Ausgabe 14/02, 25. Sept. Archiv
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Obwohl mit den eigentlichen Bauarbeiten erst im Frühjahr nächsten Jahres begonnen wird, haben die Präsidenten von Azerbaidschan, Georgien und der Türkei in diesen Tagen das erste Rohrstück der sogenannten Main Export Pipeline (MEP) in der Nähe von Baku verlegt. Der Zeitpunkt dieser publicityträchtigen Zeremonie war sicher politisch gewählt und viel von all dem rhetorischen Theaterdonner in Moskau, Washington und andernorts hat mit dem feierlichen Akt zu tun, der in der vergangenen Woche in Baku abgehalten wurde.

Bezeichnend ist, dass neben den drei Pipeline-Präsidenten Schewardnaze, Aliejw und Sezer mit Spencer Abraham, dem amerikansichen Energieminister, ein hoher Vertreter Washingtons in Baku anwesend war. Abrahams verlas denn auch einen Brief seines Präsidenten, in dem dieser erklärte, dass Pipelinebau schon vor seinem Baubeginn einen bedeutenden Beitrag zur Zukunft dieser Region beigetragen habe. Der Pipelinebau, so George W. Bush, sichere die Energieversorgung der Welt und trage zur Stärkung der Souveränität und Unabhängigkeit der beteiligten Länder bei. Für Amerika, fügte Spencer Abrahams hinzu, sei das Baku-Tbilissi-Ceyhan-Projekt eines der wichtigsten aktuellen Energie-Unternehmen.


Eduard Schewardnadse, der dem wochenlangen Trommelfeuer russischer Propaganda dank amerikanischer Hilfe standhalten konnte, legte noch einen drauf, als er sagte: "Eine neue Realität für Georgien und den Südkaukasus ist wahrgeworden. Der Bau der Pipeline wird unsere Annäherung an den Westen befördern." Gaidar Alijew, der greise Alleinherrscher aus Baku, stiess in dasselbe Horn, als er sagte: "Dieses Projekt garantiert Frieden, Sicherheit und Stabilität im der Region und wird auf Dauer die drei Länder und deren Völker vereinen."

Grummelnd und grollend steht Russland im Abseits. Sein Öl-Gigant LUKOIL, der sich lange Zeit mit einem Beitritt zum Pipeline-Konsortium befasst hatte, stieg am Ende dann doch noch aus. In Russland bezweifelt man die Rentabilität dieser Strecke, die Amerika aus strategischen Gründen durchgesetzt hat. Es ist die erste Energietransportroute aus dem Kaspischen Raum und Asien nach Europa, die nicht über russisches Gebiet führt. Aussenminister Iwanov liess denn auch von ferne etwas indigniert erklären, man sei zu allen Kooperationen bereit, aber alle Versuche, Russland aus dieser Region (gemeint ist die Kaspi-Region und das Ölgeschäft) herauszudrängen, werde man nicht akzeptieren.


So kann Gajdar Aliejw, wenn er in in den nächsten Tagen nach Moskau zu einem Gipfeltreffen der Kaspi-Staaten fährt, nicht gerade mit einem freundlichen Empfang durch seinen russischen Kolegen rechnen. Russische Zeitungen bezeichnen ihn offen als einen Gauner, der seine Fahne nach Winde hänge, oft seine Meinung wechsele und vor dem Russland sehr vorsichtig sein müsse. Er spiele ein Doppelspiel zwischen den USA und Russland. "Man muss ihm die Leviten lesen" schreibt "Argumenti und Fakti", eine russische Zeitschrift rechtzeitig zum Pipelinefest in Baku. Der georgische Präsident wird dies mit einer gewissen Erleichterung wahrnehmen, zumindest ist er mit seinem Land nicht mehr alleine die Zielschreibe russischer Verärgerung.


Eine Querelen am Rande trübten ein wenig die feierliche Stimmung von Baku. In Azerbaidschan regt sich erheblicher Widerstand gegen den Generalunternehmer, der die Pipe auf azerischer Seite bauen soll. Es handelt sich dabei um eine libanesische Firma, die in Griechenland registriert ist. Einer ihrer Vorstandsberater soll ein amerikanischer Geschäftsmann armenischer Herkunft sein, der enge Beziehungen zum Berg-Karabach-Komitee seines ethnischen Mutterlandes unterhält. Das Komitee zur Befreiung von Karabach wittert grosse Gefahr, einerseits könne Azerbaidschan nicht einen armenischen Geschäftsmann reicher machen, andererseits wüssten die Armenier dann viel zu genau über die Pipeline bescheid und könnten dies bei einem eventuellen Wideraufflammen des Konflikts nutzen.

Trouble haben die Pipelinebauer auch mit Russland: Ein russisches Röhrenkombinat beklagt sich lautstark darüber, vom Pipe-Management der BP bei der Ausschreibung mit unfairen Methoden übergangen worden zu sein. Trotz eines teureren Angebotes habe der internationale Ölmulti einem japanischen Röhrenhersteller den Grossauftrag für die Stahlröhren zugeschanzt.

Es wird wohl noch jede Menge an mehr oder weniger bedeutendem politischen Konfliktstoff geben, bevor die Bauherren dieser Pipeline mit einem feierlichen Knopfdruck den ersten Tropfen Öl auf die lange Reise vom Kaspischen Meer zum Mittelmeer schicken können. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch in Amt und Würden sind.


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