Sicher, die Ereignisse seit dem 2. November, dem Tag der Parlamentswahlen,
stellen nahezu alles in den Schatten, was sich zehn Monate zuvor
in Georgien abgespielt hat. In unserem Jahresrückblick 2003
präsentieren wir Ihnen trotzdem noch einmal einige Highlights
aus zwölf Monaten georgien-news und damit einen Überblick
über den Alltag im Lande. Mit den nebenstehenden Titelbildern
können Sie sich unsere Berichte und Geschichten aus dem vergangenen
Jahr noch einmal auf den Schirm holen.
Januar
Eine Seltenheit für Tbilissi: Die Stadt versinkt im Schnee
und bietet "Impressionen von seltener Art". Und zum
Titelbild dieses Jahresrückblicks stellten wir vor 341 Tagen
die Frage, ob denn der Strom für das ganze Jahr 2003 ausreiche.
Eine Frage, die alle Revolutionen des Jahres überdauert.
Immerhin: Für Tbilissi signalisiert die jetzt russische Telasi
eine normale Stromversorgung, wenn das staatliche Überlandnetz
all den Strom in die Hauptstadt leitet, der in Russland und Armenien
für sie eingekauft wird. Das Thema Stromversorgung hat uns
noch einige Male beschäftigt. Wie wird es im Jahr 2004 sein?
Februar
Auszeit bei georgien-news.
März
Ein Jubiläum der besonderen Art: der 50. Todestag von Josef
Stalin, ein weltweites Medienereignis. Wir haben uns auf die Spurensuche
nach dem "Staatsmann, Kriegsherren und Tyrannen" im
heutigen Georgien begeben und erstaunliches gefunden. Im März
starteten wir eine neue Reihe: Fotoreportagen aus den Landschaften
des Kaukasus: "Swanetien - Krone des Kaukasus". Dazu
- mit dem Versprechen, die Reihe "Neue georgische Küche"
im kommenden Frühjahr wieder aufzunehmen - stellten wir Ihnen
die georgische Nationalspeise "Chinkali - alte Hüllen
mit neuen Füllen" vor. Gourmet-Tipps - ein Stück
Normalität in einem Land, in dem im Jahr 2003 neue Restaurants
wie Pilze aus dem Boden spriessten. Nachzulesen in unserer Reihe:
"Restaurants in Georgien", die wir im kommenden Jahr
ebenfalls weiterführen.
April
Eines der Monats-Thema wird auch die neue Regierung beschäftigen,
wenn sie die Korruption im Lande ernsthaft bekämpfen will:
die Steuerreform. "Endlich - Steuerreform nimmt erste Parlamentshürde",
haben wir gemeldet. Aber nach diesem Kraftakt verabschiedete sich
das georgische Parlament für den Rest des Jahres von jeder
sachpolitischen Arbeit und nahm eine mehr als halbjährige
Wahlkampfauszeit, wie wir im weiteren Verlauf des Jahres immer
wieder feststellen mussten. Schon nachdenkenswert, dass ausgerechnet
die einzige Partei, die sich Gedanken um eine Vereinfachung der
völlig ineffektiven georgischen Steuergesetze machte, die
Industrialisten, bei den Novemberwahlen das Klassenziel verfehlte.
Soviel zum Thema: Demokratische Reife. Ein weiteres Wirtschaftsthema
aus dem April: Der Auftritt georgischer Weinfirmen auf der Düsseldorfer
Fachmesse PROWEIN. "Georgischer Wein von Russland verwöhnt",
meinten wir nach einem Besuch der von der GTZ finanzierten Präsentation
Georgiens auf dieser vedeutenden Weinmesse und haben damit eine
Erklärung geliefert, warum georgischer Weine in Westeuropa
kaum vertreten und außerdem viel zu teuer sind. Solange
der russische Markt für den Rebensaft aus dem Kaukasus boomt,
werden wir im Herzen Europas noch lange auf edle Tropfen aus Georgien
verzichten oder eben einen horrend hohen Preis entrichten müssen.
Soviel zu den Themen Marktwirtschaft und georgisch-russische Wirtschaftsbeziehungen.
Zwei Fotostrecken aus dem April: die neu herausgeputzte "Schardeni-Straße
in der Altstadt von Tbilissi" und "Chewi, das Reich
von König Kazbek".
Mai
In einer Exklusiv-Reportage blickten wir hinter die "Glanz-und-Elend-Kulisse
des Hotels Adjara", nichts für Leute, die im Vorbeifahren
nichts anderes sehen als das gut gepflegte Klischee vom Flüchtlingshotel.
"Nichts für Weicheier" hieß unsere Reportage
über einen Georgien-Tripp, den es nach landläufiger
Meinung aus Sicherheitsbedenken eigentlich nicht hätte geben
dürfen. Trotzdem: Deutsche Harley-Opas fuhren unbehelligt
durch den Kaukasus. Für das Jahr 2004 ist eine Neuauflage
geplant, diesmal über die Türkei, Armenien, Aserbaidschan
und Georgien. Mit den nicht-orthodoxen Religionen mussten wir
uns aus gegebenem Anlass immer wieder beschäftigen. Im Jahresrückblick
2003 deshalb die Mai-Reportage über die "Evangelisch-Lutherische
Kirche in Gorgien", die vom Schwaben Gert Hummel, mittlerweile
erster georgisch-protestantischer Bischof, geleitet wird. Gert
Hummel erhielt im Herbst zusammen mit seiner Ehefrau aus der Hand
des deutschen Botschafters in Tbilissi, Uwe Schramm, das Bundesverdienstkreuz,
was in den Wirren der tags darauf einsetzenden Rosenrevolution
in unserer Berichterstattung leider zu kurz kam. Hiermit sei dies
nachgeholt.
