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Zehn Jahre nach Ausbruch des Abchasienkrieges wurde in diesen Tagen
in den georgischen Medien politische Bilanz gezogen. Sie fällt ernüchternd
aus, kein Wunder, das Abchasien-Problem ist noch lange nicht gelöst.
Eine ganz andere Bilanz, die auch mit dem Abchasienkrieg zu tun
hat, zog vor einiger Zeit das Internationale Komitee des Roten Kreuzes.
Es unterhält in Tbilissi und Gagra je ein orthopädisches Zentrum,
in denen vor allem Minenverletzte des Krieges aber auch zivile Unfallopfer
behandelt und mit Prothesen versorgt werden. Im Februar 1995 wurden
beide orthopädischen Zentren gestartet. Bis zum Jahresende 2001
wurden insgesamt 3.735 Patienten (3.199 in Tbilissi, 536 in Gagra)
registriert und 3.771 Prothesen produziert, wovon allein 974 für
Opfer von Landminen gebraucht wurden, ein gutes Viertel also, von
denen wiederum ein grosser Teil zivile Opfer sind. Auf der Warteliste
für neue Prothesen standen Ende letzten Jahres noch insgesamt 414
Patienten.
Die Prothesen werden in eigenen Werkstätten hergestellt, Ziel des
Projektes war es von Anfang an, neben der Notfallversorgung vor
allem der Minenopfer eine langfristig tragfähige orthopädische Grundversorgung
in Georgien aufzubauen, da nach dem Zusammenbruch der UdSSR die
gesamte Ortho-Infrastruktur kollabiert war. Dazu gehörte auch die
Ausbildung von Ortho-Technikern auf internationalem Level. Mittlerweile
haben in Tbilissi acht Studenten ihr Examen bestanden und ein international
anerkanntes Berufszertifikat erhalten, in Gagra sind es sechs. Ein
drittes IRCR-Ortho-Projekt ist in Azerbaidschan, wo mittlerweile
sieben Studenten ihre Examen bestanden haben.
Alle Ortho-Zentren wurden vom IRCR in Zusammenarbeit und unter dem
organisatorischen Dach der zuständigen Gesundheitsministerien betrieben
und sollten diesen nach einer gewissen Übergangszeit übergeben werden.
Während in Baku und Gagra die geplanten Übergaben an die lokalen
Behörden geklappt haben, beendete das IRCR seine Kooperation mit
dem georgischen Gesundheitsministerium wegen der unklaren "Organisationsstruktur
und Desorientierung" des georgischen Ministeriums und übernahm
im November 2001 zunächst einmal die volle Verantwortung für das
Projekt. Mittlerweile ist man auf der Suche nach einem verlässlichen
Partner, dem man dann das gesamte Projekt übergeben will. Im Jahr
2001 waren noch in allen Projekten ausländische Projektleiter, ab
dem Jahr 2003 soll die gesamte Struktur soweit aufgebaut sein, dass
ein einziger Regional-Koordinator für den Kaukasus die Aufsicht
durch das IRCR gewährleisten soll.
Neben Landminenopfern werden in den Orthozentren auch alle anderen
Amputierten behandelt und mit modernen, funktionsgerechten aber
auch recht preiswerten Prothesen und orthopädischen Hilfsmitteln
ausgerüstet.
Die Statistik des Ortho-Zentrums Tbilissi zeigt, dass 32 % der Patienten
ihre Behinderung oder Amputation einem Unfall verdanken, 44 % einer
Krankheit und 23 % sind Kriegsopfer. Über 90 % der behandelten Patienten
sind Zivilisten, nur knapp 7 % Militärs. 12 % der Patienten sind
Frauen.
In Gagra sieht die Situation selbstredend etwas anders aus. Dort
sind rund 72 % der Patienten Kriegsopfer, nur 15 % werden unter
der Rubrik Krankheit geführt und 13 % als Unfallopfer. Der Anteil
der Landminenopfer ist hier natürlich erheblich höher, wenngleich
das Militär nur 8 % der Patienten stellt, mithin sind also auch
im abchasischen Ortho-Zentrum die überwiegende Zahl auch der Minenopfer
Zivilisten.
Die beiden georgischen Ortho-Projekte Tbilissi und Gagra sind in
den letzten Jahren unter anderem auch durch grosszüge Spenden einiger
deutscher Rotary-Clubs und der Rotary Foundation finanziert worden.
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Alle Fotos ICRC |