Ausgabe 16/02, 23. Okt. Archiv
 Home
  :: Impressum
Tbilisi Tourist Center
ERKA-REISEN
Last Minute Hotels
Low Budget Trips & Tipps
Schuldenlast
Georgien will Auslandsschulden abschreiben lassen

Den georgischen Finanzminister Mirian Gogiaschwili plagen grosse Sorgen. Auf der einen Seite erwarten ihn zum Jahresende Mindereinnahmen in Höhe von mehr als 100 Millonen GEL. Auf der anderen Seite drücken die Auslandsschulden von insgesamt 1,7 Milliarden $ und der Kassenverwalter Schewardnadses weiss nicht, wie er die Zinsen für diese Schulden aufbringen, geschweige denn, wie er sie tilgen soll. Jetzt will das Land mit dem Pariser Club Verhandlungen aufnehmen mit dem Ziel, die Schulden mindestens teilweise erlassen zu bekommen. Die Verhandlungen sollen im Dezember beginnen.

Die Schuldenlast, die Georgien in den letzten zwölf Jahren angesammelt hat, ist enorm, wenn man bedenkt, dass das Land am Ende der Sowjetunion praktisch schuldenfrei dastand. Im Frühjahr 2000 hat der Pariser Club schon einen Teil der Schulden Georgiens umstrukturiert und für zwei Jahre praktisch tilgungsfrei gestellt. Aber auch im Jahr 2003 kann Georgien nicht damit beginnen, seine Schulden zu tilgen, weshalb man zunächst einmal darauf spekuliert, noch einmal ein Jahr Verschnaufpause zu erhalten. Dieses weitere privilegierte Jahr für Georgien dürfte nicht ausgeschlossen sein, aber das dicke Ende kommt dann im Jahr 2004, wenn rund 60 % des Staatshaushalts für externe Schuldendienste aufgewendet werden müsen. Für ein Land, das ohnehin chronisch unterfinanziert ist, eine schwere Last.

Ein totaler Schuldenerlass wird normalerweise nur den ärmsten Ländern der Welt gewährt und dazu gehört Georgien derzeit sicher nicht, und will es wohl auch nicht gehören. Trotzdem spekulieren nicht wenige darauf, dass am Ende doch noch ein grosszügiges Pardon des Pariser Clubs samt Weltbank und IWF herauskommt, während andere vor einem totalen Imageverfall Georgiens warnen. Für die Befürworter eines Schuldenerlasses spielt dieses Argument eine untergeordnete Rolle, für sie kann das Image des Landes als unzuverlässiger Schuldner schlechter kaum werden.

"Die Reduktion dieser Schulden wäre ein grosser Erfolg für eine erfolglose Regierung" erklärt Roman Gotsiridse, der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des georgischen Parlaments. Andere Kritiker der Regierungspolitik verweisen darauf, dass mit den immensen Krediten, die die Regierung Schewardnadse ins Land geholt habe, Georgien eigentlich ein blühendes Paradies sein könnte. Aber ein Grossteil der Kredite sei mehr oder weniger ineffektiv verwendet worden oder in irgendwelche Kanäle abgeflossen. Ob der Rest der Welt daher grosses Interesse hat, auf die Rückzahlung der Schulden durch Georgien zu verzichten, bleibt abzuwarten. Den Finanzminister erwarten ganz sicher unbequeme Fragen und harte Verhandlungen.

 
Copyright © 2002 ERKA-Verlag Kontakte :: e-mail :: webmaster