Guten Tag aus dem unkontrollierten Tbilissi.
Nahezu zwei Wochen lang haben wir Sie täglich, wenn nicht
sogar stündlich über den Fortgang der Ereignisse in
Tbilissi nach den Wahlen vom 2. November informiert. Noch ist
zu früh für eine endgültige Bewertung der Wahl
und ihrer Auswirkungen. Trotzdem versuchen wir in dieser Ausgabe,
uns vom Muss der aktuellen Nachrichtengebung zu befreien und etwas
hinter die Kulissen dieser Wahl und der nachfolgenden, teilweise
aufregenden Tage zu blicken. Eine erstes politisches Resumee finden
Sie in unserer Titelstory "Vorwärts:
Für ein neues Georgien". Von den Protesten nach
der Wahl berichten wir in zwei Artikeln. Einmal zeigen wir Ihnen
fotografische Impressionen vom Geschehen
vor dem Parlament, zum anderen beschäftigen wir uns mit der
Frage, wie in Deutschland darüber berichtet
wurde. Später, mit etwas Abstand zum Geschehen, werden
wir vor allem diese Frage noch einmal aufwerfen und genauer untersuchen.
Unser erster Eindruck - und da sind wir nicht alleine: Da gibt
es vieles aufzuarbeiten. Wir werden es tun.
Aufarbeiten wollen wir auch die Geschehnisse nach der Wahl, das
Theater um die Auszählung, die Proteste und Demonstrationen
und vor allem die Art, wie das alles mediengerecht inszeniert
wurde. Das wird ein paar Wochen dauern: Lesen Sie heute den ersten
Teil unseres Wahlkrimis der besonderen Art. Natürlich
müssen wir uns fragen lassen, was von unseren Vorwahl-Prognosen
Bestand hat und was nicht. Das politische Ergebnis kann noch nicht
endgültig bewertet werden, wir werden das nachholen, wenn
das neue Parlament in seiner Zusammensetzung klar wird. Über
den Ablauf der Wahlen allerdings kann man nur eines sagen: Chaos
total. Trotzdem gibt es einiges, was jetzt schon Nachdenkenswert
erscheint.
Neben den Wahlen sind alle anderen Themen liegen geblieben. Nur
eines können wir Ihnen bieten: eine Fotostrecke von Tbilisoba.
Wenn schon die Wahlen kaum Appetit auf mehr machen, vielleicht
haben Sie Spaß an Tbilisoba, das im nächsten Jahr vermutlich
nicht zweimal verschoben wird. Da gibt es nämlich keine Wahlen.
Viele Grüße aus Tbilissi, das nur in europäischen
Medien unkontrollierbar ist
Rainer Kaufmann
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