Ausgabe 12/02, 28. August Archiv
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Zehn Jahre nach Ausbruch des Abchasienkrieges wurde in diesen Tagen in den georgischen Medien politische Bilanz gezogen. Sie fällt ernüchternd aus, kein Wunder, das Abchasien-Problem ist noch lange nicht gelöst.

Eine ganz andere Bilanz, die auch mit dem Abchasienkrieg zu tun hat, zog vor einiger Zeit das Internationale Komitee des Roten Kreuzes. Es unterhält in Tbilissi und Gagra je ein orthopädisches Zentrum, in denen vor allem Minenverletzte des Krieges aber auch zivile Unfallopfer behandelt und mit Prothesen versorgt werden. Im Februar 1995 wurden beide orthopädischen Zentren gestartet. Bis zum Jahresende 2001 wurden insgesamt 3.735 Patienten (3.199 in Tbilissi, 536 in Gagra) registriert und 3.771 Prothesen produziert, wovon allein 974 für Opfer von Landminen gebraucht wurden, ein gutes Viertel also, von denen wiederum ein grosser Teil zivile Opfer sind. Auf der Warteliste für neue Prothesen standen Ende letzten Jahres noch insgesamt 414 Patienten.

  

Die Prothesen werden in eigenen Werkstätten hergestellt, Ziel des Projektes war es von Anfang an, neben der Notfallversorgung vor allem der Minenopfer eine langfristig tragfähige orthopädische Grundversorgung in Georgien aufzubauen, da nach dem Zusammenbruch der UdSSR die gesamte Ortho-Infrastruktur kollabiert war. Dazu gehörte auch die Ausbildung von Ortho-Technikern auf internationalem Level. Mittlerweile haben in Tbilissi acht Studenten ihr Examen bestanden und ein international anerkanntes Berufszertifikat erhalten, in Gagra sind es sechs. Ein drittes IRCR-Ortho-Projekt ist in Azerbaidschan, wo mittlerweile sieben Studenten ihre Examen bestanden haben.

  

Alle Ortho-Zentren wurden vom IRCR in Zusammenarbeit und unter dem organisatorischen Dach der zuständigen Gesundheitsministerien betrieben und sollten diesen nach einer gewissen Übergangszeit übergeben werden. Während in Baku und Gagra die geplanten Übergaben an die lokalen Behörden geklappt haben, beendete das IRCR seine Kooperation mit dem georgischen Gesundheitsministerium wegen der unklaren "Organisationsstruktur und Desorientierung" des georgischen Ministeriums und übernahm im November 2001 zunächst einmal die volle Verantwortung für das Projekt. Mittlerweile ist man auf der Suche nach einem verlässlichen Partner, dem man dann das gesamte Projekt übergeben will. Im Jahr 2001 waren noch in allen Projekten ausländische Projektleiter, ab dem Jahr 2003 soll die gesamte Struktur soweit aufgebaut sein, dass ein einziger Regional-Koordinator für den Kaukasus die Aufsicht durch das IRCR gewährleisten soll.

  

Neben Landminenopfern werden in den Orthozentren auch alle anderen Amputierten behandelt und mit modernen, funktionsgerechten aber auch recht preiswerten Prothesen und orthopädischen Hilfsmitteln ausgerüstet.

Die Statistik des Ortho-Zentrums Tbilissi zeigt, dass 32 % der Patienten ihre Behinderung oder Amputation einem Unfall verdanken, 44 % einer Krankheit und 23 % sind Kriegsopfer. Über 90 % der behandelten Patienten sind Zivilisten, nur knapp 7 % Militärs. 12 % der Patienten sind Frauen.



In Gagra sieht die Situation selbstredend etwas anders aus. Dort sind rund 72 % der Patienten Kriegsopfer, nur 15 % werden unter der Rubrik Krankheit geführt und 13 % als Unfallopfer. Der Anteil der Landminenopfer ist hier natürlich erheblich höher, wenngleich das Militär nur 8 % der Patienten stellt, mithin sind also auch im abchasischen Ortho-Zentrum die überwiegende Zahl auch der Minenopfer Zivilisten.



Die beiden georgischen Ortho-Projekte Tbilissi und Gagra sind in den letzten Jahren unter anderem auch durch grosszüge Spenden einiger deutscher Rotary-Clubs und der Rotary Foundation finanziert worden.








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