Es ist, wie es immer war in den letzten Jahren: Georgien leistet
sich mal wieder den Luxus einer mittleren Staatskrise und die Medien
der Welt, fernab des Geschehens, aber voll und ganz informiert,
reden unisono vom drohenden Bürgerkrieg. Und jeder glaubt es.
Und jeder schreibt es vom anderen ab. Und jeder schreibt vom anderen
ab, dass Russland den aufmüpfigen Regionalfürsten von
Adscharien, wenn nötig sogar militärisch, zu unterstützen
gedenke. Die Realität, wenngleich kompliziert genug, ist anders.
Die Zuspitzung der Krise um die autonome Provinz Adscharien hat
im Kern recht wenig mit einem Konflikt zwischen Bürgerkriegsparteien
zu tun, noch viel weniger mit einem Konflikt ethnischen Ursprungs,
der zu einer erneuten Sezession führen könnte, und auch
recht wenig mit dem Konflikt zwischen der Zentralregierung und
einer ganzen Region.
Abaschidse - ein Produkt Eduard Schewardnadses
Es geht schlicht und ergreifend um den Machtkampf in einer Provinz
eines eh schon hinreichend provinziellen Staates, dessen internationale
Medienpräsenz in keiner Relation zu seiner tatsächlichen
geopolitischen Bedeutung steht. Aslan Abaschidse, der mit seinem
Clan über Jahre hinweg die Schwarzmeer-Provinz Adscharien
in einer selten absurden Mischung aus Selbstherrlichkeit, Feudalismus
und Polizeiterror beherrschen und ausbeuten durfte, ohne vom georgischen
Präsidenten Schewardnadse ernsthaft daran gehindert worden
zu sein, hat anscheinend erkannt, dass seine Zeit abgelaufen ist.
Denn Michael Saakaschwili ist nicht gewillt, kann nicht gewillt
sein, sich die Extravaganzen des Adscharen gefallen zu lassen.
Da hat der neue Staatschef gegenüber Abaschidse anscheinend
Klartext gesprochen.
Die Folge: Über Wochen lieferten sich die beiden einen eskalierenden
Wortwechsel, zeigten gleichzeitig hinter den Kulissen jedoch auch
Kompromissbereitschaft. Der Adschare würdigte die Inauguration
des ihm eigentlich verhassten neuen Mannes in Tbilissi mit einer
gemeinsam abgenommenen Militärparade in Batumi. Erstmals
seit Jahren überwies er Gelder an das Zentralbudget nach
Tbilissi, wofür sich die georgische Regierung revanchierte
und ihrerseits einige finanzielle Forderungen Adschariens erfüllte.
Den Wunsch Tbilissis nach voller Kontrolle über den adscharischen
Zoll und den Hafen Batumi federte Abaschidse mit der Bemerkung
ab, er könne sich eine Zusammenarbeit mit der Zentralregierung
bei der Besetzung der Spitzenpositionen vorstellen, ein Zugeständnis
mit höchst-möglichem Gesichtswahrungs-Faktor. Selbst
der adscharische "Grenzposten" Tscholochi wurde entschärft,
Aslan zog die Panzersperren zurück und lockerte die Pass-Kontrollen
erheblich. Mehr als ein etwas aufwändigerer Polizei-Posten
an einer der vielen inneren Verwaltungsgrenzen im Lande war das
nicht mehr, was sich in Tscholochi abgespielt hat. Der Autor dieser
Zeilen ist in den letzten beiden Wochen zweimal durch Adscharien
gefahren und hat sich angesichts seiner jahrelangen schlechten
Erfahrungen mit adscharischen Uniformträgern über die
Laschheit der Kontrollen sowohl in Tscholochi als auch in der
gesamten Provinz Adscharien gewundert. Von Spannungen keine Spur,
eher deutliche Anzeichen einer Lockerung und Normalisierung der
Situation. Der Anfang einer fruchtbaren Kooperation zwischen dem
Zentrum und der Provinz war eigentlich gemacht, mit Geduld und
einer Politik des langen Atems hätte Saakaschwili Adscharien
irgendwann einmal als reife Frucht einfach nur noch ernten müssen.
