Ausgabe 11/02, 31 Juli Archiv
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Der Uberraschungscoup war gelungen. Mitte Juli wurde bekannt, dass der deutsche Billigflieger Germania wieder ins Streckengeschaft zwischen Deutschland und Georgien einsteigen werde. Und dies mit Preisen, die sich sehen lassen konnen. Und seitdem ist am Himmel uber Tbilissi nichts mehr wie es einmal war. Trotz einiger burokratischer Hindernisse gelang es der Germania, am 25. Juli den Flugbetrieb aufzunehmen. Einziger Wermutstropfen vor allem fur die Passagiere aus Tbilissi: Das georgische Civil Aviation Department setzte fur die Strecke Tbilissi-Koln-Tbilissi einen weitaus hoheren Tarif durch als die Germania fur den Flug Koln-Tbilissi-Koln verlangen darf. Ab Koln kostet das Roundtrip-Ticket inklusiv aller Steuern 380 €. Wer ab Tbilissi einen Hin- und Ruckflug bucht, muss 580 € bezahlen. Im Luftraum uber Tbilissi tobt anscheinend ein Preiskampf, dessen Ausgang derzeit noch vollig offen erscheint.

Uber Internet uberraschte die Germania die Offentlichkeit Mitte Juli mit ihrem Angebot, jeweils Montags und Donnerstags abends um 20.00 Uhr ab Koln nach Tbilissi zu fliegen (Ankunft 3.20 Uhr) und Dienstag und Freitag morgens um 4.20 in Tbilissi zu starten, Ankunft in Koln 5.55 Uhr (jeweils Ortszeit). Als Einfuhrungspreis, der bis Oktober gilt, sollte der One-way-Flug fur beide Strecken 280 € kosten, das Ruckflugticket 380 €. Keine Frage, dies ist das derzeit attraktivste Angebot im Flugverkehr zwischen Europa und Georgien (siehe auch: Was Fluge kosten). Nach Auskunft der Germania waren die ersten Fluge besonders ab Tbilissi schnell ausgebucht.

Der Vertrieb erfolgt im Direktverkauf uber das Internet, wobei der Kunde per Kreditkarte bezahlt, oder uber ein paar wenige autorisierte Agenturen, die Berliner Flugring etwa oder die Firma ABS in Tbilissi (Telawi-Strasse 20 - Telefon: 773177). Mit diesem elektronischen Direkt-Verkaufs-Konzept spart Germania im Vergleich zu den herkommlichen Buchungssystemen und IATA-Tickets erheblich an Vertriebskosten und ist auch in Deutschland auf den Strecken Berlin-Koln (77 € fur eine Strecke) und Berlin-Frankfurt (99 €) mit besonders preiswerten Flugen uberaus erfolgreich. Das Niedrigpreiskonzept sollte jetzt auch auf Tbilissi ausgedehnt werden, das die Germania vor einigen Jahren schon im Auftrag des georgischen Charterunternehmens Trans Air Globe angeflogen hatte. Das Georgien-Engagement der Germania wurde mit dem Auftritt von "Airzena" als Nachfolgerin von "Air Georgia" beendet und die Linie Koln-Tbilissi-Koln eingestellt. Germania war im Vorfeld dieser Entwicklung auch an einer weitergehenden Zusammenarbeit mit den georgischen Fluglinien interessiert, die Verhandlungen verliefen jedoch erfolglos.

Das neue Internet-Angebot der Germania kam deshalb zunachst einmal uberraschend und uberdies etwas verfruht. Denn die zustandigen georgischen Landesbehorden hatten den Supertarif der Germania noch nicht abgesegnet und noch keine Fluglizenz erteilt, was nach dem internationalen Luftfahrtsrecht und einem deutsch-georgischen Luftfahrtsabkommen aus dem Jahr 1993 vorgeschrieben ist. Dabei mussen alle Tarife die "tatsachlichen Betriebskosten, eine angemessene Gewinnerwartung, die Situation im Wettbewerb, die Marktbedingungen und die Interessen der Nutzer" berucksichtigen. Wahrend es der Germania gelang, die auch auf deutscher Seite vorgetragenen Behorden-Bedenken hinsichtlich des gunstigen Tarifes zu zerstreuen, biss man in Georgien zunachst einmal auf Granit.

