt Handel getrieben
haben. Seither ist die Zirkulation von Münzgeld in Georgien
ungebrochen, auch wenn es sich nicht immer um eigene Währungen
handelte.
In den ersten beiden Jahrhunderten
der neuen Zeitrechnung zirkulierten in Georgien zwei Fremdwährungen
gleichzeitig: die römische und die parthische. Das kleine georgische
Königreich hielt tapfer die Balance zwischen den rivalisierenden
Grossmächten - eine Paralelle durchaus zur heutigen Situation.
Als Georgien später unter die Herrschaft der Araber fiel, wurde
der Dirham zur beherrschenden Währung, in der Tbilisser Münze
prägte man Geld in arabischem Stil und während der persischen
Herrschaft im 16. und 17. Jahrhundert wurden die Könige von
Kartli und Kachetien gezwungen, die Namen der persischen Schahs
auf ihre eigenen Münzen zu prägen.
Von der grossen Zeit der georgischen
Nation im Mittelalter zeugt eine Münze, die David Aghmaschenebeli
zeigt. Das Original ist in einem Londoner Museum.
Der zweite Saal stellt die Einführung
des russischen Geldes in Georgien ab 1804 und den Umlauf des
russischen Rubel dar bis zur ersten unabhängiger Republik Georgiens
1918, sowie die Münzen der Demokratischen Republik Georgiens
und das Geld aus der Sowjetzeit. So spannt das Geldmuseum einen
wirklich interessanten Bogen von der Kolchiszeit über das Mittelalter
und die Zeit des russischen Rubels bis hin zu dem aktuellen
und neuen Geld der Georgier, dem Lari, der am 2. Oktober 1995
eingeführt wurde. Mit dem Notgeld Kuponi, mit dem der nahezu
unregierbare Staat Georgien von 1993 bis 1995 seinen Haushalt
darzustellen versuchte, wird auch dieser schwierige Teil der
georgischen Staatswerdung dargestellt.
Im dritten Saal werden die aktuellen
Währungen der Welt dargestellt. Hier will man auch Trainingskurse
für Kassierer abhalten und Schulklassen mit den Währungen der
Welt vertraut machen. Natürlich wird auch der EURO ausführlich
präsentiert und alle seine Vorgängerwährungen. Für deutsche
Besucher bietet das Museum in Tbilissi somit eine nostalgische
Erinnerung an die Deutsche Mark, die immerhin 50 Jahre deutscher
Geschichte repräsentiert.
Mit der folgenden Fotostrecke will
GN etwas Lust machen auf dieses sehenswerte neue Museum der
georgischen Hauptstadt.
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