Ausgabe 9/02, 19. Juni
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Georgiens Exporteure, zusammengeschlossen in der Association of Georgian Exporters - AGE - meinen es ernst. Zusammen mit UNDP (United Nations Development Program), der Georgischen Exportförderungsagentur GEPA und dem Geo-Tüv, einer Tochtergesellschaft des deutschen TÜV-Nord, stellten sie dieser Tage das Projekt eines Lebensmittellabors vor, das im Frühjahr 2003 seine Arbeit aufnehmen soll. Dann können Exporteure vor allem für Lebensmittel die für Ausfuhren nach Europa dringend vorgeschriebenen Qualitätskontrollen im Lande vornehmen lassen. Dies wird, wie Wirtschaftsminister Lewan Gachechiladse auf einer Präsentation erklärte, der georgischen Exportwirtschaft einen wichtigen Schub geben. Denn bislang scheiterten viele Exportgeschäfte immer wieder am Fehlen der notwendigen Qualitätszertifikate.

Die Investitionskosten für das Labor teilen sich die georgischen Exporteursassoziation und die UNDP mit je 150.000 US-$ und der TÜV-Nord mit 100.000 US-$. Der TÜV-Nord bringt überdies sein Know-How in der Planung und im Management des Labors ein. Denn das Labor soll nach europäischen Standards und der TÜV-Philosophie "neutral, unabhängig, kompetent und kundenorientiert" betrieben werden. Dies erklärte der TÜV-Nord-Projektleiter Reinhard Aschenbrenner, der GeoLab im Detail vorstellte. Aschenbrenner bearbeitet für den TÜV-Nord die Engagements in Georgien und Kasachstan. Der TÜV-Nord ist darüberhinaus in 16 weiteren Staaten tätig, vornehmlich in Ländern des früheren COMECON.

Die wichtigste Voraussetzung für das Labor wird sein, dass es von sogenannten Akkreditierungsgesellschaften anerkannt wird, die internationales Renommee haben. Denn nur so sind die Qualitätszertifikate, die später in Georgien ausgestellt werden, auch international anerkannt und der Exporteur muss im Bestimmungsland nicht noch einmal eine Qualitätsprüfung durchführen lassen, die ihn überdies viel teurer zu stehen kommen als bei den einheimischen Tarifen. Da der TÜV-Nord als Gesellschafter die fachliche Federführung des Labors übernimmt und damit auch die Einhaltung internationaler Standards garantiert, dürfte sichergestellt sein, dass GeoLab von den entsprechenden Akkreditierungsgesellschaften anerkannt wird. Untersucht werden sollen neben Weinen auch Mineralwasser, alle Lebensmittel, auch chemische und pharmazeutische Produkte. Für all diese Produkte gilt auf dem Weltmarkt diesselbe Regel: Wer internationale Qualitätsstandards nicht einhalten und sie auch nicht zweifelsfrei zertifizieren kann, hat keine Chance.

Mit GeoLab will die georgische Wirtschaft einen weiteren Schritt zur völligen Integration Georgiens in die Weltwirtschaft machen. Dass dabei die georgischen Exporteure einen eigenen Investitionsbeitrag leisten, ist ein wichtiges Zeichen. Die Wirtschaft ist zunehmend bereit ist, selbst Verantwortung zu übernehmen und nicht mehr alles dem Staat zu überlassen. Bei GeoLab spielt der Staat, sprich das Wirtschaftsministerium, nur eine unterstützende Rolle. Die Betreiber von GeoLab sind privatwirtschaftlich orientiert, so wie dies zum Beispiel in der Bundesrepublik der Fall ist. Da die Wirtschaft das Projekt selbst in die Hand genommen hat, hofft man, die landesüblichen Korruptionsmechanismen bei der Investition wie auch beim Betrieb des Labors weitgehend ausgeschliessen zu können. Durch die Zusammenarbeit mit einem renommierten Unternehmen wie dem TÜV-Nord dürfte die fachliche Kompetenz und Unabhängigkeit des Labors und die Einhaltung internationaler Standards gewährleistet sein. Dies wurde bei der ersten öffentlichen Präsentation dieses Projektes besonders betont. Das Labor soll im Frühjahr 2003 seine ersten Analysen abliefern.

Unklar ist nach dieser Entwicklung die Zukunft eines anderen Laborprojektes. Auf Antrag des Landwirtschaftsministers hatte die Bundesregierung im Grundsatz bereits entschieden, Georgien ein Weinlabor zu liefern, das dann ebenfalls privatwirtschaftlich betrieben werden sollte. Das Projekt ist von der deutschen GTZ bereits ausgeschrieben. Da GeoLab zur betriebswirtschaftlichen Auslastung die expandierende und exportierende Weinwirtschaft dringend benötigt, dürfte dem Weinlabor des Landwirtschaftsministers die wirtschaftliche Grundlage entzogen sein. Die Exporteursvereinigung, der auch einige Weinexporteure angehören, war mit ihren Partnern einen Schritt schneller als der Landwirtschaftsminister.


 


Wirtschaftminister
Giorgi Gachechiladse










 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERKA-Verlag ©2002