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Ausgabe 15/03
1. Oktober


Es war wohl etwas ehrgeizig von der EXPO Georgia, die vierte Internationale Lebensmittelmesse in Georgien ausgerechnet auf dasselbe Datum zu legen wie eine gleiche Veranstaltung in Moskau. Ein Teil der georgischen Lebensmittelindustrie entschied sich für die wichtigere und vor allem für marktnähere Messe in der russischen Hauptstadt, sodass in der Messehalle in Didube gerade einmal 31 Stände besetzt waren. Und dabei glänzte die georgische Lebensmittelindustrie, ein Wirtschaftszweig mit Zukunft, durch nahezu kollektive Abwesenheit. Lediglich zwei Brauereien, zwei Eiscreme-Hersteller, zwei Weinanbieter und ein Kognak-Klassiker zeigten ihre Produkte. So war denn auch in der Messehalle selbst bei der offiziellen Eröffnung eher gähnende Leere statt der dringend nötigen Aufbruchsstimmung zu verzeichnen.

Agro-Food-Drink-Tech (AFDT) nennt sich diese als international angekündigte Messe etwas vollmundig und verspricht Agrarerzeugnisse, Lebensmittel, Getränke, Verpackungen und Ausrüstung zur Lebensmittelverarbeitung. Von letzterem war recht wenig zu sehen, wenn man einmal von einer türkischen Firma absieht, die Ausrüstungen für Getreidemühlen anbietet. In Georgien hat sie bereits vier Kunden, die insgesamt rund eine Million $ investiert hätten. Mit der Präsenz bei der 4. AFDT erhofft man sich Kontakte zu neuen Investoren.


Etwas kleinere Brötchen will der Importeuer der italienischen Marke Ferrari backen, der sich auf Ausrüstung für kleine Weinbaubetriebe spezialisiert hat. Wer rund 1.500 - 2.000 $ investieren kann, ist dann in der Lage, seinen "Bauernwein" zu filtrieren, abzufüllen und zu verkorken und kann sich so am wachsenden Weinmarkt wie die großen Profis präsentieren. Wieviele der Tausende kleiner Privatwinzer im Lande, die sich den lokalen Markt an offenen Weinen teilen oder auch nur für den Hausgebrauch arbeiten, für dieses Angebot interessieren, war nicht zu erfahren. Der Importeur ist erst seit ein paar Monaten im Geschäft und ausserdem mangelt es ihm am nötigen Kleingeld für die Werbung. Die Messe solls dann eben richten. Ähnlich ergeht es einer Gruppe französischer Hersteller von Wein-Zubehör, hauptsächlich Etiketten und Korken zum Beispiel. Mit der erstmaligen Beschickung der wichtigsten georgischen Messe will man einfach einmal den Markt ausloten. Einen Kunden hat man bereits.

In Georgien ansässig ist die Firma Agritechnics, die überwiegend als Importeur von Früchten und tiefgefrorenen Hühnern bekannt ist. Agritechnics will aber in einem eigenen Department auch zur Entwicklung in der georgischen Landwirtschaft beitragen, Pflanzenschutzmittel (u.a. BASF) und vor allem Tröpfchenbewässerungen sollen für Wachstum auf dem Boden und in den Geschäftsbüchern von Agritechnics sorgen. Immerhin ein interessanter Ansatz, da durch die Zerstörung der grossflächigen Bewässerungssysteme aus der Sowjetzeit manch eine landwirtschaftliche Kultur nur durch individuelle Bewässerungsmassnahmen erfolgversprechend angegangen werden kann.

Recht gut im Geschäft ist bereits ein österreichischer Hersteller von Gewürzmischungen und Essenzen für die Lebensmittelherstellung. Metzgereien, Saft- und Weinhersteller sind seine Kunden.

Das Biergeschäft ist weitgehend ausgereizt, der Markt ist aufgeteilt zwischen den früheren Partnern ARGO und Kasbeghi und ein paar Importeueren. Beide präsentieren sich mit einigen Neuheiten, Argo zum Beispiel mit einem hellen und alkolhoarmen Bier, das speziell für Frauen gebraut werden soll, während Kasbeghi seine Produktlinien ausbaut und mittlerweile auch Röstkaffee, Mineralwasser und seine Eistee-Mischungen anbietet. Mit letzteren sei man im Export recht erfolgreich, vor allem in den USA und im Irak. Trotzdem bestätigen beide, dass auch der Inlandsmarkt nach wie vor steige, ein Zeichen dafür, dass Kaufkraft und Konsum kräftig ansteigen.

Vom wachsenden Konsumverhalten der Georgier profitiert auch die CARTU-Gruppe, die auf der Messe verschiedene Eiskreationen und Kekse vorstellte, alles im oberen Qualitätssegment. CARTU produziert ausschliesslich für den heimischen Markt und berichtet ebenso von gewaltigen Umsatzsteigerungen der letzten Jahre.

Mit den massenhaften Eiereinfuhren aus der Türkei soll es bald ein Ende haben, verspricht eine Eierfarm aus Bolnisi, die 1999 angefangen hat und derzeit rund 100.000 Eier pro Tag in den georgischen Markt liefert. Zwei weitere Betriebe dieser Art gibt es schon, beide etwas doppelt so gross, und der Besitzer von 120.000 Legehennen, die zwar in Käfigen gehalten werden aber mit ökologisch sauberem Futter gefüttert werden, erklärt, dass man zu Dritt vielleicht 20 % des georgischen Verbrauchs wieder Produkten beliefere, die im Inland erzeugt würden.

Bliebe noch der Kognak-Klassiker Saridjischwili, der mit einer umfangreichen Produktpalette eher sein Image pflegen wollte, denn wirklich Geschäfte machen. Zum Geschäfte machen ist der Messeplatz Tbilissi eher weniger geeignet. Die Destille verkauft denn auch über 60 % im Ausland, allerdings fast nur in Russland, wo man nach wie vor mit dem Begriff Kognak arbeitet. Da sind Westexporte kaum möglich.

Völlig abwesend waren zum die gesamte Weinwirtschaft, die Ost- und Gemüsewirtschaft, die Fleisch- und Wursterzeugung, obwohl all diese Branchen durchaus steigende Markterfolge verzeichnen. Die Messe in Didube scheint aber nicht der Ort zu sein, diese zu präsentieren oder neue anzugehen.

































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