Juni
Tbilissi ist eine Schatzkammer an Jugendstil-Architektur. Mit
dem "Apollo-Filmtheater" auf dem Aghmaschenebeli Prospekt
haben wir begonnen, dieses Thema fotografisch aufzuarbeiten. Das
Thema Jugendstil wird uns in den nächsten Jahren noch beschäftigen.
Während die internationalen Medien das Thema Wahlen in Georgien
erst entdeckten, nachdem die Wahlurnen bereits geschlossen und
die ersten Demonstrationen gegen die Fälschungen begonnen
hatten, haben wir im vergangenen Jahr immer wieder über dieses
Thema berichtet, zum Beispiel im Juni mit dem Artikel "Wahlkrampf
- Demos statt Argumente." Trotz folgender Rosen-Revolution
und politischem Neuanfang müssen wir nichts von dem zurücknehmen,
was wir seit Sommer berichteten: Im Wahlkampf ging es nur um die
Macht im Staate, kaum um Inhalte und politische Programme. Die
neuen/alten Herren in Tbilissi haben nicht viel Zeit, zu beweisen,
dass sie ernsthaft daran gehen wollen, das Land zu reformieren.
Juli
Energiefragen standen immer wieder im Mittelpunkt unserer Berichterstattung,
wobei es uns vordinglich darum ging, den Hintergrund der permanenten
Energiekrise des Landes herauszufinden, zum Beispiel mit unserer
Reportage über die Situation der Gaswirtschaft: "Lebensnerv
- Wie sicher ist die Gasversorgung Georgiens?" In einer sommerlichen
Fotostrecke zeigten wir wieder einmal eine der Schokoladenseiten
des Landes "Landschaft pur."
August
Touristisches im August: Eine Fotoreportage vom "Mtazminda",
dem heiligen Berg der Tbilisser, dessen früherer Vergnügungspark
auch im Verfall seinen Charme offenbart. Und eine kleine Rundreise
um das "Tbilisser Meer", das Naherholungszentrum für
alle, die kein Geld haben, der Sommerhitze der georgischen Hauptstadt
zu entfliehen.
September
Der Sommer ist vorüber, der heiße Wahlherbst beginnt.
Surab Schwania und Nino Burdschanadse schließen sich zu
einem Wahlblock zusammen und wollen im "Doppelpack zur Macht.
Ob sie damals allerdings geahnt haben, welche Umwege sie noch
zu gehen hätten? Es darf gezweifelt werden. Der Verkauf von
Telasi durch den amerikanischen Konzern AES an den russischen
UES war das wirtschaftliche Thema des Monats. Wir versuchten,
etwas Licht ins Dunkel der georgischen Stromwirtschaft zu bringen.
Unser Befund: Kein "Ausverkauf Georgiens" an Russland.
Dafür fanden wir Erfreuliches. Nämlich: "Georgiens
Straßen - etwas besser als ihr Ruf" und am Schwarzmeerbadeort
einen Platz neuer Hoffnungen. "In Ureki hat die Hoffnung
einen Namen" haben wir getitelt, nicht ahnend, dass die Protagonisten
dieser Hoffnung schon ein Vierteljahr später ausgedient haben
würden. Von Patarkatsischwili und seinem Versuch, das angeschlagene
Regierungsschiff mit seinen Milliarden flott zu machen, spricht
heute kaum noch jemand, dafür umso mehr von Akaki Chkeidze,
dem Eisenbahnchef, der sich in Ureki ein kleines architektonisches
Denkmal bauen ließ. Gegen den Schewardnadse-Vertrauten ermittelt
mittlerweile der Staatsanwalt. Kaum zu glauben, als beide noch
ihre durchaus überschaubaren Prestige-Objekte einweihten,
trat Eduard Schewardnadse persönlich an, um der Hoffnung
Georgiens seine Referenz zu erweisen.
Oktober
Vor dem politisch-dramatischen Finale des Jahres 2003 haben wir
im Oktober noch einmal der Kultur unseren Tribut gezollt. In Udabno
haben wir Archäologen beim "Jahrtausendpuzzle"
über die Schultern geschaut. Der Schweizer Journalist Christof
Müller überraschte uns mit einem herrlichen fotografischen
Reisetagebuch. Und der dritte Teil unserer Jugendstil-Serie widmete
sich der "Bank von Georgien" Von der "Schchara-Expedition"
der DAV-Jugend erhielten wir traumhaft schöne Fotos. Für
uns das Kulturereignis des Jahres: das "Konzert von TheShin
und Georgika" in der Adjara Music Hall.
November
Neben unserer Berichterstattung zu den Wahlen - nachzulesen im
"Archiv-Wahlspecial 2003" - haben wir in einer Fotostrecke
eines der schönsten Erntedankfeste der Welt, "Tbilisoba",
beobachtet, in diesem Jahr bei fantastischem Wetter mit einer
nahezu sensationellen Fernsicht auf den Kazbek. Natürlich
dürfen beim Jahresrückblick die aufregenden Fotos von
Goga Tschanadiri nicht fehlen, der das Glück hatte (oder
die Cleverness), als einziger Fotograf bei allen wichtigen Momenten
der Rosenrevolution hautnah dabei gewesen zu sein. "Im Namen
der Rose", eine Reportage, die jetzt schon Geschichte beschreibt.
Dezember
s Das Redaktionsteam von www.georgien-news.de bedankt sich bei
seinen Lesern für mehr als 25.000 Besuche im abgelaufenen
Jahr. Auch das ist es wert, am Jahresende festgehalten zu werden.
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