|
|
Die
Welt
Schewardnadse lenkt in einem Brief
an Putin ein
Schewardnadse: "Bestimmte Kreise in Russland
wollen Georgien in diesen blutigen Konflikt hineinziehen"
Von Aschot Manutscharjan
Berlin - Moskaus Druck auf Tbilissi zeigt Wirkung. Georgiens
Präsident Eduard Schewardnadse hat eine breit angelegte Anti-Terror-Operation
gegen tschetschenische Rebellen und mutmaßliche internationale
Terroristen im Pankisi-Tal an der Grenze zu Russland angeordnet.
Daran beteiligt sind auch russische und amerikanische Elitesoldaten.
"In zehn bis 15 Tagen wird das Pankisi-Problem von der Tagesordnung
gestrichen werden", verkündete Schewardnadse optimistisch.
Außerdem kündigte der Präsident an, Gefangene aus
dem Einsatz in dem Hochgebirgstal würden an Russland ausgeliefert.
Tbilissi hatte bereits neun mutmaßliche islamische Terroristen,
die zum Umfeld des tschetschenischen Rebellenführers Schamil
Basajew gehören, festgenommen und an die in Georgien stationierten
US-Truppen übergeben. Mit der derzeitigen Anti-Terror-Operation
hofft der georgische Präsident, die Krise um das Pankisi-Tal
endgültig zu entschärfen, nachdem Russland Georgien vor
wenigen Tagen erneut mit einem Militäreinsatz gedroht hatte.Schewardnadse
hatte deshalb am 13. September an seinen russischen Amtskollegen
Wladimir Putin geschrieben. In dem Brief, der der WELT vorliegt,
appelliert der Georgier an beider Verantwortung für das Wohlergehen
ihrer Völker: "Wir sind verpflichtet, einen Ausweg zu
finden." Gleichzeitig wies Schewardnadse erneut den russischen
Vorwurf zurück, sein Land unterstütze tschetschenische
Terroristen, die vom Pankisi-Tal aus russische Gebiete angreifen
würden. "Die Russische Föderation wurde nicht von
Georgien überfallen." Vielmehr handelt es sich bei diesen
Übergriffen um Aktionen bewaffneter Bürger der Föderation,
"die erst aus Russland nach Georgien eingedrungen und dann
zurückgekehrt sind", schrieb Schewardnadse. Zudem wies
er darauf hin, dass den Tschetschenen der "Übergang über
die russische Grenze erlaubt" worden sei - ein Hinweis auf
korrupte russische Militärs, die für Geld die Bewegungsfreiheit
der Rebellen gewährleisten (was übrigens auch in Moskau
seit langem bekannt ist).Zudem forderte Schewardnadse die russische
Regierung auf, ihre Grenzen selbst besser zu kontrollieren und übte
scharfe Kritik an der Führung des Moskauer Verteidigungsministeriums
und an russischen Politikern. Diese instrumentalisierten das Thema
"Pankisi-Tal", um auf Georgien Druck auszuüben und
seinem internationalen Ansehen zu schaden. Schewardnadse: "Sagen
wir es offen, bestimmte Kreise in Russland haben alles unternommen
und sind immer noch damit beschäftigt, Georgien in diesen blutigen
Konflikt hineinzuziehen." Die Folge wäre eine "ewige
Feindschaft" zwischen den Nachbarvölkern Tschetschenien
und Georgien.Auch mit Russlands Tschetschenien-Politik ging Schewardnadse
ins Gericht. Die "Bojewiki" (Kämpfer), die heute
von Russland attackiert würden, seien vor zehn Jahren von Moskau
nach Abchasien geschickt worden, um die dortige Unabhängigkeitsbewegung
gegen Georgien zu unterstützen.Auf einen Punkt ging Schewardnadse
in seinem Brief an Putin allerdings nicht ein: auf die US-Militärpräsenz
in Georgien - ein Dorn im Auge Moskaus. Auf Tbilissis Wunsch hatte
das Pentagon im Rahmen der internationalen Anti-Terror-Koalition
Soldaten in die Kaukasusrepublik verlegt. Sie bezogen die Basis
Wasiani, die die Russen erst wenige Monate zuvor geräumt hatten.
Mehr als 500 GIs bilden die georgische Armee aus. Jetzt gehen Georgier
und Amerikaner im Pankisi-Tal vor. Seite an Seite mit russischen
Soldaten, deren Präsenz Schewardnadse in seinem Brief an Putin
abgelehnt hatte.
|
|
|
|