Feudalherr mit stalinistischen Methoden
Doch Geduld ist anscheinend nicht die Sache des mächtigen
Mannes in Tbilissi. Er zog die Daumenschrauben an und verlangte
von Abaschidse per Dekret, das Sicherheitsministerium und das
Verteidigungsministerium der autonomen Provinz aufzulösen
und die Dienste der Oberhoheit der entsprechenden Ministerien
in Tbilissi zu unterstellen, eine Forderung, bei der Abaschidse
auf stur schalten musste. Wer den "Polizeistaat" Adscharien
kennt, weiß, dass sich Abaschidse damit die Grundlage seines
totalitären Regimes entzogen hätte. Denn es ist ja keinesfalls
so, dass er der unumstrittene Held der adscharischen Georgier
wäre. Im Innern seiner autonomen Republik konnte er seinem
Clan die einträgliche Herrschaft über das kleine Schwarzmeer-Paradies
nur mit stalinistischen Methoden absichern. Die heftige Konkurrenz
mit anderen Clans, die ebenso gerne an den üppig gefüllten
Fleischtöpfen des autonomen Verwaltungsgebildes gesessen
hätten wie Abaschidse und seine weitreichende Verwandtschaft,
hat er mit den Methoden des Polizeistaates ausgeschaltet. Sie,
die anderen Netzwerke, wittern jetzt im Aufwind der Rosen-Revolution
von Tbilissi Morgenluft in Batumi. Der Kern des Konfliktes ist
nichts anderes als die Frage der Schlüsselgewalt in Aslans
Selbstbedienungsladen Adscharien.
Saakaschwili hat schon Recht, wenn er sagt, dass es sich zunächst
einmal um einen inner-adscharischen Konflikt handelt, einen Konflikt
zwischen der lokalen Regierung und der Bevölkerung, erst
in zweiter Linie um einen Konflikt der Zentralregierung mit der
lokalen Regierung. Aber Saakaschwili musste auch wissen, dass
er mit der Forderung, die Sicherheitsstrukturen Adschariens aufzulösen,
nichts anderes forderte als die freiwillige Selbstaufgabe Abaschidses.
Trotzdem war die Lage in der autonomen Provinz in der letzten
Woche noch keinesfalls so angespannt, dass man mit dieser Entwicklung
rechnen konnte. Außer den üblichen Nicklichkeiten -
Demonstrationen von Kmara, Verhaftung von einzelnen Journalisten
- zeichnete sich keine besondere Nervosität oder gar Spannung
ab. Auch die von den Medien der Welt berichteten Truppenverlegungen
Russlands können nicht als besonderes Ereignis angesehen
werden. Westliche diplomatische Kreise in Tbilissi, nicht nur
der russische Botschafter, verweisen darauf, dass es sich hierbei
um ganz normale Frühjahrs-Routine-Rochaden der russischen
Armee handelte und keineswegs um irgendwelche machtpolitischen
Demonstrationen zugunsten Abaschidses. Ein paar Dutzend Mann sollen
da per Zug verlegt worden sein, unter dem Begriff Truppenverlegungen
versteht man weltweit wohl ein anderes Format. Natürlich
haben sich beide Seiten -Abaschidse und Saakaschwili - in ihren
Propaganda-Feldzügen diese Geschichte zunutze gemacht. Der
eine, um zu suggerieren, er habe noch immer die Unterstützung
Russlands. Der andere hat in seinen Medien diese Steilvorlage
aufgreifen lassen und - wider besseres Wissen - nichts gegen die
dort aufgebauschten Stimmungen eines eventuellen russischen Eingreifens
in Adscharien getan. Stimmungen, die er braucht, um die Politik
der Sticheleien und Daumenschrauben gegen den Adscharen begründen
zu können. Denn Saakaschwilis forsche Gangart in Sachen Adscharien
hat ihm in Tbilissi auch in seinem eigenen politischen Lager nicht
nur Freunde beschert.
