Ausgabe 6/02, 24. April
Home            

 

 
 

 
 
 

 

 

Ein neues Museum in Tbilissi

Wer die meisten doch ziemlich heruntergekommenen Museen der georgischen Hauptstadt kennt, reibt sich die Augen, wenn er das neueste Tbilisser Museum betritt: Helle Beleuchtung, die Ausstattung vom Feinsten, ein modernes museumsdidaktisches Konzept. Die Rede ist vom Geldmuseum der Nationalbank in der Leonidsestrasse. In zwei kompakten Säälen wird die gesamte georgische Geschichte anhand aller Münzen und Geldscheine dargestellt, von denen man weiss, dass sie jemals in Georgien gehandelt wurden. In einem dritten Saal werden die Währungen der Welt vorgestellt.

Geld, so der Präsident der georgischen Nationalbank Irakli Managadse in einem Vorwort zum aufwendig gemachten Katalog des Museums, spiegele die politische und ökonomische Bedeutung eines Staates wieder, es symbolisiere die Einheit, die Kraft und den Wohlstand einer Nation in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gerade deshalb hat die Nationalbank der jungen Nation zum 10. Jahrestag ihrer Neugründung wohl mit diesem Museum die Geschichte des georgischen Geldes und die Gechichte des Geldes in Georgien präsentiert. Eine sehenswerte Einrichtung - nicht nur für Numismatiker, wenngleich die wertvollen Originale in den Schatzkammern verschiedener Museen gezeigt werden und nicht in der Nationalbank. Im Geldmuseum sind nur Kopien zu besichtigen. Der Wert des Museums liegt aber in seiner Konzeption, die eine Gesamtschau der Geldgeschichte Georgiens und damit auch der Geschichte des Landes ermöglicht und schliesslich einen Eindruck davon vermittelt, was in Georgien möglich ist, wenn man etwas Geld investieren kann.

Die ältesten und wertvollsten Münzfunde Georgiens sind die kolchischen Tetri aus dem 6. und 5. Jahrhundert vor Christus. Der Begriff Tetri wurde bei der Schaffung der neuen georgischen Währung als Untereinheit des Lari aufgegriffen. Mit dem kolchischen Tetri gehört die Kolchis zu den Regionen der Welt mit der ältesten Produktion von Münzen, denn nur ein paar Länder produzierten damals Silbermünzen. Der kolchische Tetri ist somit eine der ältesten bekannten Münzen der Welt.

Der kolchische Tetri war bis zum 3. Jahrhundert im Umlauf, als er von Goldmünzen Alexander des Grossen ersetzt wurde oder von lokalen Nachahmungen, die in der Kolchis hergestellt wurden. Das Original einer mazedonischen Goldmünze mit dem Abbild Alexander des Grossen wird im swanetischen Mestia aufbewahrt, ein Zeichen dafür, dass die Swanen schon früh über die kolchischen Häfen mit der griechischen Welt Handel getrieben haben. Seither ist die Zirkulation von Münzgeld in Georgien ungebrochen, auch wenn es sich nicht immer um eigene Währungen handelte.

In den ersten beiden Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung zirkulierten in Georgien zwei Fremdwährungen gleichzeitig: die römische und die parthische. Das kleine georgische Königreich hielt tapfer die Balance zwischen den rivalisierenden Grossmächten - eine Paralelle durchaus zur heutigen Situation. Als Georgien später unter die Herrschaft der Araber fiel, wurde der Dirham zur beherrschenden Währung, in der Tbilisser Münze prägte man Geld in arabischem Stil und während der persischen Herrschaft im 16. und 17. Jahrhundert wurden die Könige von Kartli und Kachetien gezwungen, die Namen der persischen Schahs auf ihre eigenen Münzen zu prägen.

Von der grossen Zeit der georgischen Nation im Mittelalter zeugt eine Münze, die David Aghmaschenebeli zeigt. Das Original ist in einem Londoner Museum.

Der zweite Saal stellt die Einführung des russischen Geldes in Georgien ab 1804 und den Umlauf des russischen Rubel dar bis zur ersten unabhängiger Republik Georgiens 1918, sowie die Münzen der Demokratischen Republik Georgiens und das Geld aus der Sowjetzeit. So spannt das Geldmuseum einen wirklich interessanten Bogen von der Kolchiszeit über das Mittelalter und die Zeit des russischen Rubels bis hin zu dem aktuellen und neuen Geld der Georgier, dem Lari, der am 2. Oktober 1995 eingeführt wurde. Mit dem Notgeld Kuponi, mit dem der nahezu unregierbare Staat Georgien von 1993 bis 1995 seinen Haushalt darzustellen versuchte, wird auch dieser schwierige Teil der georgischen Staatswerdung dargestellt.

Im dritten Saal werden die aktuellen Währungen der Welt dargestellt. Hier will man auch Trainingskurse für Kassierer abhalten und Schulklassen mit den Währungen der Welt vertraut machen. Natürlich wird auch der EURO ausführlich präsentiert und alle seine Vorgängerwährungen. Für deutsche Besucher bietet das Museum in Tbilissi somit eine nostalgische Erinnerung an die Deutsche Mark, die immerhin 50 Jahre deutscher Geschichte repräsentiert.

Mit der folgenden Fotostrecke will GN etwas Lust machen auf dieses sehenswerte neue Museum der georgischen Hauptstadt.

 

Nachrichten Magazin

Land und Leute

Linkliste

Slide Show
 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERKA-Verlag ©2002