Ausgabe 14/02, 25. Sept. Archiv
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Jelena Bonner: Primitiv, zynisch und verlogen
Stellungnahme der Sacharow-Witwe und anderer Intellektueller zu Putins Ultimatum

Im Namen eines "Allgemeinen Nationalen Komitees für die Einstellung des Krieges und für den Frieden in Tschetschenien" bezeichnete die Witwe Juri Sacharows, Jelena Bonner, die Begründung eines möglichen russischen Eingreifens in Georgien als primitiv, zynisch und verlogen. GN übersetzte den Appell, den Jelena Bonner zusammen mit anderen Intellektuellen und Politikern unterzeichnet hat.

"Die Flut der Militärerklärungen, adressiert an Georgien, erreichte den Höhepunkt. Präsident Putin ist gegen den südlichen Nachbarn nicht nur mit einem Ultimatum aufgetreten, er hat auch öffentlich die Militärs beauftragt, gegen einen souveränen Staat Kampfhandlungen vorzubereiten. Ähnliches hat sich bis jetzt kein Staatschef erlaubt.

Hiermit erklären wir, dass jeder Versuch, in Georgien einzudringen, zur Katastrophe für Russland führt. Georgien ist nicht nur ein schwaches und armes Land, das mit grossem Bemühen versucht, den Verfall zu überwinden und einen demokratischen Staat aufzubauen. Das georgische Volk ist seit mehreren Jahrhunderten der geistige Bruder Russlands. Der Angriff auf Georgien wäre das schwerste Verbrechen gegen die russische Geschichte und seine Staatlichkeit. Es wird ein Schlag ins Herz Russlands, dessen schlimme Folgen nachfolgende Generationen büßen müssen.

Die Aggression gegen Georgien wird einen neuen Kaukasuskrieg auslösen, dessen Flammen nicht nur das Territorium Georgiens erfassen sondern auch auf andere südkaukasische Republiken sowie auch auf nordkaukasische Gebiete übergreifen werden.

Der Versuch, den Tschetschenienkrieg nach Transkaukasien zu verlagern, ist das offensichtliche Eingeständnis durch die militärisch-politische Führung Russlands, dass der Tschetschenienkrieg in eine Sackgasse geraten ist.

Statt friedlicher Verhandlungen, wie sie von führenden Politikern und Vertretern der Öffentlichkeit immer wieder gefordert werden, sehen wir nur eine Tendenz zur unaufhaltsamen Eskalation des Konflikts.

Ähnliche Aktionen haben andere schon unternommen. Zum Beispiel Frankreich, als es sich wegen seine Misserfolge im Algerienkrieg zu Aggressionen gegen Ägypten und Tunis hinreissen liess. Oder die USA, als man mit einem Angriff auf Kambodscha von dem in die Sackgasse geratenenen Vietnamkrieg ablenken wollte. Müssen die russischen Machthaber noch einmal auf den Rechen treten? (russisches Sprichwort, meint: denselben Fehler wiederholen).

Die Rechtfertigung eine Krieges gegen Georgien sind primitiv, zynisch und verlogen. Man soll und darf Georgien und Schewardnadse nicht mit Irak und Saddam Hussein vergleichen. Es ist offensichtlich, dass die russischen Einheiten, die in den vergangenen drei Jahren den Widerstand in Tschetschenien nicht brechen konnten, noch viel weniger einen Krieg in dem grösseren Land jenseits des Kaukasus gewinnen können.

Wir rufen den Föderationsrat auf, Pläne für einen Angriff auf Georgien abzulehnen und die Vernatwortung für dieses schwere Abenteuer nicht zu übernehmen. Wir fordern die westeuropäischen Staaten auf, die Staatsführung Russlands von der Unzulässigkeit dieser Aggression zu überzeugen. Wir fordern die russische und Weltöffentlichkeit auf, gegen einen neuen Kaukasuskrieg aufzustehen, unverzüglich Verhandlungen mit Maschadow aufzunehmen, da die Entwicklung des Krieges gezeigt hat, dass seine Weiterführung zur seiner Ausdehnung und zu einer internationalen Krise führen wird."



 
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