Russlands Rolle: neutral
GN hat in den letzten Wochen bei unterschiedlichen Gelegenheiten
von westlichen Diplomaten die Information erhalten, dass sich
Russland gegenüber der neuen georgischen Regierung äußerst
kooperativ verhalte. Auch zum aktuellen Thema Adscharien gehen
westliche Diplomaten in Tbilissi davon aus, dass sich die Russen
in Batumi strikt neutral verhalten und sich keinesfalls auf die
Seite von Aslan Abaschidse schlagen. Denn von den zahlreichen
Besuchen Abaschidses in Moskau weiß man verlässlich
nur eines: Er war dort. Mit wem er gesprochen hat, welchen Geschäften
er wirklich nachgegangen ist und welche Zusagen oder Absagen er
sich eingehandelt hat, weiß niemand außer ihm selbst
und seinen russischen Gesprächspartnern. Trotzdem geistert
in jedem aktuellen Bericht der Weltpresse das gängige Klischee
herum, Russland unterstütze Abaschidse.
Saakaschwili hatte nach seiner Rückkehr von Putin erklärt,
gesicherte Zusagen erhalten zu haben, dass sich Russland nicht
in die inneren Angelegenheiten Georgiens einmischen wird. Eine
Lagebeurteilung, die Sinn macht, denn angesichts eigener demokratischer
Defizite - dubiose Präsidentenwahl und Menschenrechts-Dauerbrenner
Tschetschenien - wäre die russische Diplomatie von allen
guten Geistern verlassen, es sich jetzt mit Saakaschwili, dem
Hoffnungsträger einer gedeihlicheren Zusammenarbeit, zu verscherzen
und sich ausgerechnet das Auslaufmodell Abaschidse ans Bein zu
binden. Die Aufforderung des russischen Außenministeriums
an Georgien, das Problem Adscharien mit friedlichen Mitteln zu
lösen, kann in der Sprache der Diplomaten als der kleinste
gemeinsame Nenner mit Abaschidse gewertet werden und als Signal
der Neutralität, mehr nicht. Abaschidse dürfte, so sieht
man dies in Tbilissi, entgegen allen Vermutungen in den Medien
der Welt in diesem Spiel keine russische Trumpfkarte mehr besitzen,
wenngleich man nicht davon ausgehen darf, dass dies von den Beteiligten
auf dem offenen Markt gehandelt wird. Gesichtswahrung ist eine
der wesentlichen Verhaltensmuster dieser Region.
Vermittlungen gescheitert
Dies alles als richtig unterstellt, kann man die Vorkommnisse
des vergangen Wochenendes durchaus logisch rekonstruieren und
in einen inneren Zusammenhang bringen. Saakschwili war sich der
Schwäche Abaschidses bewusst und sah die Chance gegeben,
Aslan in die Knie zu zwingen. Über mehrere Tage versuchte
in der vergangenen Woche ein ausländischer Unterhändler,
der das Vertrauen Abaschidses genießt, zwischen den beiden
zu vermitteln. Dabei soll es wohl weniger um das ob als um das
wie des Rückzugs Abaschidses aus der Politik gegangen sein.
Der Parlamentär flog zwischen Tbilissi, Batumi, Moskau, wo
Abaschidse war, und Eriwan, wo Saakaschwili anscheinend auch den
armenischen Präsidenten in die Gespräche einbezogen
hatte, hin und her. Ohne Ergebnis, die beiden Kontrahenten konnten
sich nicht über die Modalitäten des Abgangs von Abaschidse
einigen.
Verärgert über die Halsstarrigkeit Abaschidses, der
noch in Moskau weilte, hat Saakaschwili deshalb in der Nacht zum
Samstag spontan entschlossen, in einer Nacht- und Nebelaktion
nach Batumi zu fahren, um dort an Wahlkundgebungen teilzunehmen.
Warum er diese Wahlkampfreise nicht vorher geplant, öffentlich
angekündigt und zu normaler Tageszeit unternommen hat, was
Abaschidse ihm kaum hätte verwehren können, bleibt sein
Geheimnis. Vieles deutet aber darauf hin, dass - wieder einmal
- in einer berechneten Aktion ein TV-wirksamer Auftritt gesucht
wurde. Das Szenario war anscheinend vorgeschrieben: Der Held der
Rosenrevolution erobert Adscharien im Alleingang so wie er im
November den Plenarsaal in Tbilissi gestürmt hat.
