Wahlkommission:
Ende gut?
Mit der Ernennung der seitherigen Ombudsfrau Nana Devdariani
zur Vorsitzenden der Zentralen Wahlkommission hat das monatelange
Possenspiel um die Organisation der Parlamentswahlen vom 2. November
ein vorlaufiges Ende gefunden. Die Vorsitzende wurde vom Staatsprasidenten
aus einer Vorschlagsliste von drei Kandidaten ernannt, die ihm
von der OSZE wenige Tage zuvor uberreicht worden war.
Nana Devdoriani gilt als unabhangige Person, der man allgemein
zutraut, die Wahlen in fairer Weise und unparteiisch zu organisieren.
Sie hat sich als Ombudsfrau im In- und Ausland einen guten Namen
gemacht, wengleich aus der Opposition leichte Kritik an dieser
Entscheidung geubt wird. Denn Nana Devdariani war fur zwei Jahre
Parlamentsmitglied der Sozialistischen Partei, bevor sie Mandat
und Parteimitgliedschaft zugunsten der Position der Ombudsfrau
aufgab. Da die Sozialisitsche Partei mittlerweile zur Regierungskoalition
zahlt, wurde die Entscheidung Schewardnadses ungeachtet der personlichen
Integritat, die man Nana Devdariani ohne jede Einschrankung bescheinigte,
als eine Entscheidung fur den Regierungsblock und gegen die Opposition
gewertet. Andere Kritiker erklarten, es sei wohl eine Schande
fur das Land und seine politische Klasse, dass man so wenige kompetente
und ehrenhafte Personen aufweise und die angesehene Ombudsfrau
fur einen Technokraten-Job wie den des Wahlleiters opfern musse.
Die neue Zentrale Wahlkommission wird am 5. September ihre Arbeit
aufnehmen.
Dabei hat ihr die alte Wahlkommission noch einmal ein dickes
Ei ins Nest gelegt. Demnach wurde den Massenmedien verboten, ab
50 Tage vor der Wahl uber Wahlkampfveranstaltungen oder programmatische
Aussagen der Parteien zu berichten. Lediglich bezahlte Werbung
soll erlaubt sein. Beobachter sehen darin den Versuch der Regierung,
ihr Medfienmonopol uber den staatlichen Fernsehkanal auszunutzen.
Wahrend sie in Ausubung ihrer offiziellen Tatigkeit standig fur
Nachrichten sorgen konnen, werden alle anderen Parteien in ihrer
Offentlichkeitsarbeit auf bezahlte Werbespots reduziert. Journalisten
sehen in dieser Regelung auch eine Einschrankung des in der Verfassung
festgelegten Grundrechtes auf freie Meinungsauserung und befurchten,
dass die Zentrale Wahlkommission diese Regelung dazu benutzt,
die Wahlberichterstattung in den Medien zu zensieren. Die neue
Zentrale Wahlkommission wird sich dieses Dekretes ihrer Vorgangerin
noch einmal annehmen mussen, will sie eine Fortsetzung des Sommertheaters
um saubere und faire Wahlen verhindern. Nana Devdoriani hat in
ihrer ersten Pressekonferenz angekundigt, dieses Regelung zu streichen.
Sie hat ausserdem klargestellt, dass sie ihr Amt uberparteiisch
und neutral ausuben wwerde.
Dafur hat der amerikanische Botschafter Robert Miles der georgischen
Regierung eine Computerausrustung samt Software geschenkt, mit
der landesweit alle Wahlerlisten zentral erfasst und publiziert
werden konnen. Rund 100 Mitabreiter, finanziert von USAID, sorgen
in einem eigens eingerichteten Rechenzentrum fur hochstmogliche
Transparanz bei der Erstellung der Wahlerverzeichnisse. Es ist
das erste mal, dass eine solche zentrale Wahlerregistrierung,
zu der jeder Wahler Zugriff hat, im Kaukasus installiert wird.
Uberdies haben die Europaische Kommission und UNDP ein knapp 500.000
teures Programm vorgestellt, mit dem vor allem Wahler der
Minderheiten oder sozial schachen Schichten auf ihre demokratischen
Rechte vor und nach den Wahlen hingewiesen werden sollen. Das
Ausland greift Georgien also kraftig unter die Arme, um im November
saubere Wahlen abzuhalten.
Fur die Wahl zum georgischen Parlament haben sich mittlerweile
47 politische Parteien angemeldet. 26 Parteien sind bereits registriert,
uber dei Zulassung der anderen muss die Zentrale Wahlkommission
entscheiden. Die Anmeldefrist zur Wahl endete am 2. September.
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