Newsletter
Währungskurse
Wetterprognose
E-Mail an GN
Ausgabe 12/03
13. August


Die Entscheidung ist endlich gefallen, Georgien hat ein neues Wahlgesetz. Am 5. August, einige Tage nach der ursprunglich geplanten Deadline, einigte sich die Mehrheit der Abgeordneten schliesslich doch noch mit 132 zu 45 Stimmen auf eine endgltige Verteilung der Sitze in den Wahlkommissionen, insbesondere der Zentralen Wahlkommission. Dabei sorgte das Parlament noch einmal fur eine faustdicke Uberraschung, als es in zweiter und dritter Lesung den sogenannten Baker-Plan revidierte, der eine feine Austarierung der politischen Gewichte vorgeschlagen hatte. Prasident Schewardnadse personlich hatte seinem Freund, dem fruheren US-Aussenminister Baker, versprochen, fur dessen Variante einzutreten. Zur Uberraschung des Staatschefs verweigerten ihm die ihn tragenden Parlamentsfraktionen aber die gefolgschaft und korrigierten den Baker-Vorschlag. Danach erhalten die Wiedergeburtspartei Aslan Abaschidses drei und die Industrialisten Gogi Topadses zwei statt des von Baker jeweils vorgeschlagenen einen Sitzes. Funf Sitze erhalt die Regierungskoalition, je einen Sitz die Parteien, die bei den letzten Kommunalwahlen im Mai 2002 erfolgreiche waren: Arbeiterpartei (Vorsitzender: Schalwa Natelaschwili), Neue Bewegung (Michael Saakaschwili), Neue Rechte (David Gamkrelidse, Lewan Gachechiladse)und Vereinte Demokraten (Surab Schwania). Der Vorsitzende der Zentralen Wahlkommission wird auf Vorschlag der OSZE bestimmt. Alle anderen Parteien und Gruppierungen gehen leer aus (zur Vorgeschichte: siehe Background-Archiv).

Jetzt werfen sich Opposition und Regierung gegenseitg vor, in der Wahlkommission die Ergebnisse manipulieren zu wollen und dank der neuen Besetzung auch zu konnen. Neue Bewegung, Neue Rechte und Vereinigte Demokraten beschuldigen die Gewinner der Gesetzes-Lotterie um das Wahlrecht, Wiedergeburt und Industrialisten, vor, heimlich mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Glaubt man dieser politischen Mengenlehre, dann hatte die Regierungsseite nicht nur funf sondern 10 der insgesamt 15 Sitze in der Zentralen Wahlkommission. Die angesprochenen Parteien weisen diese Sichtweise zuruck, bezeichnen sich als Opposition, wahrend sie den neuen Oppositionsparteien vorwerfen, als Abspaltungen der fruheren Regierungspartei "Burgerunion" die Oppositionsrolle nur vorzuspielen und ihrerseits klammheimlich mit dem Schewardnadse-Lager zu paktieren. Als einzige wirkliche Opposition betrachtet sich Schalwa Natelaschwili mit seiner Arbeiterpartei, der von Anfang an in Opposition zu allen Koalitionsgebilden stand, die Staatsprasident Eduard Schewardnadse zur Unterstutzung seiner Politik jeweils schmieden musste.

Das Ergebnis wird vor allem als eine Niederlage der massiven amerikanischen Einmischung in innergeorgische Angelegenheiten angesehen. Noch in der vergangenen Woche hatte sich der amerikanische Botschafter Miles heftig fur die Annahme des Baker Vorschlags eingesetzt. Jetzt, nach der Entscheidung, hagelte es heftige Kritik gerade aus amerikanischen Kreisen, die sich vom georgischen Prasidenten in dieser Prestige-Frage verraten fuhlen. Immerhin hatte sich Richard Miles schon vor seiner Entsendung nach Georgien auf die Fahnen geschrieben, fur demokratische Wahlen und eine saubere Regelung der Nachfolge Schewardnadses sorgen zu wollen.

Zusammen mit dem Verkauf der AES-Anteile am Tbilisser Stromverteiler TELASI an einen russischen Energiegiganten kam es deshalb erstmals zu einer offentlich ausgetragenenen Missstimmung im georgisch-amerikansichen Verhaltnis. Schewardnadse erteilte seinen amerikanischen Freunden eine Nachhilfstunde in Demokratie, in dem er sie fragte, ob denn der amerikanische Kongress einfach Anordnungen aus dem Wei?en Haus erfulle. Er jedenfalls habe sich nicht in eine Angelegenheit des Parlaments einmischen konnen. Einen Tag spater lehnte das Prlament auch einen Antrag ab, nachdem Mitglieder der bisherigen Zentralen Wahlkommission die Berufung in das neue Organsitaionsgremium der Parlamentswahlen verboten sein soll. Damit konnen die Parteien auch Mitglieder berufen, die an der Organisation von durchaus zweifelhaft organisierten Wahlen der vergangenen Jahre beteiligt waren.

Die Internationale Gesellschaft fur faire Wahlen und Demokratie erklarte zum Ausgang des wochenlangen Tauziehens um ein neues Wahlgesetz, das das Parlament mit dieser Entscheidung keine Grundlagen fur eine faire Wahl gelegt habe. Der Streit nach den Wahlen uber Auszahlung und Manipulation scheint jetzt schon vorprogrammiert.



Copyright © 2003 ERKA-Verlag E-mail Impressum Kontakt Webmaster