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Der Uberraschungscoup war gelungen. Mitte Juli wurde bekannt, dass
der deutsche Billigflieger Germania wieder ins Streckengeschaft
zwischen Deutschland und Georgien einsteigen werde. Und dies mit
Preisen, die sich sehen lassen konnen. Und seitdem ist am Himmel
uber Tbilissi nichts mehr wie es einmal war. Trotz einiger burokratischer
Hindernisse gelang es der Germania, am 25. Juli den Flugbetrieb
aufzunehmen. Einziger Wermutstropfen vor allem fur die Passagiere
aus Tbilissi: Das georgische Civil Aviation Department setzte fur
die Strecke Tbilissi-Koln-Tbilissi einen weitaus hoheren Tarif durch
als die Germania fur den Flug Koln-Tbilissi-Koln verlangen darf.
Ab Koln kostet das Roundtrip-Ticket inklusiv aller Steuern 380 €.
Wer ab Tbilissi einen Hin- und Ruckflug bucht, muss 580 € bezahlen.
Im Luftraum uber Tbilissi tobt anscheinend ein Preiskampf, dessen
Ausgang derzeit noch vollig offen erscheint.
Uber Internet uberraschte die Germania die Offentlichkeit Mitte
Juli mit ihrem Angebot, jeweils Montags und Donnerstags abends um
20.00 Uhr ab Koln nach Tbilissi zu fliegen (Ankunft 3.20 Uhr) und
Dienstag und Freitag morgens um 4.20 in Tbilissi zu starten, Ankunft
in Koln 5.55 Uhr (jeweils Ortszeit). Als Einfuhrungspreis, der bis
Oktober gilt, sollte der One-way-Flug fur beide Strecken 280 €
kosten, das Ruckflugticket 380 €. Keine Frage, dies ist das
derzeit attraktivste Angebot im Flugverkehr zwischen Europa und
Georgien (siehe auch: Was Fluge kosten).
Nach Auskunft der Germania waren die ersten Fluge besonders ab Tbilissi
schnell ausgebucht.
Der Vertrieb erfolgt im Direktverkauf uber das Internet, wobei der
Kunde per Kreditkarte bezahlt, oder uber ein paar wenige autorisierte
Agenturen, die Berliner Flugring etwa oder die Firma ABS in Tbilissi
(Telawi-Strasse 20 - Telefon: 773177). Mit diesem elektronischen
Direkt-Verkaufs-Konzept spart Germania im Vergleich zu den herkommlichen
Buchungssystemen und IATA-Tickets erheblich an Vertriebskosten und
ist auch in Deutschland auf den Strecken Berlin-Koln (77 €
fur eine Strecke) und Berlin-Frankfurt (99 €) mit besonders
preiswerten Flugen uberaus erfolgreich. Das Niedrigpreiskonzept
sollte jetzt auch auf Tbilissi ausgedehnt werden, das die Germania
vor einigen Jahren schon im Auftrag des georgischen Charterunternehmens
Trans Air Globe angeflogen hatte. Das Georgien-Engagement der Germania
wurde mit dem Auftritt von "Airzena" als Nachfolgerin
von "Air Georgia" beendet und die Linie Koln-Tbilissi-Koln
eingestellt. Germania war im Vorfeld dieser Entwicklung auch an
einer weitergehenden Zusammenarbeit mit den georgischen Fluglinien
interessiert, die Verhandlungen verliefen jedoch erfolglos.
Das neue Internet-Angebot der Germania kam deshalb zunachst einmal
uberraschend und uberdies etwas verfruht. Denn die zustandigen georgischen
Landesbehorden hatten den Supertarif der Germania noch nicht abgesegnet
und noch keine Fluglizenz erteilt, was nach dem internationalen
Luftfahrtsrecht und einem deutsch-georgischen Luftfahrtsabkommen
aus dem Jahr 1993 vorgeschrieben ist. Dabei mussen alle Tarife die
"tatsachlichen Betriebskosten, eine angemessene Gewinnerwartung,
die Situation im Wettbewerb, die Marktbedingungen und die Interessen
der Nutzer" berucksichtigen. Wahrend es der Germania gelang,
die auch auf deutscher Seite vorgetragenen Behorden-Bedenken hinsichtlich
des gunstigen Tarifes zu zerstreuen, biss man in Georgien zunachst
einmal auf Granit.
