Ausgabe 10/03
11. Juni


Eine große Ausstellung kaukasischer Hirtenhunde hatte man uns versprochen, als wir uns an einem heißen Sonntagvormittag im Mai auf die Suche nach dem bedeutenden Event irgendwo im Stadtteil Navtlugi machten. Kaukasische Hirtenhunde fotografieren zu können, schien uns einen Sonntagseinsatz wert, denn in der freien Wildbahn, auf den Sommerweiden am Tzrazkaro-Pass haben wir die prächtigen Hunde immer wieder gesehen, es aber vorgezogen, sie aus weiter Entfernung und im sicheren Lada Niva sitzend zu beobachten, allzeit bereit, mit einem beherzten Druck auf das Gaspedal das Weite suchen zu können, sollten die wachsamen Vierbeiner in uns eine Gefahr für ihre anvertrauten Schafe und Rinder sehen. Eine Hundeausstellung mit diesen herrlichen Tieren, alle an der Leine und unter Aufsicht ihrer Besitzer, das versprach eine besonders schönte Fotostrecke, auf die wir uns schon lange freuten.

Allein die knapp einstündige Taxifahrt zum Staatlichen Hundesportplatz machte jedoch schnell klar, dass es sich keineswegs um eine Riesenveranstaltung handeln konnte, dass man uns - wieder einmal und ganz der Mentalität des Landes entsprechend - etwas zu viel versprochen hatte. Kann auch sein, dass wir uns etwas zu viel versprochen hatten, wer will da richten. Jedenfalls hatte im weitern wie auch näheren Umfeld der Ausstellung kaum jemand eine Ahnung von dieser Ausstellung. Trotzdem, mit viel Mühe fanden wir das Areal irgendwo in einem Seitenquartier der Tscholokaschwili-Straße, indem ein der Armee zugeordneter "Sport- und Dienstverein der Kinologie für Professionelle und Amateure Georgiens" sein jährliches Championat abhielt. Zugelassen waren Hunde aller Rassen, zunächst für eine "Diensthundeprüfung", dann für einen Schönheitswettbewerb. 23 Hunderassen waren vertreten, die Creme de la creme der georgischen Züchter/innen lieferte sich ein Stelldichein. Ein Treffen wie überall auf der Welt mit Frauchen, Hunden, Herrchen und medaillen-überhäuften Champions, nur nicht ganz so mondän wie andernorts. Trotzdem, das eine oder andere "Frauchen" versuchte schon, auch auf sich aufmerksam zu machen, gelegentlich blitzte ein wenig der menschlichen Eleganz auf, die in anderen Breitengraden solche Ereignisse auszeichnet. Unumstrittene Königin: Eine Dame mit schwarz-weiß gesprengeltem Hund im Partnerlook, ihr Schuhwerk war voll und ganz auf das Fell des vierbeinigen Lieblings abgestimmt. Nebenbei: nur dieser Verein hat die staatliche Erlaubnis, Hundeprüfungen und Schönheitswettbewerbe durchzuführen.

Die wenigen kaukasischen Hirtenhunde, die zum Schönheits-Schaulaufen angetreten waren, waren ganz sicher die Stars des Unternehmens. Derzeit sind aber nur 20 - 30 dieser stolzen Kaukasier beim Hundeverband offiziell registriert, drei oder vier stellten sich den Juroren. 200 bis 500 $ kostet ein Welpe aus edler Abstammung, in den Dörfern des Kaukasus kann man sie gelegentlich sogar als Geschenk bekommen, dann allerdings ohne Stammbaum. Was soll`s, einem geschenkten Hund, schaut man nicht in den Schlund. Kaukasier sind nach Aussagen des einzigen Ausstellers nicht schwer zu erziehen, sie sind sehr genügsam und kaum anspruchsvoll. In den Bergen werden sie seit Jahrhunderten als Beschützer von Schafherden eingesetzt.

Schade, gerne hätten wir etwas mehr über diesen Rassehund des Kaukasus erfahren und mehr Fotos von ihm gezeigt. Vielleicht schaffen wir das später einmal bei einem Ausflug oder einer Reittour irgendwo rund um Bakuriani. Für diesen Sonntagmorgen im Mai reichte es dann immerhin doch zu einer hündischen Allerwelts-Fotostrecke, die ein wenig Normalität im georgischen Alltag zeigt, der ansonsten doch von Nöten und Sorgen ums tägliche Überleben geprägt sein soll. Rund 1.000 zweibeinige Mitglieder zählt der georgische Rassehunde-Verband und nicht alle machen sie den Eindruck, der kleinen Schicht der oberen Zehntausend anzugehören. Trotzdem muss man schon etwas Geld erübrigen können, will man einen Rassehund halten. Für Training und artgerechte Ernährung und Haltung eines deutschen Schäferhundes, so erfahren wir, muss man schon gute 50 $ im Monat ausgeben können. Wie sich das mit den offiziellen Statistiken vom georgischen Durchschnittseinkommen verträgt, wollen wir ausnahmsweise einmal nicht näher erörtern.























































































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