Ausgabe 11/02, 31 Juli Archiv
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Die neuen Pipelines, fur viele die kunftige Lebensader Georgiens schlechthin, werden Realitat. Immerhin verheissen die beiden Pipes nicht nur dauerhafte Einkunfte fur Georgien, sie haben bereits im Vorfeld zu einer neuen Stabilisierung der politischen Situation im Kaukasus beigetragen. Im Juli boten die Pipelinebauer unter Fuhrung von British Petroleum/BP eine Reihe von Informationsveranstaltungen in Georgien, in denen sie die Offentlichkeit, vor allem die interessierten NGO`s und Verbande uber den Verlauf der Trasse und den Ablauf des Bauvorhabens informierten und sie mit ausfuhrlichen Broschuren und Material versorgten (siehe Fotos rechte Spalte). Dabei ging es vor allem um die Einflusse der Pipelines auf Umwelt und soziale Strukturen. GN fasst die wichtigsten Informationen zusammen.

Die beiden neuen Pipelines gehoren zum Gesamtsystem der Pipelines, die den Energiespeicher Kaspisches Meer mit den Markten Westeuropas verbinden. Eine Pipeline fuhrt von Baku uber Daghestan und neuerdings unter Umgehung von Tschetschenien nach Noworossisk am Schwarzen Meer. Dies ist die sogenannte Nordroute.



Die zweite Pipeline wurde erst 1998 in Betrieb genommen, die sogenannte West-Route, sie fuhrt von Baku nordlich an Tbilissi vorbei zum georgischen Schwarzmeer-Terminal Supsa. In ihr wird das sogenannte "early oil", das fruhe Ol transportiert, das bei der Perforierung von Ollagerstatten durch naturlichen Uberdruck automatisch anfallt. Dieses Ol wird in Supsa in grossen Tanks zwischengelagert, spater in einer Off-Shore-Pumpstation auf Tankschiffe verladen, die dann den Bosporus und die Dardanellen durchfahren mussen, um aufs offene Mittelmeer zu gelangen.

Die dritte Route, die jetzt gebaut wird, fuhrt von Baku sudlich an Tbilissi vorbei und dann durch die Turkei zum Mittelmeerhafen Ceyhan. Uber sie soll das sogenannte "big oil", also die Hauptfordermenge exportiert werden. Rund 50 Millionen Tonnen Rohol pro Jahr sollen durch diese Rohre gepresst werden, die als BTC-Pipeline (Baku-Tbilissi-Ceyhan) gefuhrt wird. Parallell zur BTC-Pipe wird in derselben Baumassnahme eine weitere Pipe verlegt, die sogenannte South Caucasus Pipe, die Erdgas von Baku ins turkische Erzurum transportieren soll, sie wird SCP-Route genannt oder auch BTE (Baku-Tbilissi-Erzurum).



  Baku-Tbilissi-Ceyhan
Öl-Pipeline
Baku-Tbilissi-Erzurum
Gas-Pipeline
Aserbaidschan   442 km 442 km
Georgien   248 km 248 km
Türkel 1.059 km 280 km
Gesamtlänge 1.749 km 970 km

Die Gesamtlange der BTC-Pipe betragt 1.749 km, die der BTE-Pipe 970 km. Genau 248 km dieser Strecke fuhren durch Georgien, 442 km durch Aserbaidschan.

Die BTC-Pipe geht in ihren Anfangen auf das Jahr 1994 zuruck, als man in Baku einen Vertrag uber die Ausbeutung des sogenannten Chiraq-Feldes abgeschlossen hatte. Seither wird uber die Haupt-Export-Route fur dieses Ol verhandelt. Russland wollte sich uber die Nordroute das Exportmonopol sichern, ein Weg uber Iran und Armenien verbot sich aus politischen Grunden. Schliesslich setzten vor allem die Amerikaner die BTC-Route durch, die eine grosstmogliche Unabhangigkeit von politischen Verwicklungen bot. 1997 etablierte sich in Georgien eine BTC-Arbeitsgruppe, 1999 wurden die entsprechenden Regierungsabkommen zwischen den drei Landern Aserbaidschan, Georgien und Turkei und die jeweils einseitigen Gastgeber-Vertrage zwischen dem Pipeline-Konsortium und den einzelnen Regierungen unterzeichnet. Im Sommer 2000 wurde das ganze Vertragswerk durch die jeweiligen Parlamente ratifiziert.

