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Die neuen Pipelines, fur viele die kunftige Lebensader Georgiens
schlechthin, werden Realitat. Immerhin verheissen die beiden Pipes
nicht nur dauerhafte Einkunfte fur Georgien, sie haben bereits im
Vorfeld zu einer neuen Stabilisierung der politischen Situation
im Kaukasus beigetragen. Im Juli boten die Pipelinebauer unter Fuhrung
von British Petroleum/BP eine Reihe von Informationsveranstaltungen
in Georgien, in denen sie die Offentlichkeit, vor allem die interessierten
NGO`s und Verbande uber den Verlauf der Trasse und den Ablauf des
Bauvorhabens informierten und sie mit ausfuhrlichen Broschuren und
Material versorgten (siehe Fotos rechte Spalte). Dabei ging es vor
allem um die Einflusse der Pipelines auf Umwelt und soziale Strukturen.
GN fasst die wichtigsten Informationen zusammen.
Die beiden neuen Pipelines gehoren zum Gesamtsystem der Pipelines,
die den Energiespeicher Kaspisches Meer mit den Markten Westeuropas
verbinden. Eine Pipeline fuhrt von Baku uber Daghestan und neuerdings
unter Umgehung von Tschetschenien nach Noworossisk am Schwarzen
Meer. Dies ist die sogenannte Nordroute.
Die zweite Pipeline wurde erst 1998 in Betrieb genommen, die sogenannte
West-Route, sie fuhrt von Baku nordlich an Tbilissi vorbei zum georgischen
Schwarzmeer-Terminal Supsa. In ihr wird das sogenannte "early
oil", das fruhe Ol transportiert, das bei der Perforierung
von Ollagerstatten durch naturlichen Uberdruck automatisch anfallt.
Dieses Ol wird in Supsa in grossen Tanks zwischengelagert, spater
in einer Off-Shore-Pumpstation auf Tankschiffe verladen, die dann
den Bosporus und die Dardanellen durchfahren mussen, um aufs offene
Mittelmeer zu gelangen.
Die dritte Route, die jetzt gebaut wird, fuhrt von Baku sudlich
an Tbilissi vorbei und dann durch die Turkei zum Mittelmeerhafen
Ceyhan. Uber sie soll das sogenannte "big oil", also die
Hauptfordermenge exportiert werden. Rund 50 Millionen Tonnen Rohol
pro Jahr sollen durch diese Rohre gepresst werden, die als BTC-Pipeline
(Baku-Tbilissi-Ceyhan) gefuhrt wird. Parallell zur BTC-Pipe wird
in derselben Baumassnahme eine weitere Pipe verlegt, die sogenannte
South Caucasus Pipe, die Erdgas von Baku ins turkische Erzurum transportieren
soll, sie wird SCP-Route genannt oder auch BTE (Baku-Tbilissi-Erzurum).
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Baku-Tbilissi-Ceyhan
Öl-Pipeline |
Baku-Tbilissi-Erzurum
Gas-Pipeline |
Aserbaidschan |
442 km |
442 km |
Georgien |
248 km |
248 km |
Türkel |
1.059 km |
280 km |
Gesamtlänge |
1.749 km |
970 km |
Die Gesamtlange der BTC-Pipe betragt 1.749 km, die der BTE-Pipe
970 km. Genau 248 km dieser Strecke fuhren durch Georgien, 442 km
durch Aserbaidschan.
Die BTC-Pipe geht in ihren Anfangen auf das Jahr 1994 zuruck, als
man in Baku einen Vertrag uber die Ausbeutung des sogenannten Chiraq-Feldes
abgeschlossen hatte. Seither wird uber die Haupt-Export-Route fur
dieses Ol verhandelt. Russland wollte sich uber die Nordroute das
Exportmonopol sichern, ein Weg uber Iran und Armenien verbot sich
aus politischen Grunden. Schliesslich setzten vor allem die Amerikaner
die BTC-Route durch, die eine grosstmogliche Unabhangigkeit von
politischen Verwicklungen bot. 1997 etablierte sich in Georgien
eine BTC-Arbeitsgruppe, 1999 wurden die entsprechenden Regierungsabkommen
zwischen den drei Landern Aserbaidschan, Georgien und Turkei und
die jeweils einseitigen Gastgeber-Vertrage zwischen dem Pipeline-Konsortium
und den einzelnen Regierungen unterzeichnet. Im Sommer 2000 wurde
das ganze Vertragswerk durch die jeweiligen Parlamente ratifiziert.