Gezielte Provokation durch Saakaschwili
Frühmorgens um sechs Uhr tauchte er mit seiner persönlichen
Garde von 25 - 30 Mann in Tscholochi auf, wo ihn die adscharische
Polizei an der Weiterreise hinderte, indem sie seiner persönlichen
Leibgarde militärische Absichten innerhalb Adschariens unterstellte.
Der Konflikt, eingeplant vom Präsidenten, wenn nicht sogar
erwartet, war da. Aslan Abaschidse, der sich noch in Moskau befand,
ließ gleichzeitig zwei seiner insgesamt vier P-72-Panzer
auffahren und einige Hundert Mann Polizisten mit Kalaschnikows
und kugelsicheren Westen. Auch Aslans Leute verhielten sich drehbuchgerecht
und gaben angeblich sogar Warnschüsse in die Luft ab. Die
Fernsehprogramme des Landes hatten wieder so eine Geschichte,
aus der hierzulande Politik und TV-Programme gemacht werden.
Saakaschwili zog sich nach Poti zurück, wo er in aller Eile
sein Sicherheitskabinett versammelte und einen Krisenstab einberief.
Er ließ den Luftraum über Batumi sperren, was Aslan
Abaschidse allerdings nicht daran hinderte, Sonntag nachts noch
aus Moskau mit Begleitung einiger russischer Politiker geringerer
Bedeutung nach Adscharien einzufliegen. Es kam zu einem Telefongespräch
zwischen Saakaschwili und Abaschidse, das allerdings erneut keine
Annäherung der Standpunkte brachte. Soweit man aus Informationen,
die von beiden Seiten gestreut wurden, schließen kann, forderte
Saakaschwili die volle Kontrolle über Adscharien, Abaschidse
lehnte dieses Ansinnen ab und beklagte sich über die Unerzogenheit
des Präsidenten, ihm, dem Älteren, nicht zuzuhören
und pausenlos nur Forderungen zu stellen.
Abaschidse hat zwar keine großen militärischen Potentiale,
jedoch genügend Waffen, mit denen er Polizisten und Freiwillige
seines in Adscharien weit verzweigten Clansystems ausgestattet
hat. Diese Drohkulisse ist aufgebaut, die wenigen Straßenübergänge
zu den georgischen Nachbarprovinzen sind damit hinreichend gesichert.
Auch ohne russischen Beistand, wovon ausgegangen werden darf,
würde dies ausreichen, eine eventuelle Militäraktion
Georgiens abzublocken. Saakaschwili weiß trotz aller rhetorischen
Schärfe des Wochenendes, dass ihm eine militärische
Option zur Lösung des Problems nicht zur Verfügung steht.
Die Lektion aus den georgischen Militäraktionen in Süd-Ossetien
und Abchasien, die jeweils in einem Desaster endeten, dürften
ihm und seiner Regierung Warnung genug sein. Ein am Montag nachts
abgelaufenes Ultimatum an Aslan Abaschidse, der georgischen Regierung
ungehinderten Zutritt nach Abchasien zu gewähren, ließ
er folgenlos verstreichen.
Administrativer Druck - kein Einmarsch
Der eilends nach Poti gereiste amerikanische Botschafter Richard
Miles soll, wie es heißt, ihm und dem georgischen Krisenstab
dieses noch einmal nachhaltig erklärt und auf eine friedliche
Lösung des Konflikts gedrängt haben. Nach allem, was
man in Tbilissi an wirklich seriösen Informationen zusammen
tragen kann, ist sich die georgische Seite durchaus über
die Tatsache im Klaren, dass sie nur eine Möglichkeit hat,
Aslan Abaschidse unter Druck zu setzen, nämlich ihn zu blockieren
und auszuhungern. Abaschidse seinerseits hat nur die Möglichkeit,
sich einzumauern. Nach einem heißen Bürgerkrieg sieht
das nicht aus, wohl aber nach einem Nervenkrieg, der einige Tage,
wenn nicht gar Wochen dauern kann. Der rhetorische Schlagabtausch
der beiden ist in einen diplomatischen Stellungs- und Nervenkrieg
übergegangen, dessen Verlauf allerdings einigermaßen
prognostizierbar scheint
Saakaschwili reiste am Sonntag wieder nach Tbilissi zurück
und verkündete noch in einer nächtlichen Pressekonferenz
die Maßnahmen der georgischen Regierung, mit der - so Saakaschwili
- die Ressourcen des "Feudalregimes Abaschidse" in zwei
Wochen erschöpft werden sollen: Der Hafen von Batumi wird
von Booten der georgischen Küstenwacht blockiert, die Grenze
zwischen Georgien und der Türkei in Sarpi ist geschlossen,
der Luftraum über Batumi gesperrt, alle Straßenverbindungen
unterbrochen. Transporte von und nach Adscharien dürfen nur
mit Genehmigung der georgischen Regierung passieren, die der adscharischen
Bevölkerung die Belieferung mit Lebensmitteln zugesagt hat.
