Ausgabe 14/02, 25. Sept. Archiv
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Charagauli gehört nicht gerade zu den Städten Georgiens, die man unbedingt besuchen muss. Es liegt zwar nur zehn Kilometer abseits der Hauptachse Tbilissi-Kutaissi, es gibt aber wenig, was den Fremden dazu veranlassen könnte, abzubiegen und sich die 10-Kilometer Schlaglochpiste, die am Fluss Quirila entlang führt, zuzumuten. Es sei denn, er sucht den westlichen Eingang in den neuen Nationalpark Bordschomi-Charagauli, aber auch dann wird er im kleinen Provinzstädtchen kaum halt machen. Charagauli lädt offensichtlich mehr zum Durchfahren ein denn zum Verweilen. Eisenbahnfreaks könnten sich da schon eher beschäftigen: Charagauli liegt an der wichtigen Bahnstrecke von Poti nach Baku.

So kommt es, dass kaum jemand das kleine Heimatmuseum besucht, das von zwei engagierten Frauen, der Direktorin Eka Schwelidse, und der Englisch sprechenden Führerin, Eka Charatischwili, betreut wird. Und so kommt es, dass dieses Museum vor sich hin döst und kaum einer nimmt Notiz davon. Dabei gehört es ganz sicher zu den schöneren seiner Art.


Nicht dass die Ausstellungsstücke sonderlich sensationell wären. Welch Heimatmuseum in irgendeiner Provinz der Welt dürfte national bedeutende Exponate für sich behalten? Die gehören allemal in die grossen Museen der Hauptstädte. Die wichtigsten Originale aus Charagauli, der Schatz von Bori aus der frühpaleontologischen Zeit (1. Jh. v. Chr. - 3. Jh. n. Chr.) sind in der Eremitage in Leningrad ausgestellt, in Charagauli sind lediglich interessante Abbildungen und Kopien des Schatzes zu besichtigen. Ganz so bedeutungslos ist das Charagauli-Museum also doch nicht. Trotzdem, wer kommt, um Spektakuläres zu sehen, wird natürlich enttäuscht.

Es ist vielmehr die gesamte Komposition, die den Charme dieses Museums ausmacht, den musealen Charme der späten Sowjetunion. 1978 wurde das Museum gegründet, es zeigt einige vorchristliche Funde aus der Region, dann mittelalterliche Keramik und ethnografische Gegenstände, die nur dem alt vorkommen, der den Kaukasus nicht genau kennt. Schliesslich werden in einem Saal Werke zeitgenössischer Maler und Künstler aus Charagauli ausgestellt. Alles nichts Besonderes, aber alles liebevoll zusammengestellt, gehegt und gepflegt.


Bedeutende Lokal-Helden werden selbstredend ebenfalls gewürdigt: Sportler, Wissenschaftler und Soldaten, die am grossen vaterländischen Krieg teilgenommen haben. Dass in diesem Saal, in dem man uns die wichtigsten Lehrer und Wissenschaftler des Provinzstätdchens vorführen wollte, unübersehbar ein Foto Stalins den Besucher begrüsst, gehört zum morbiden Charme dieses kleinen Museums. Hoffentlich nimmt ihn keiner weg, denn dieses Museum ist als Gesamt-Komposition sehenswert, weil es eher unaufdringlich gemacht ist trotz aller ideologischen Vorgaben, die allenthalben bekannt sind und die durchaus dominieren. Gelegentlich kann man also die Sowjetunion noch besuchen, sie existiert noch. In der Form eines Museums ist das durchaus interessant und lehrreich, wenn man sich nur unvoreingenommen mit dem ideologischen Provinzialismus, der hier vor sich hin schlummert, befassen will. In Charagauli ist das Museum das Museum.

GN versucht, in dieser Fotoreportage einen kleinen Eindruck von dem Museum zu vermitteln, das uns anlässlich eines Besuchs im Nationalpark Bordschomi-Charagauli zufällig präsentiert wurde.












 

 

 



 

 








 






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