Wie die Nachrichtenagentur Prime News meldete, klagte die georgische Linie "Airzena" vor der Antimonopol-Kommission in Tbilissi gegen die "Dumpingpreise" der Germania, in deren Folge man eine Einstellung der Deutschlandfluge durch den georgischen Airliner und damit den Verlust von rund 500 Arbeitsplatzen einkalkulieren musse. Deshalb lehnte das georgische Civil Aviation Department die vorgesehenen Germania-Tarife ab und verband die Erteilung einer Lizenz mit einem hoheren Tarif ab Tbilissi. So kostet der einfache Flug Tbilissi-Koln 380 € und damit 100 € mehr und das Ruckflugticket 590 € und damit ganze 200 € und uber 50 % mehr als dieselben Fluge, wenn sie in Deutschland gebucht und angetreten werden.

Alle Versuche deutscher Behorden, auch ab Deutschland hohere Flugpreise vorzuschreiben, scheiterten wohl am entschiedenen Widerstand der Germania, die, so erfuhr GN aus vertraulicher Quelle, es auf einen Rechtsstreit hatte ankommen lassen. Und auf diesem Wege hat die Germania in jungster Zeit schon den einen oder anderen Fall fur sich entschieden, sehr zum Leidwesen der teureren Konkurrenz, aber ganz sicher zur Freude der Verbraucher. Auch in Tbilissi konnte die Lizenz im Prinzip nicht verwehrt werden. Nach internationalem Luftfahrtrecht steht einem deutschen Airliner ein Landerecht in Tbilissi zu, solange ein georgischer Airliner Landerechte in Deutschland hat. Es ging ausschliesslich um den Tarif.



Die Germania unterhalt eine Flotte von 20 Flugzeugen, von denen 12 an andere Unternehmen, vornehmlich Reiseveranstalter, verleast sind, acht Flugzeuge werden von der Germania direkt operiert, vornehmlich im Berlin-Verkehr. Der Nachtflug nach Tbilissi verbessert die Auslastung der Germania-Flotte, tagsuber sind die Flieger im Berlin-Verkehr eingesetzt. Der georgische Airliner "Airzena" besitzt lediglich zwei Maschinen, beide geleast von Hapag-Lloyd, die bei weitem nicht die Auslastung an Flugen und Passagieren haben wie sie die Germania oder andere Airliner fur ihre Flugzeuge vorweisen konnen. Die Boeing, die von der Germania im Georgien-Verkehr eingesetzt wird, hat 144 Sitzplatze (nur eine Klasse), die Boeings der Airzena 112 Sitze (16 Business-Class, 96 Economy-Class). Unterschiede in der Kostenstruktur beider Airliner sind also offensichtlich, womit die Vorbehalte der georgischen Seite gegen die Tarifpolitik der Germania begrundet werden.

Die Tarifrestriktion der georgischen Behorden scheint erfolgreich gewesen zu sein. Fur die beiden ersten Fluge der Germania am vergangenen Donnerstag/Freitag und Montag/Dienstag waren die Maschinen von Koln aus fur den Anfang recht gut gebucht, wahrend auf dem Ruckflug ab Tbilissi nur wenige Tickets verkauft werden konnten. Vor dem Tarifdiktat der georgischen Behorden hatte das Germania-Verkaufsburo noch von nahezu ausgebuchten Flugen gesprochen. Aus Germania-Kreisen verlautet, dass man sich mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Lizenzauflage der georgischen Behorden wehren wolle. Die Verbraucher, vor allem die georgischen, mussen also abwarten, ob und vor allem zu welchen Preisen die Germania ihr zweites Georgien-Engagement, das vorerst bis zum Oktober befristet ist, uber Winter und in der Sommersaison des nachsten Jahres fortsetzen wird. Der Luftkampf uber Georgien wird wohl noch einige Zeit andauern.



























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