Ausgabe 9/02, 19. Juni
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Dass es nach zwölf Jahren intensiven Reisens durch den Kaukasus noch unendeckte Flecken gibt, die einem erneut begeistern, konnte GN-Herausgeber Rainer Kaufmann erfahren, als er am völlig verregneten vergangenen Donnerstag erstmals ins Innere des Bordschomi-Charagauli-Nationalparks geführt wurde. Trotz schlechten Wetters ergaben sich bei einer Rangerhütte auf 2.100 m Höhe landschaftliche Ausblicke, die einfach nur noch atemberaubend schön waren. Dazu eine reichhaltige Fauna und Flora mit vielen endemischen und vom Aussterben bedrohten Arten. Der Park soll in massvollem Rahmen auch touristisch erschlossen werden. Der Nationalpark wurde vom WWF mit erheblicher deutscher Finanzhilfe eingerichtet. In Kürze wird eine deutsche Tourismusexpertin das Management des Parks beim Aufbau der touristischen Angebote unterstützen.


Der Borjomi-Charagauli Nationalpark ging aus dem bereits vorhandenen Bordschomi Natur Reservat hervor, das seit Jahrzehnten bereits unter besonderem Schutz stand. Im neuen Naturparkkonzept wurde die Fläche erheblich erweitert und auf andere Distrikte ausgedehnt. Heute umfasst das Schutzreservat eine Fläche von 68.000 Hektar, was etwa 1 % der geamten Fläche Georgiens entspricht. Er wurde am 11. April 2001 von Präsident Eduard Schewardnadse und der deutschen Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul offiziell eröffnet.


Im Park sind acht Rangerstationen, die den insgesamt 48 Naturparkhütern als Unterkünfte zur Verfügung stehen. Die Ranger patrouillieren ständig durch das Gebiet, um Wilderern oder illegalen Holzfällern das Handwerk zu legen. Der Zugang zum Nationalpark ist nur unter Begleitung ortskundiger Führer oder Ranger gestattet. Ein eigens eingerichteter Besucher-Service koordiniert alle Besucherwünsche. Der Park verfügt über vier Eingänge mit einem Besucherzentrum.


Für Touristen werden verschiedene Pfade angelegt, die je nach Anforderungsprofil der Besucher bis in die Höhe von nahezu 3.000 m führen. Einer dieser Pfade, der sogenannte Likani-Lomisi-Pfad ist ab diesem Sommer bereits begehbar, die anderen werden wohl erst im Laufe der nächsten Jahre fertig gestellt. Neben sieben verschiedenen Eintageswanderungen bietet der Naturpark auch Mehrtageswanderungen bis zu vier Tagen an. Pferde können ebenfalls gestellt werden, allerdings vorerst nur für kleinere Gruppen.


Vier verschiedene Touristen-Hütten sollen aufgebaut werden, in denen bis zu 12 Schlafplätze eingerichtet werden. Die Hütten haben minimalste Ausrüstung, Schlafsäcke und Verpflegung müssen mitgebracht werden, Waschstellen sind meist an kleinen Quellen oder Bachläufen im direkten Umfeld der Hütten. Die Touristenhütte am Berg Lomisi (2.287 m) ist etwas unterhalb des Gipfels (1.910 m) bereits fertig, die drei anderen werden wohl auch erst zum nächsten Jahr fertiggestellt werden können. Daneben stehen auch die Rangerhütten zumindest teilweise für Übernachtungen zur Verfügung.


Ein umfangreiches Trainings- und Schulungsprogramm soll vor allem Lehrer und Multiplikatoren auf die Naturschutzziele des Nationalparks aufmerksam machen. Für die Bevölkerung der Naturpark-Bezirke gibt es spezielles Entwicklungsprogramm der Weltbank, das über den Georgia`s Social Investment Fund abgewickelt wird. In diesem Programm werden Schulen, Krankenhäuser, Wasserversorgungssysteme und Verwaltungszentren rehabilitiert.


Für Naturfreunde ist neben der faszinierenden Landschaft vor allem der Bestand an seltenen Tieren und Pflanzen von Bedeutung. Im Nationalpark findet man Luchse (Linx linx), Rotwild (Cervus elaphus), Wildkatzen (Felis silvestris) und Braunbären (Ursus arctos). Besonders interessant ist der Kaukasische Salamander (Mertensiela caucasica), der nur in Georgien und der Nordtürkei vorkommt. Die Flora bietet neben wunderschönen und artenreichen Wäldern hochalpine Zonen mit einem ungewöhnlich reichhaltigen Besatz an Orchideen und anderen Pflanzen. Entsprechende Artenlisten sind in Vorbereitung.


Die nebenstehenden Aufnahmen, alle an einem regnerischen Nachmittag während einer Halbtagesführung durch den Nationalpark gemacht, geben nur einen kleinen Eindruck von dem, was Natur- und Fotofreunde in Bordschomi-Charagauli erwartet. GN wird im Laufe regelmässig über die Entwicklung des Nationalparks berichten.

 

 


Lilie

 


Aqulegia

 


Kaukasisches Knabenkraut

 


Wetterhütte



Rangeruniform

 


Rangerhütte



Touristenhütte

 


Rangerhütten

 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERKA-Verlag ©2002