Im selben Jahr wurden die ersten Plane verabschiedet, im Jahr darauf die Detailplanungen. In diesem Jahr wurde die Finanzierung sichergestellt und die Ausschreibungen getatigt. Im nachsten Jahr soll an verschiedenen Stellen gleichzeitig mit dem Bau begonnen werden. Im September 2004 will man die Rohre zum ersten Probelauf fertiggestellt haben, Anfang 2005 soll das erste Rohol von Baku nach Ceyhan fliessen., das erste Gas soll dann im 3. Quartal 2005 durch die neue Pipeline stromen.



Der Trassenverlauf durch Georgien ist vor allem wegen der Uberquerung des Kleinen Kaukasus au?erst schwierig. Die Pipelines kommen sudlich des Dschandari-Sees aus Aserbaidschan und fuhren zunachst einmal 20 km nach Norden, um dann nach Westen einzuschwenken und Rustawi nordlich zu umgehen. Gleich hinter der Grenze ist eine von zwei georgischen OL-Pumpstationen vorgesehen, die zweite ist hinter Tetrizkaro. Nach weiteren 20 km biegt die Trasse nach Sudwesten ab, um am nordlichen Stadtrand von Marneuli wieder in westliche Richtung einzuschwenken und Tetrizkaro im Suden zu umgehen. Nach Tetrizkaro fuhrt die Route nordwestlich und nordlich des Tzalkasees, dort ist der georgische Kilometerposten 120. Uber den Burneseti-Pass geht es am Tabazkuri-See entlang hinauf auf den 2.850 m hohen Tzrazkaro-Pass (km-Posten 180) und von da hinunter zum Dorfchen Zichisdschwari. Bei Dviri biegt die Pipe wieder leicht in sudwestliche Richtung und fuhrt zunachst rechts (flussabwarts gesehen) der Kura, die bei Achalziche schliesslich uberquert wird. Sudlich von Vale fuhrt die Trasse dann uber die georgisch-turkische Grenze.

Die Pipelinebauer haben insbesondere einen schonenden Umgang mit der Natur und Umwelt zugesagt. Die neuralgischen Punkte sind fur die Umweltschutzer sicher die Flussuberquerungen, die alpinen Zonen rund um den Tzrazkaro-Pass und Zichisdschwari, die auch zum Einzugsgebiet verschiedener Mineralwasserquellen gehoren, und die Waldgebiete in der Gegend von Tetrizkaro.

Da die Pipelines 1 m unter der Erde verlegt werden, versprechen die Pipe-Bauer, dass das Gelande zum grossten Teil wieder rekultiviert werden kann, sodass nur geringe langfristige Veranderungen der Landschaft, der Flora und Fauna zu erwarten sind. Lediglich in den Waldgebieten die jedoch soweit als moglich umgangen werden, durften Eingriffe ins Landschaftsbild nicht zu umgehen sein (siehe auch: Unsichtbare Pipe?).

Wahrend der Bauphase werden in Georgien rund 1.700 Arbeiter direkt auf den Baustellen beschaftigt werden, 50 - 80 % sagen die Pipe-Bauer, konnten Georgier sein. Fur die auslandischen Arbeitskrafte, meist Spezialisten, die in Georgien nicht gefunden werden konnen, sollen fur die Bauzeit sechs Camps angelegt werden, die nach dem Bau der Pipes wieder abgerissen werden. 500 Kurzzeitarbeitsplatze wird allein der Bau dieser Camps und weiterer 10 Materiallager bringen. Fur den Betrieb der Camps und Materiallager werden wahrend der Bauphase rund 300 Arbeitsplatze veranschlagt. Neben der Verwaltung in Tbilissi konnen also fur zwei bis drei Jahre mehr als 1.500 Menschen direkt beim Pipelinebau beschaftigt werden, weitere Arbeitsplatze vor allem im Bereich der Zulieferer und Dienstleister nicht eingerechnet. Fur den Dauerbetrieb der Pipelines rechnet man an der Strecke mit rund 100 Arbeitsplatzen.

Ein nicht zu unterschatzender Faktor fur die georgischen Landbesitzer durften die Entschadigungen fur den Gelandekauf und die Nutzung wahrend der Bauphase darstellen. Auf der gesamten Lande von 248 km werden zwei Trassen von je 8 Metern von den Pipelinebetreibern aufgekauft, fur die Bauphase wird insgesamt eine 44 m breite Trasse benotigt, fur die entsprechende Nutzungsausfalle bezahlt werden mussen. Die Gesamtsumme durfte sich im dreistelligen $-Millionenbereich bewegen, ein erster Geldregen, der durch die Pipelines auf die Anrainer der Trasse niederregnet.


















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