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Süddeutsche
Zeitung 26.8.02
Das Ärgernis Pankisi
Für einen gottvergessenen Winkel im Kaukasus erregt die Pankisi-Schlucht
viel Aufsehen: Die 90 Quadratkilometer kleine georgische Schlucht
ist längst Spielfeld der großen Politik geworden. Die tschetschenischen
Rebellen, die sich vor zwei Jahren - von der georgischen Regierung
ungehindert - dorthin zurückgezogen haben, nutzen das Pankisi als
Rückzugsraum im Kampf gegen die russische Armee. Die georgische
Regierung sah in den Rebellen bisher ein wertvolles Pfand: Damit
ließ sich der Nachbar Russland trefflich unter Druck setzen. Die
Russen wiederum betrachten die ex- territoriale Guerillabasis als
Ärgernis - und das Verhalten der Georgier ebenso.
Grund genug für Streit zwischen den Nachbarn, der im schlimmsten
Fall zum bewaffneten Konflikt führen könnte. Wären da nicht die
Amerikaner: Die halten die Hand über Georgien und warnen Moskau
davor, das Pankisi zu bombardieren. Weil Moskaus Ärger aber nicht
länger ignoriert werden kann, soll Georgien jetzt sichtbar handeln
und die Tschetschenen zurück über die russische Grenze drängen.
Das aber wird so leicht nicht gehen. Wenn schon die russische Armee
mit den tschetschenischen Kämpfern nicht fertig wird, wie dann die
georgische Polizei? Das Pankisi könnte sich so noch zum echten Ärgernis
für die USA entwickeln. Schließlich haben die Amerikaner jüngst
Ausbilder nach Georgien geschickt, weil sie in der Pankisi-Schlucht
internationale Muslim-Terroristen vermuteten. Die Amerikaner wollten
die georgischen Sicherheitskräfte den "Kampf gegen den Terror"
lehren. Damit haben die USA ein Stück schwer kalkulierbare Verantwortung
für das übernommen, was im Pankisi noch alles passieren kann. |
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