Turkuli Kava? Diese in Tbilissi immer wieder gestellt Frage war
am Tag der offenen Tür in der georgischen Botschaft in Berlin
eindeutig verpönt. Es gab nämlich, gleich zu sehen noch
vor dem Eintritt in das Botschaftsgebäude, griechischen Kaffee.
Der ist in seiner Zubereitungsart zwar dem türkischen verwandt,
aber den Streit, wer den besseren Kaffee braut, Griechen oder Türken,
sollte man auf neutralem georgischen Botschaftsgelände nicht
unbedingt entscheiden wollen. Derjenige, der ihn zelebrierte, war
kein geringerer als Kostas, der griechische Wirt der Berliner Szenekneipe
aus den 60-er Jahren "Terzo Mondo", bekannt durch seine
Auftritte in der TV-Soap "Lindenstraße". Kostas
ist längst "Ehrengeorgier", sammelt er doch in seiner
Kneipe am Savigny-Platz noch immer Geld und Sachspenden für
Georgien, die er regelmäßig selbst in Georgien an Waisenhäuser
und andere bedürftige Institutionen verteilt. So gehört
Kostas, der Grieche, bei einem Fest in der georgischen Botschaft
irgendwie dazu. Sein griechischer Kaffee war - selbstredend - extra
klasse, dreimal, so erklärte er, muss das Wasser im Kupferkännchen
aufschäumen, soll der Kaffee auch optimalen Genuss vermitteln.
Der Tag der offenen Botschaftstüren fand jetzt schon zum
dritten mal unter Namen "All Nations Festival" statt.
Ein paar Dutzend diplomatische Vertretungen in Berlin nahmen daran
teil. Ein gut ausgeklügeltes Bussystem brachte die interessierten
Berliner von Botschaft zu Botschaft, wo sie sich in einem speziellen
Festival-Pass die Visastempel der besuchten Botschaften abholen
konnten. Ein paar Hundert waren es, die sich zur georgischen Botschaft,
die wegen ihrer Lage nicht in einer der zentralen Busrouten eingebaut
war, durchkämpften.
Neben griechischem Kaffee gab es in der georgischen Botschaft
auch georgische Speisen, zubereitet vom neuen georgischen Spezialitäten-Restaurant
GENAZVALE (siehe Restaurant-Kritik)
und georgischen Wein und Delikatessen vom Internet-Versand "Gourmantis".
Diesem war es nach monatelangem Hickhack um Zertifikationen und
Zollvorschriften kurz vor dem Nationen-Festival gelungen, erstmals
eine gewissen Menge georgischen Weines durch das Netzwerk der
Import- und Zollvorschriften der EU zu schleußen.
Das liegt vor allem daran, dass es in Georgien bis vor kurzem
noch kein bei der EU akkreditiertes Prüflabor gab, das zollamtsfähige
Zertifikationen der Weinqualitäten und Herkünfte ausfertigen
konnte. Das ist mittlerweile anders, ein georgisches Labor hat
diese Akkreditierung, sodass jetzt georgische Weine offiziell
und mit Qualitäts-Zertifikaten direkt aus dem Kaukasus-Land
nach Europa importiert werden können.
Die seitherigen Umwege über Moskauer Handelsfirmen, über
die georgischer Wein in die Bundesrepublik kam, müssen nicht
mehr beschritten werden. Gourmantis-Inhaber Michael Vetter konnte
auf diesem Festival dem georgischen Botschafter Konstantin Gabaschwili
eine erste Flasche besten Rotweines der Sorte Saperawi der Firma
Tbilvino überreichen, den er seit einigen Tagen erst im Versand-Angebot
seines Delikatessen-Geschäftes führt.
Für Georgien und seinen Weinbau ist dies ein erster Durchbruch
auf dem deutschen Markt, denn Michael Vetter bedient nicht nur
den Endverbraucher über sein Versandgeschäft, er beliefert
als Großhändler auch Gastronomie und den Handel. Kann
sein, dass über kurz oder lang in den beliebten russischen
Lebensmittelläden in Deutschland georgischer Wein aus Originalabfüllung
angeboten werden kann. Derzeit lässt sich nicht jedes Flaschenlabel,
auf dem Georgien steht, auch wirklich bis in den Kaukasus zurückverfolgen.
Neben Weinen präsentierte Vetter auch eine Reihe an georgischen
Delikatessen: Gewürzsalzmischungen, Adschikas und Honig.
Neben kulinarischen Genüssen präsentierte sich das
Land mit einem Stand der georgischen Kirche in Deutschland, einem
Bücherstand, einer Präsentation der Galeristin Hillmer
"Art of Georgia" und dem Maler Zaza Tuschmalischwili
und einer umfangreichen Fotoausstellung von www.georgien-news.de.
Diese Ausstellung mit rund 150 Farbfotos wird im Herbst in Tbilissi
gezeigt werden, danach wird sie als Wanderausstellung in Deutschland
gezeigt. (Anfragen an erka@wanex.net).
Mit der folgenden Fotostrecke wollen wir ein paar wenige Impressionen
vom Tag der offenen Tür in der Heinrich-Mann-Straße
vermitteln. Es ließen sich nämlich neben vielen Berlinern
auch ein paar gute alte Freunde Georgiens blicken.
|