Ausgabe 18/02, 23. Nov. Archiv
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Auf der Autobahn nach Westgeorgien, dort wo eine neue Trasse das Dörfchen Ksani mit seiner engen Ortsdurchfahrt und der berühmtesten Strassenkante Georgiens, der kleinen Sprungschanze, umfährt, prangt linkerhand neuerdings ein grosses Werbeschild der Aktiengesellschaft MINA. Mit gutem Grund, denn die Ksani-Glasfabrik von MINA ist der einzige Betrieb der georgischen Schwerindustrie, der richtig boomt. Eine Folge dieser rassanten Entwicklung: An diesem Wochenende geht eine zweite Produktionslinie für Glasflaschen in Betrieb, die in den vergangenen Monaten für insgesamt 7 Millionen US-$ aufgebaut wurde. Beim Anfahren des neuen Glasofens vor wenigen Tagen war Staatspräsident Eduard Schewardnadse höchstpersönlich in die eine halbe Autostunde von Tbilissi entfernte Glasfabrik angereist.

Die Ksani-Glasfabrik ist nicht besonders alt, sie wurde erst 1988 in Betrieb genommen. 1992 schon, nach dem Zusammenbruch der georgischen Mineralwasser- und Weinwirtschaft kam auch für die Glasöfen in Ksani das Aus. Rund 500 Menschen aus den Dörfern Ksani und Muchrani standen auf der Strasse.

1997 übernahm die türkische SISECAM-Gruppe den heruntergekommenen Betrieb und nahm die Arbeit in den veralteten Produktionsanlagen wieder auf. Aber erst nachdem die Folgen der russischen Wirtschaftskrise von 1998 überwunden worden waren, steigerte sich die Nachfage nach Flaschen derart, dass MINA im vergangenen Jahr den Bedarf des georgischen Inlandsmarktes nicht mehr aus eigener Kraft befriedigen konnte. Dies gilt sowohl für die von der georgischen Wirtschaft angeforderten Mengen als insbesondere auch für die Qualitäten, die aus der einzigen alten Produktionslinie, die man 1997 wieder angefahren hatte, herauszuholen waren. Mit 18.000 Tonnen Glas, das sind rund 70 Millionen Verpackungseinheiten pro Jahr, war die Anlage voll ausgelastet. Die neue Produktionslinie soll 30.000 Tonnen produzieren. Mit ihr will man nicht nur den Ausstoss erhöhen, man will auch höherwertige Flaschen als bisher produzieren, um vor allem die Nachfrage der Weinwirtschaft nach edleren Verpackungen abdecken zu können.

Hauptabnehmer der Flaschen sind Bordschomi, Coca Cola und die georgische Bier- und Weinwirtschaft, die alle über erhebliche Zuwachsraten berichten können. Ausserdem hat man sich auch einen bescheidenen Exportanteil vor allem in Aserbaidschan aufgebaut, der jetzt, nachdem die neue Produktionslinie angefahren wird, ausgebaut werden kann. Auch an russischen Märkten ist man interessiert, die kalkulatorische Frachtgrenze für den Absatz von Glasflaschen liegt bei einem Radius von etwa 500 km. Die Kundenliste umfasst heute 70 Betriebe, das Sortiment etwa 30 verschiedene Flaschentypen.

Für die neue Produktionslinie wurden insgesamt 7 Millionen US-$ investiert, eines der grössten privaten Investitionsvolumen in der Georgien während der letzten Jahre. 6,2 Millionen $ wurden über einen Kredit der privatwirtschaftlichen Weltbank-Tochter IFC (International Financial Cooperation) aufgebracht, der Rest aus eigenen Mitteln. Der IFC hält ebenso wie die EBRD (European Bank for Reconstruction and Development) einen Kapitalanteil von 19 %, der Rest, 62 % also, gehört der türkischen Muttergesellschaft SISECAM. Diese beschäftigt in der Türkei, in Russland, Georgien und Bulgarien insgesamt 12.000 Mitarbeiter und bewältigt ein Umsatzvolumen von nahezu einer Milliarde US-$. Die georgische MINA ist mit rund 4,5 Millionen $-Jahresumsatz ein noch recht kleines Tochterunternehmen, aber im nächsten Jahr schon werden 10 Millionen angepeilt. SISECAM produziert Glasverpackungen, Flachglas und Glaswaren aller Art, ein weiteres Standbein ist die chemische Industrie.

Das Umsatzwachstum bei MINA ist auch nötig, denn ein Glasofen, der auf 1.500 Grad Celsius aufgeheizt ist, muss rund um die Uhr durcharbeiten und das 365 Tage im Jahr. Die neue Produktionslinie in Ksani ist auf modernstem Standard, die Technologie stammt grösstenteils aus Italien. Im Frühjahr, wenn die neue Produktionsstrecke ihre Bewährungsprobe überstanden hat, soll der alte Ofen heruntergefahren und dann ebenfalls modernisiert werden. Dann wird die gesamte Anlage auch europäischen Umweltstandards entsprechen.

Etwas mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigt MINA heute in Ksani, die Löhne liegen zwischen 100 und 500 GEL. In ein paar Jahren schon könnte sich diese Zahl erhöhen. Denn wenn die Inlandsnachfrage nach Glasverpackungen weiter so steigt wie in den letzten beiden Jahren, dann dürfte auch die Kapazität des neuen Glasofens in drei bis fünf Jahren ausgereizt sein. Und da die Strategie der türkischen Mutter, immerhin Nr. 5 in der europäischen Glasindustrie, darauf abzielt, in den regionalen Märkten in der direkten Nachbarschaft der Türkei die Marktführung zu behaupten, ist der nächste Investitionsschub durchaus schon abzusehen. RUSCAM, die russische Tochter des türkischen Glasimperiums, hat in diesem Sommer einen zweiten Glasofen in Betrieb genommen. Dessen Jahreskapazität liegt bei 90.000 Tonnen.

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