Außerdem wurden alle Bankkonten adscharischer Organisationen
gesperrt. Am Dienstag hat die Nationalbank alle Banken Georgiens
angewiesen, ihre Filialen in Batumi zu schließen, und der
adscharischen Georgian Maritime Bank .die Lizenz entzogen.
Diese Maßnahmen machen durchaus Sinn, denn Abaschidses
Einkommen hängt ausschließlich von den Gebühren
aus Warentransit und Zöllen ab. Die wichtigste Einnahmequelle
hat sich Abaschidse allerdings selbst zugeschüttet, den Ölumschlag
im Hafen von Batumi. Normalerweise kommen dort täglich rund
15 Eisenbahnzüge aus Baku an, deren Öl in Batumi auf
Schiffe verladen wird. Aslans Leute haben in den vergangenen Tagen
die Eisenbahnschienen herausgerissen, um den Zugverkehr mit Tbilissi
zu unterbinden. Um weiteren Druck auf Abaschidse auszuüben,
wurden staatsanwaltliche Untersuchungen gegen führende Mitglieder
des Abaschidse-Clans eingeleitet. Ihnen droht die sofortige Verhaftung,
sollten sie das Territorium von Adscharien in Richtung Georgien
verlassen. Am Dienstag veröffentlichte der Generalstaatsanwalt
eine Liste der am meisten gesuchten Personen Adschariens, in der
enge Mitarbeiter Abaschidses teilweise schwere Verbrechen zur
Last gelegt werden. Ob gegen Abaschidse selbst ermittelt werden
soll, ließ der Präsident allerdings offen. Dies sei
Sache des Generalstaatsanwaltes, erklärte er. In Tbilissi
spricht man aber davon, dass Abaschidse als Preis für einen
Rückzug aus der Politik wohl Amnestie für sich und seine
Familie gefordert habe. Saakaschwili soll diese Forderung Abaschidses
angeblich grundsätzlich ablehnen, hatte er doch nach der
Rosenrevolution nur Eduard Schewardnadse eine persönliche
Garantie gegeben, nicht aber dessen Familiennetzwerk. Mit Aslan
Abaschidse konnte er konsequenterweise kaum anders verfahren.
Aslans Brief
GN weiß aus erster Quelle, dass Aslan Abaschidse vor der
Eskalation der Ereignisse noch über den bereits erwähnten
ausländischen Vermittler als persönlichen Boten einen
Brief an Michael Saakaschwili überbringen ließ. Vermutlich
geht es in dem Schreiben genau um diese Frage und vielleicht auch
um die Frage, was mit dem persönlichen Besitz Abaschidses
in Adscharien geschieht. Abaschidse hat umfangreichen Grundbesitz
und Beteiligungen an zahlreichen, wenn nicht gar allen bedeutenden
Unternehmen seiner Provinz. Saakaschwili wird, will er sich treu
bleiben, Abaschidse dies alles schwerlich überlassen können.
Sollten diese Informationen stimmen, und vieles spricht dafür,
dann geht es für Aslan Abaschidse derzeit wohl nur noch um
den Preis für seine Abdankung. Denn dass er den Machtkampf
mit Saakaschwili politisch überleben könnte, daran wird
er wohl selbst nicht mehr glauben können. Seit Wochen schon
kursieren in Tbilissi Gerüchte, wonach er bereits alle mobilen
Wertgegenstände aus seinem Besitz ins Ausland habe verschiffen
lassen.
Dokumentation: Deborah Wild
|