Ausgabe 14/02, 25. Sept. Archiv
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Die Welt

Schewardnadse lenkt in einem Brief an Putin ein
Schewardnadse: "Bestimmte Kreise in Russland wollen Georgien in diesen blutigen Konflikt hineinziehen"

Von Aschot Manutscharjan

Berlin - Moskaus Druck auf Tbilissi zeigt Wirkung. Georgiens Präsident Eduard Schewardnadse hat eine breit angelegte Anti-Terror-Operation gegen tschetschenische Rebellen und mutmaßliche internationale Terroristen im Pankisi-Tal an der Grenze zu Russland angeordnet. Daran beteiligt sind auch russische und amerikanische Elitesoldaten. "In zehn bis 15 Tagen wird das Pankisi-Problem von der Tagesordnung gestrichen werden", verkündete Schewardnadse optimistisch.


Außerdem kündigte der Präsident an, Gefangene aus dem Einsatz in dem Hochgebirgstal würden an Russland ausgeliefert. Tbilissi hatte bereits neun mutmaßliche islamische Terroristen, die zum Umfeld des tschetschenischen Rebellenführers Schamil Basajew gehören, festgenommen und an die in Georgien stationierten US-Truppen übergeben. Mit der derzeitigen Anti-Terror-Operation hofft der georgische Präsident, die Krise um das Pankisi-Tal endgültig zu entschärfen, nachdem Russland Georgien vor wenigen Tagen erneut mit einem Militäreinsatz gedroht hatte.Schewardnadse hatte deshalb am 13. September an seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin geschrieben. In dem Brief, der der WELT vorliegt, appelliert der Georgier an beider Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Völker: "Wir sind verpflichtet, einen Ausweg zu finden." Gleichzeitig wies Schewardnadse erneut den russischen Vorwurf zurück, sein Land unterstütze tschetschenische Terroristen, die vom Pankisi-Tal aus russische Gebiete angreifen würden. "Die Russische Föderation wurde nicht von Georgien überfallen." Vielmehr handelt es sich bei diesen Übergriffen um Aktionen bewaffneter Bürger der Föderation, "die erst aus Russland nach Georgien eingedrungen und dann zurückgekehrt sind", schrieb Schewardnadse. Zudem wies er darauf hin, dass den Tschetschenen der "Übergang über die russische Grenze erlaubt" worden sei - ein Hinweis auf korrupte russische Militärs, die für Geld die Bewegungsfreiheit der Rebellen gewährleisten (was übrigens auch in Moskau seit langem bekannt ist).Zudem forderte Schewardnadse die russische Regierung auf, ihre Grenzen selbst besser zu kontrollieren und übte scharfe Kritik an der Führung des Moskauer Verteidigungsministeriums und an russischen Politikern. Diese instrumentalisierten das Thema "Pankisi-Tal", um auf Georgien Druck auszuüben und seinem internationalen Ansehen zu schaden. Schewardnadse: "Sagen wir es offen, bestimmte Kreise in Russland haben alles unternommen und sind immer noch damit beschäftigt, Georgien in diesen blutigen Konflikt hineinzuziehen." Die Folge wäre eine "ewige Feindschaft" zwischen den Nachbarvölkern Tschetschenien und Georgien.Auch mit Russlands Tschetschenien-Politik ging Schewardnadse ins Gericht. Die "Bojewiki" (Kämpfer), die heute von Russland attackiert würden, seien vor zehn Jahren von Moskau nach Abchasien geschickt worden, um die dortige Unabhängigkeitsbewegung gegen Georgien zu unterstützen.Auf einen Punkt ging Schewardnadse in seinem Brief an Putin allerdings nicht ein: auf die US-Militärpräsenz in Georgien - ein Dorn im Auge Moskaus. Auf Tbilissis Wunsch hatte das Pentagon im Rahmen der internationalen Anti-Terror-Koalition Soldaten in die Kaukasusrepublik verlegt. Sie bezogen die Basis Wasiani, die die Russen erst wenige Monate zuvor geräumt hatten. Mehr als 500 GIs bilden die georgische Armee aus. Jetzt gehen Georgier und Amerikaner im Pankisi-Tal vor. Seite an Seite mit russischen Soldaten, deren Präsenz Schewardnadse in seinem Brief an Putin abgelehnt hatte.
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