Im selben Jahr wurden die ersten Plane verabschiedet, im Jahr darauf
die Detailplanungen. In diesem Jahr wurde die Finanzierung sichergestellt
und die Ausschreibungen getatigt. Im nachsten Jahr soll an verschiedenen
Stellen gleichzeitig mit dem Bau begonnen werden. Im September 2004
will man die Rohre zum ersten Probelauf fertiggestellt haben, Anfang
2005 soll das erste Rohol von Baku nach Ceyhan fliessen., das erste
Gas soll dann im 3. Quartal 2005 durch die neue Pipeline stromen.
Der Trassenverlauf durch Georgien ist vor allem wegen der Uberquerung
des Kleinen Kaukasus au?erst schwierig. Die Pipelines kommen sudlich
des Dschandari-Sees aus Aserbaidschan und fuhren zunachst einmal
20 km nach Norden, um dann nach Westen einzuschwenken und Rustawi
nordlich zu umgehen. Gleich hinter der Grenze ist eine von zwei
georgischen OL-Pumpstationen vorgesehen, die zweite ist hinter Tetrizkaro.
Nach weiteren 20 km biegt die Trasse nach Sudwesten ab, um am nordlichen
Stadtrand von Marneuli wieder in westliche Richtung einzuschwenken
und Tetrizkaro im Suden zu umgehen. Nach Tetrizkaro fuhrt die Route
nordwestlich und nordlich des Tzalkasees, dort ist der georgische
Kilometerposten 120. Uber den Burneseti-Pass geht es am Tabazkuri-See
entlang hinauf auf den 2.850 m hohen Tzrazkaro-Pass (km-Posten 180)
und von da hinunter zum Dorfchen Zichisdschwari. Bei Dviri biegt
die Pipe wieder leicht in sudwestliche Richtung und fuhrt zunachst
rechts (flussabwarts gesehen) der Kura, die bei Achalziche schliesslich
uberquert wird. Sudlich von Vale fuhrt die Trasse dann uber die
georgisch-turkische Grenze.
Die Pipelinebauer haben insbesondere einen schonenden Umgang mit
der Natur und Umwelt zugesagt. Die neuralgischen Punkte sind fur
die Umweltschutzer sicher die Flussuberquerungen, die alpinen Zonen
rund um den Tzrazkaro-Pass und Zichisdschwari, die auch zum Einzugsgebiet
verschiedener Mineralwasserquellen gehoren, und die Waldgebiete
in der Gegend von Tetrizkaro.
Da die Pipelines 1 m unter der Erde verlegt werden, versprechen
die Pipe-Bauer, dass das Gelande zum grossten Teil wieder rekultiviert
werden kann, sodass nur geringe langfristige Veranderungen der Landschaft,
der Flora und Fauna zu erwarten sind. Lediglich in den Waldgebieten
die jedoch soweit als moglich umgangen werden, durften Eingriffe
ins Landschaftsbild nicht zu umgehen sein (siehe auch: Unsichtbare
Pipe?).
Wahrend der Bauphase werden in Georgien rund 1.700 Arbeiter direkt
auf den Baustellen beschaftigt werden, 50 - 80 % sagen die Pipe-Bauer,
konnten Georgier sein. Fur die auslandischen Arbeitskrafte, meist
Spezialisten, die in Georgien nicht gefunden werden konnen, sollen
fur die Bauzeit sechs Camps angelegt werden, die nach dem Bau der
Pipes wieder abgerissen werden. 500 Kurzzeitarbeitsplatze wird allein
der Bau dieser Camps und weiterer 10 Materiallager bringen. Fur
den Betrieb der Camps und Materiallager werden wahrend der Bauphase
rund 300 Arbeitsplatze veranschlagt. Neben der Verwaltung in Tbilissi
konnen also fur zwei bis drei Jahre mehr als 1.500 Menschen direkt
beim Pipelinebau beschaftigt werden, weitere Arbeitsplatze vor allem
im Bereich der Zulieferer und Dienstleister nicht eingerechnet.
Fur den Dauerbetrieb der Pipelines rechnet man an der Strecke mit
rund 100 Arbeitsplatzen.
Ein nicht zu unterschatzender Faktor fur die georgischen Landbesitzer
durften die Entschadigungen fur den Gelandekauf und die Nutzung
wahrend der Bauphase darstellen. Auf der gesamten Lande von 248
km werden zwei Trassen von je 8 Metern von den Pipelinebetreibern
aufgekauft, fur die Bauphase wird insgesamt eine 44 m breite Trasse
benotigt, fur die entsprechende Nutzungsausfalle bezahlt werden
mussen. Die Gesamtsumme durfte sich im dreistelligen $-Millionenbereich
bewegen, ein erster Geldregen, der durch die Pipelines auf die Anrainer
der Trasse niederregnet. |
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