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Die
Welt
Terrorist aus Georgien gibt Interviews
Giorgadze, einst Staatsicherheitsminister in
Georgien, wird steckbrieflich von Interpol gesucht
Moskau - In der russischen Regierungszeitung "Rossiskaja
Gaseta" klingelte dieser Tage das Telefon. Am Apparat war,
so jedenfalls stellt es die Redaktion dar, ein Herr Igor Giorgadze,
der sich über die perfide Führung in Georgien ausließ.
Drei Jahre lang ein Terroristennest im Lande zu dulden und nichts
dagegen zu unternehmen - das sei über alle Maßen zynisch.
Das Interview, das ein ob des unerwarteten Anrufs offenbar blitzschnell
reagierender Redakteur sofort führte, wurde in großer
Ausführlichkeit im Moskauer Regierungsblatt abgedruckt.
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn Giorgadze, einst
Staatsicherheitsminister in Georgien, wird steckbrieflich von Interpol
gesucht. Die Anschuldigung: Terrorismus, versuchter Terrorismus.
Er wird beschuldigt, an dem Terroranschlag gegen den georgischen
Präsidenten Eduard Schewardnadse im September 1995 führend
beteiligt gewesen zu sein. Schewardnadse überlebte damals mit
knapper Not.
Giorgadze, heute 52-jährig, floh und hält sich seitdem
in Russland auf, obwohl Georgien permanent die Auslieferung des
mutmaßlichen Terroristen fordert und einen internationalen
Steckbrief erwirkt hat. In dem Steckbrief wird Giorgadze als "besonders
gefährlich" eingestuft und jedermann aufgefordert: "Wenn
Sie über irgendwelche Informationen verfügen, kontaktieren
Sie die nationale oder die örtliche Polizei."
Für die russischen Behörden allerdings kann der Aufenthaltsort
des Georgiers angesichts der vielen Interviews, die er russischen
Zeitungen und auch schon mal dem Fernsehen gibt, nicht unbekannt
sein. Moskau, das sich den Kampf gegen den internationalen Terrorismus
auf seine Fahne geschrieben hat und das die georgische Führung
mit Militärschlägen bedroht, sollte sie die auf ihrem
Territorium befindlichen tschetschenischen Rebellen nicht ausliefern,
schützt offensichtlich seinerseits einen gesuchten, mutmaßlichen
Terroristen. Der darf sich in diesen Tagen in der Medienkampagne
gegen Schewardnadse nützlich machen.
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