Ausgabe 13/02, 11. Sept. Archiv
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Während das Pipe-Konsortium unter Führung von BP-Amoco weiter am Bau der Pipelines plant und bereits erste Generalverträge vergeben hat, meldeten Naturschützer und Wissenschaftler in Georgien schwerwiegende Bedenken gegen die Planung und gegen den Bauherren an. Hauptaussage des Berichtes, der sich mit den Auswirkungen des Pipelinebaus auf die georgische Gesellschaft befasste, lautet: "Die komplexe Gestaltung der Einbeziehung nationaler, regionaler oder lokaler Behörden in den Bau hat unter der Bevölkerung Spannungen und Misstrauen verschärft und die Gesellschaft verunsichert, wen sie für soziale Verpflichtungen, Projekt-Überwachung, Schlichtung von Streitfällen und mögliche Wiedergutmachung verantwortlich machen kann." Der Bericht wurde unter dem Dach der Georgischen Akademie der Wissenschaften von sechs NGO`s erstellt, unter ihnen die Grün-Alternative Bewegung Georgiens, die amerikanische Gesellschaft "Friends of earth" und CEE Bankwatch network. Der Bericht wurde vom Präsidenten der Internationalen Georgischen Ölkorporation (GIOC), Gia Chanturia, nach einem ausführlichen Studium insoweit unterstützt, als er sich nach einer Agenturmeldung vor allem die im Bericht aufgeführten Risiken zu eigen machte und das Pipe-Konsortium um eine Stellungnahme und gegebenenfalls um eine Revision ihrer Planungen gebeten hat. Chanturia gilt als der Ölpapst Georgiens und einer der kompromisslosesten Verfechter der neuen Pipelines.

Der Bericht basiert auf einer Recherchenreisse vom Juni und unterstellt Politikern wie Betreibern der Pipes, sich nicht hinreichend um die Auswirkungen der Mammutinvestition auf Land und Gesellschaft gekümmert zu haben. Insbesondere habe die Öffentlichkeit keinen hinreichenden Zugang zu den sogenannten "Host Government Agreements", in denen die Regelungen hinsichtlich der Sicherheit und der Landentschädigung festgelegt seien. In der Studie wird auch ein Mangel an Informationen über die beiden Pipeline-Projekte gerügt, der bei der Bevölkerung zu völlig unrealistischen Erwartungen führen würde. "Viele Betroffene kennen den exakten Pipeline-Verlauf nicht, Landbesitzer wurden nicht über die Entschädigungsregelungen informiert. Die Zahlen der Arbeitsplätze für Einheimische sind vage und führen zu Gerüchten und falschen Erwartungen", stellt die Studie fest.

Es sei zwar wahr, dass der Staat und BP als Führer des Baukonsortiums die lokale Bevölkerung über ihre Rechte und die Überlegungen zum Wert ihres Grundbesitzes vertraut gemacht hätten, erklärte ein Consultant, der früher in Pipeline-Angelegenheiten tätigt war. "Aber die Leute sind so rückständig und arm, dass sie mehr Hilfe brauchen. Die Regierung hätte viel mehr für sie tun müssen."

Grösstes Problem: Bordschomi

Die wichtigsten und für die Pipe-Bauer auch schwersten Einwände kommen von den Naturschützern. Insbesondere der geplante Verlauf der Pipeline im Bereich Bordschomi heftig kritisiert. Der Verlauf der Pipeline führt nach dem Tzrazkaro-Pass, der überquert werden muss, in der Nähe von Bakuriani durch Gebiete, die zum Einzugsbereich des weltbekannten Bordschomi-Mineralwasser gehören. Ausserdem wirbt gerade der Bereich Bordschomi mit dem Nationalpark Bordschomi-Charagauli mit einer intakten und unberührten Natur. Eine Pipeline, die durch dieses Gebiet führt, könnte dem ganzen Image der Region und damit der Sicherung der Arbeitsplätze in Tourismus und Mineralwasserindustire gefährden, heisst es in der Studie, von den Auswirkungen einer Pipeline-Havarie auf die Grundwasserströme ganz zu schweigen. Für den Verkauf des Mineralwassers, das mittlerweile wieder ein Exportschlager Georgiens ist, hätte ein Austreten auch von geringsten Mengen an Öl, das in die unterirdischen Mineralwasserströme gelangen könne, katastrophale Folgen.


Trassenverlauf in Georgien mit dem neuralgischen Punkt:Tzratzkaro-Pass und Bordschomi-Region

Deshalb müssen sich die Pipelineplaner in diesem Punkt nicht nur mit der Kritik der Umweltschützer auseinandersetzen. In der GGMW, der Georgian Glas and Mineral Water, dem grössten Bordschomi-Lizenz-Abfüller, haben sie einen Kontrahenten, der sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den geplanten Trassenverlauf wehren wird. Der wichtigste Verbündete der Bordschomi-Abfüller dürfte dabei nicht einmal in Georgien sitzen sondern in London. Es ist die EBRD, die European Bank for Reconstruction und Developement. Sie soll einen Teil der noch offenen Finanzierung der Ölpipeline per Kredit übernehmen. Da die EBRD aber auch grösster Kreditgeber für das Bordschomi-Vorzeigeunternehmen GGMW ist, dürften sich die Londoner Bankmanager den geplanten Verlauf der Pipe im Bereich Bordschomi genauer ansehen, bevor sie ihre Tresore für die Pipebauer öffnen.

Naturschützer kritisieren insbesondere auch die Regierung, die unrealistische Erwartungen in sogenannte "windfall profits" und den gesellschaftlichen Nutzen der Pipe erweckte. Bei BP sei es ziemlich klar, dass nichts von dem durchgeleiteten Öl und Gas für den Inlandsverbrauch vorgesehen sei, man jedoch die georgische Regierung bei der Beschaffung anderer Primärenergiequellen unterstützen wolle. Die Regierung verspreche der Bevölkerung das Blaue vom Himmel und BP denke nicht daran, diesen Eindruck zu korrigieren.

Ausserdem klagt der Report über schwerwiegende Versäumnisse von BP während des Baus der Baku-Supsa-Pipeline. So seien durch den Bau beschädigte Strassen, Trinkwasser- und Bewässerungsleitungen nicht ordnungsgemäss repariert worden. Ausserdem habe die Regierung die Entschädigungen für enteignetes Land nicht ausbezahlt.

Im Frühsommer hatte BP in einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen im ganzen Land über den Trassenverlauf, die Bauphase und alle damit zusammenhängenden Fragen informiert.


Öffentliche Informationsveranstaltung
der BP



















Informationsbroschüren für die Bevölkerung

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