Ausgabe 11/02, 31 Juli Archiv
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Die Kunstszene Georgiens ist reichhaltig. Kunstliebhabern aus Europa entgeht bei der Betrachtung des georgischen Marktes jedoch nicht, dass avantgardistische oder moderne Stilrichtungen unterreprasentiert sind. Zu lange hat sich die Kunstszene Georgiens und ihre Ausbildung auf dem sicheren Terrain sozialistischer Moglichkeiten und Beschrankungen bewegt. Nur langsam kommt Bewegung in die Szene, wird frischer Wind sichtbar.

Die deutsche freischaffende Bildhauerin mit Erziehungsauftrag Gabriela von Habsburg hat jetzt zusammen mit einigen Freunden funf Studenten der georgischen Kunstakademie einen mehrmonatigen Studien-Aufenthalt in Deutschland ermoglicht. Gabriela von Habsburg unterrichtet zusammen mit Claus Hipp seit einiger Zeit regelmassig als Gast-Professorin an der Kunstakademie in Tbilissi. Claus Hipp, ebenfalls bekannt als Kunstler und Kunsterzieher, ist in seinen Nebenberufen Prasident einer bayerischen Industrie- und Handelskammer und steht dem gleichnamigen Familienunternehmen vor, das weltweit Babynahrung vermarktet. Mit seinem guten Namen garantiert er also auch fur die Kunstausbildung in Georgien, wobei er und Gabriela von Habsburg immer wieder versuchen, ihre kurzzeitigen Aufenthalte in Tbilissi durch mehrwochige Stipendien fur die Studenten zu erganzen.

In diesem Fruhsommer konnten so funf von vielen "hochbegabten Studenten" (Gabriela von Habsburg) fur einen mehrmonatigen Aufenthalt nach Deutschland geholt werden. Zunachst arbeiteten sie gemeinsam an einer Installation in Berlin, fur die der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung Fluge, Aufenthalt und Taschengeld bereitstellte.

Die Installation "Das goldene Vliess" stand zunachst in Berlin im Gebaude des ehemaligen Staatsrates beim Kongress fur Nachhaltigkeit und sollte in moderner Weise vor Augen fuhren, dass das Goldene Vliess der Antike in gewisser Weise als "altestes Symbol fur Nachhaltigkeit" gelten kann. "Fur den Menschen der Antike", erklaren Gabriela von Habsburg und ihre georgischen Kunststudenten in ihrer Projektbeschreibung, "war verhiess das Goldene Vlies seinem Besitzer fur die Zukunft. Wohlstand bedeutete Fruchtbarkeit, ertragreiche Ernten und Friede, also ein Leben im Einklang mit der Natur und den Menschen. Heute fuhren uns die Nachfahren der Kolcher dieses erste Symbol der Nachhaltigkeit in moderner Weise vor Augen. Es hat an Bedeutung nichts verloren und gilt genauso fur uns, wie fur den Menschen der Antike. Wenn wir nachhaltig denken und handeln, dann sind wir im Besitz des Goldenen Vlieses. Es geht nicht um den physischen Besitz das Goldenen Vlies, sondern um die Ubernahme des Gedankengutes der Nachhaltigkeit."

Nach Berlin wurde die Installation im bayerischen Gut Immling am Chiemsee aufgebaut, Eingeweihten seit Jahren als Ort eines attraktiven sommerlichen Musikfestivals bekannt. Hier steht dieses spannende Objekt der funf Kunstler jetzt am Rande einer Pferdekoppel mitten in der wunderschonen Voralpenlandschaft.

  

Und hier verbrachten die funf Kunststudenten den zweiten Teil ihres Deutschlandaufenthalts. Betreut vom Festival-Intendanten Ludwig Baumann, der neben den Sponsoren auch noch jede Menge Holz und Steinmaterial fur die jungen Bildhauer auftrieb, konnten sich die Stundenten einmal nach Herzenslust austoben. Was herauskam, war erstaunlich wenig georgisch-gegenstandlich. Das Reduzieren auf ganz einfache, aber durchaus spannende Formensprache war angesagt und das Ergebnis, eine Ausstellung von rund 30 Kleinplastiken und ein paar Gro?objekten, die auf Gut Immling gezeigt werden, kann sich sehen lassen. Unsere Fotos zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem Sommerschaffen der funf Studenten.

  

Im Umfeld des Immlinger Musikfestivals und seiner Initiatoren sind derzeit auch einige georgische Gesangsstudenten in Deutschland, die vom Forderverein "Unsere Oper" Gut Immling finanziert und betreut werden. Zusammen mit den Arbeiten der bildenden Kunstler war also genugend Substanz versammelt fur einen georgischen Kunst-Jahrmarkt am 23. Juli, der sich besten Zuspruchs vor allem aus der Munchner Kunstszene erfreute. Vor dem Konzertprogramm, bei dem auch das georgische Kammerorchester und ein Chor der georgischen Musikakademie auftraten, versteigerten Gabriela von Habsburg und der fruhere Unterhaltungschef des Bayerischen Rundfunks Gerhard Schmitt-Thiel die Skulpturen, die wahrend des Aufenthalts der funf Kunststudenten entstanden sind. Etwa die Halfte der Einnahme konnten die jungen Kunstler als Honorar mit nach Hause nehmen, die andere Halfte wird von den Initiatoren fur humanitare Projekte in Georgien, vornehmlich fur die Unterstutzung von Erdbebengeschadigten verwendet. Dafur kamen immerhin mehr als 8.000 € zusammen. Die beiden folgenden Bilder zeigen Gabriela von Habsburg und Gerhard Schmitt-Thiel bei der Versteigerung und die Kunstlergruppe mit ihrer deutschen Lehrerin vor einer grossen Holzplastik, die sie gemeinsam bearbeitet haben.

  

Die funf Kunststudenten, die ihre Chance, sich einmal an weniger figurlichem Arbeiten auszuprobieren, genutzt haben sind: Susana Meladze, David Sirbiladze, Mamuka Chkhaidze, Nestan Jolia und Vladimer Imerishvili. Wenn ihrem Studien-Aufenthalt auch ein wenig Nachhaltigkeit beschieden sein sollte, darf man von den funf durchaus einen Beitrag zur Belebung der Tbilisser Kunstszene erwarten.

  

  







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