Ausgabe 12/02, 28. August Archiv
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Süddeutsche Zeitung 26.8.02
Polizei rückt mit Panzern in der Pankisi-Schlucht ein
Georgien geht gegen tschetschenische Rebellen vor

Regierung: Alle Dörfer der Region besetzt / Russland fordert noch härteres Vorgehen in dem Grenzgebiet

Von Tomas Avenarius

Moskau -
Georgische Sicherheitskräfte mit Panzerfahrzeugen sind am Sonntag in die von tschetschenischen Flüchtlingen und Rebellen bewohnte Pankisi-Schlucht eingerückt. Alle Dörfer der Region seien besetzt worden, erklärte der georgische Vizeminister für Staatssicherheit, Lascha Nazwilischwili, in Tiflis. Moskau zeigte sich aber nicht zufrieden: Es forderte ein weit härteres Vorgehen im Pankisi-Tal. Der Konflikt zwischen Moskau und Tiflis hatte sich verschärft, weil Moskau erneut georgisches Gebiet bombardiert hatte. Die USA mahnten Moskau zu einem bedachteren Vorgehen.

Die 90 Quadratkilometer große Pankisi-Schlucht befindet sich im Norden Georgiens. Sie liegt an der russischen Grenze. Auf russischer Seite befindet sich dort die Unruherepublik Tschetschenien. Neben Tausenden tschetschenischen Flüchtlingen finden mehrere hundert Rebellen in dem Hochtal Unterschlupf. Sie können von dort aus leicht nach Russland wechseln, Krieg gegen Moskaus Armee in Tschetschenien führen und sich wieder in die Pankisi-Schlucht absetzen. Deshalb fordert Russland seit Monaten eine "Säuberungsaktion". Die russische Luftwaffe hat die Schlucht bereits mehrfach bombardiert und so die Souveränität des Nachbarlandes verletzt. Georgien hatte zuletzt eingestanden, die Schlucht nicht zu kontrollieren und zugleich die Anwesenheit der Rebellen bestätigt.

Nach steigendem russischen Druck bewegten sich nach georgischen Angaben am Wochenende Polizeikräfte mit Panzerunterstützung in die Schlucht. Man wolle die Rebellen ohne Kämpfe über die Grenze zurück nach Russland drängen. Moskau erklärte sofort, dass es nicht angehe, die Rebellen "auf friedliche Weise" zurück nach Russland zu drängen. Die georgischen Sicherheitskräfte müssten die Tschetschenen unschädlich machen: "Die Terroristen müssen umzingelt und entwaffnet und an Russland übergeben werden", erklärte Moskau.

Russland hatte mehrfach gedroht, die Pankisi-Schlucht mit eigenen Truppen zu "säubern". Zudem wurde die Gegend bombardiert, zuletzt am Freitag. Zwar bestreitet Moskau die Angriffe. Doch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bestätigte den jüngsten Angriff. Die OSZE unterhält eine Beobachtermission in Georgien. Nach georgischen Angaben starben dabei drei Menschen. Zwar versuchte Georgiens Staatschef Eduard Schewardnadse, den Konflikt herunterzuspielen. Er geriet aber innenpolitisch unter Druck. So forderte der Parlamentssprecher, Flugzeuge abzuschießen, wenn sie georgischen Luftraum verletzten.

Auch die USA reagierten scharf auf die russischen Luftangriffe. Ein Sprecher sagte, die USA verurteilten "die Verletzung der georgischen Souveränität". Washington sei "sehr besorgt". Moskaus Vorgehen trage zur Verschärfung der Spannungen bei. Die US-Regierung ermahnte Moskau, dass eine politische Lösung des Tschetschenienkonflikts "dringend" sei. Zugleich betonte der Sprecher, das russisch-amerikanische Verhältnis bleibe vertrauensvoll. Washington hat nach dem 11. September US-Militärausbilder nach Georgien gebracht. Offiziell wurde dies Russland gegenüber damit begründet, dass in der Pankisi-Schlucht Al-Qaida-Kämpfer vermutet würden. In Wirklichkeit versucht Washington über Georgien in der Südkaukasus-Region Fuß zu fassen. Der Südkaukasus ist Transitstrecke für Öl und Gas aus Zentralasien, welches als neue Rohstoffbasis des Westens gilt.
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