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Ausgabe 01/04
21. Januar


Die neue Regierung unter dem designierten Staatspräsidenten Michael Saakaschwili hat nach der Weihnachts- und Neujahrpause recht schnell Flagge gezeigt und eines der wichtigsten Probleme des Landes angepackt. Am 14. Januar entschied das Parlament, die bisherige schwerz-weiß-weinrote Nationalflagge durch die weiß-rote sogenannte Fünf-Kreuze-Flagge zu ersetzen. Vorausgegangen war dieser Entscheidung allerdings ein jahrelanger Glaubenskrieg. Bereits 1999 hatte sich das Parlament dazu durchgerungen, die Fahne mit den christlichen Symbolen zur Staatsflagge zu erheben, aber Eduard Schewardnadse verweigerte sich dieser Reform, weil er fürchtete, die nicht-christliche Bevölkerung Georgiens würde diese Flagge als Zumutung ablehnen.

Beide Flaggen haben ihre historische Berechtigung. Die Fünkreuz-Fahne, die von Michael Saakaschwili geschickt als nationales Symbol für seine Partei "Nationale Bewegung" und zum Zeichen der Opposition gegen Schewardnadse instrumentalisiert wurde, geht zurück auf das Mittelalter, wo sie die Fahne georgischer Könige war und in Europa als Fahne Georgiens anerkannt wurde. Die weinrot-schwarze Fahne stammt aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, als Georgien für kurze Zeit als selbständiger Staat auch von Russland anerkannt war. Schon in der Unabhängigkeitsbewegung am Ende der Sowjetunion wurde diese Fahne als Symbol georgischen Freiheitsdranges verwendet, sodass sie vom ersten Präsidenten Swiad Gamsachurdia selbstverständlich als nationales Symbol der wiedererlangten Freiheit übernommen wurde. Jetzt hat sie wohl endlich ausgedient, es sei denn, mit dem Michael`schen Flaggenwechsel begründet sich eine neue Tradition, nach der jeder neuen Präsident dem Land seine eigenen Nationalsymbole verpasst. Denn für viele ist der Übergang zur neuen Flagge auch gleichbedeutend mit dem Ende der Ära Schewardnadse, obwohl dieser die Nationalflagge von seinem Vorgänger übernommen hatte.

Hochzeit für Symboldeuter und Exegesen nationaler Identität in Georgien: Die neue Flagge symbolisiere die feste Verwurzelung des Landes in seiner christlichen Tradition, aber auch die Hoffnung auf eine demokratische Zukunft. Selbst im muslimischen und diverser sezessiver Gelüste verdächtigen Adscharien soll die Flagge des neuen-alten Georgiens mittlerweile ungehindert wehen. Weitaus unbeliebter sind dort die Fahnen der Studenten-Opposition "Kmara - Genug", die durchaus zur Verunsicherung des dortigen Provinzherrn Aslan Abaschidse beigetragen haben. Denn der Anfang vom Ende Schewardnadses fing ähnlich an: Kmara.


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