Wie die Nachrichtenagentur Prime News meldete, klagte die georgische
Linie "Airzena" vor der Antimonopol-Kommission in Tbilissi
gegen die "Dumpingpreise" der Germania, in deren Folge
man eine Einstellung der Deutschlandfluge durch den georgischen
Airliner und damit den Verlust von rund 500 Arbeitsplatzen einkalkulieren
musse. Deshalb lehnte das georgische Civil Aviation Department die
vorgesehenen Germania-Tarife ab und verband die Erteilung einer
Lizenz mit einem hoheren Tarif ab Tbilissi. So kostet der einfache
Flug Tbilissi-Koln 380 € und damit 100 € mehr und das
Ruckflugticket 590 € und damit ganze 200 € und uber 50
% mehr als dieselben Fluge, wenn sie in Deutschland gebucht und
angetreten werden.
Alle Versuche deutscher Behorden, auch ab Deutschland hohere Flugpreise
vorzuschreiben, scheiterten wohl am entschiedenen Widerstand der
Germania, die, so erfuhr GN aus vertraulicher Quelle, es auf einen
Rechtsstreit hatte ankommen lassen. Und auf diesem Wege hat die
Germania in jungster Zeit schon den einen oder anderen Fall fur
sich entschieden, sehr zum Leidwesen der teureren Konkurrenz, aber
ganz sicher zur Freude der Verbraucher. Auch in Tbilissi konnte
die Lizenz im Prinzip nicht verwehrt werden. Nach internationalem
Luftfahrtrecht steht einem deutschen Airliner ein Landerecht in
Tbilissi zu, solange ein georgischer Airliner Landerechte in Deutschland
hat. Es ging ausschliesslich um den Tarif.
Die Germania unterhalt eine Flotte von 20 Flugzeugen, von denen
12 an andere Unternehmen, vornehmlich Reiseveranstalter, verleast
sind, acht Flugzeuge werden von der Germania direkt operiert, vornehmlich
im Berlin-Verkehr. Der Nachtflug nach Tbilissi verbessert die Auslastung
der Germania-Flotte, tagsuber sind die Flieger im Berlin-Verkehr
eingesetzt. Der georgische Airliner "Airzena" besitzt
lediglich zwei Maschinen, beide geleast von Hapag-Lloyd, die bei
weitem nicht die Auslastung an Flugen und Passagieren haben wie
sie die Germania oder andere Airliner fur ihre Flugzeuge vorweisen
konnen. Die Boeing, die von der Germania im Georgien-Verkehr eingesetzt
wird, hat 144 Sitzplatze (nur eine Klasse), die Boeings der Airzena
112 Sitze (16 Business-Class, 96 Economy-Class). Unterschiede in
der Kostenstruktur beider Airliner sind also offensichtlich, womit
die Vorbehalte der georgischen Seite gegen die Tarifpolitik der
Germania begrundet werden.
Die Tarifrestriktion der georgischen Behorden scheint erfolgreich
gewesen zu sein. Fur die beiden ersten Fluge der Germania am vergangenen
Donnerstag/Freitag und Montag/Dienstag waren die Maschinen von Koln
aus fur den Anfang recht gut gebucht, wahrend auf dem Ruckflug ab
Tbilissi nur wenige Tickets verkauft werden konnten. Vor dem Tarifdiktat
der georgischen Behorden hatte das Germania-Verkaufsburo noch von
nahezu ausgebuchten Flugen gesprochen. Aus Germania-Kreisen verlautet,
dass man sich mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Lizenzauflage
der georgischen Behorden wehren wolle. Die Verbraucher, vor allem
die georgischen, mussen also abwarten, ob und vor allem zu welchen
Preisen die Germania ihr zweites Georgien-Engagement, das vorerst
bis zum Oktober befristet ist, uber Winter und in der Sommersaison
des nachsten Jahres fortsetzen wird. Der Luftkampf uber Georgien
wird wohl noch einige Zeit andauern. |
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