13. Mai 1981. Europapokalfinale in Düsseldorf zwischen Dynamo
Tbilissi und FC Carl-Zeiss Jena. Tbilissi gewinnt mit 2:1 - ein
Stück Fußballgeschichte, denn bis dato ist dies der größte
Erfolg des georgischen und jenenser Fußballs. Spieler wie
Schengelia und Chivadze, Raab oder Bielau sind in ihrer Heimat heute
noch legendär. In Jena und Tbilissi sprechen immer noch viele
von dem Spiel, als wäre es in der letzten Saison gewesen. In
Georgien wird dieses Finale mindestens einmal jährlich im Fernsehen
ausgestrahlt. Fast ein wenig enttäuscht reagieren dafür
Tbilissis Taxifahrer, wenn man ihnen erzählt, dass Jena nur
eine mittelgroße Stadt in Mitteldeutschland ist und Carl-Zeiss
nicht zu den aktuellen Größen des deutschen Fußballs
zählt. Auch in der thüringischen Presse wird in den Artikeln
über den FC Carl-Zeiss regelmäßig an das große
Finale von 1981 erinnert.
Grund genug also, anlässlich des 100 -jährigen Jubiläums
des Jenaer Vereins das Spiel zu wiederholen. 2001, zum 20-jährigen
Jubiläum des grossen Cupfinales, fand schon ein Wiederholungsspiel
vor 20.000 Zuschauern in Tbilisi statt. Dynamo gewann auch dort.
Nun kam die alte Mannschaft für einige Tage nach Jena. Mit
dabei waren auch einige Sportfunktionäre, wie Dynamos Präsident
Giorgi Pirtkhalava, und ein Fernsehteam von "Imedi".
Die Mannschaften waren in alter Besetzung fast vollzählig
auf dem Ernst-Abbe Sportfeld in Jena angetreten. Nur einer fehlte.
Der damalige Torschütze Darasselia, der bei einem Verkehrsunfall
ums Leben gekommen war. Das Stadion war gut gefüllt und selbst
der georgische Botschafter Konstantin Gabaschwili war aus Berlin
angereist.
Die alten Herren aus Jena wollten vor heimischen Publikum endlich
einmal gegen ihre damaligen Gegner gewinnen. Sie bereiteten sich
auf das Spiel gewissenhaft vor und verlautbarten in der regionalen
Presse, dass sie die georgische Mannschaft vor Anpfiff bei einer
Brauereibesichtigung abfüllen wollten. Das hatten sie anscheinend
auch geschafft, denn wie der Stadionssprecher anmerkte, führte
die georgische Mannschaft schon vor dem Spiel mit 2:1, gemessen
nicht in Toren sondern in Gewicht und Alkoholpegel.
Die Ausgangslage war also denkbar schlecht für Dynamo. Dies
zeigt sich auch sogleich in den ersten Spielminuten. Die Jenenser
spielen sehr offensiv und gingen schnell nach vorne. Die Spieler
von Dynamo bewegten sich eher unsportlich über das Grün
und hatten merklich Probleme die Position des Balles zu erfassen.
In der 11. Minute gelang Raab nach einigen Versuchen das erste
Kopfballtor für Jena.
Die Georgier erkannten den Ernst der Lage. Nun war Kreativität
gefragt. Mit eleganten Pässen und akrobatischen Nahkämpfen
zeigten sie dem Jenaer Publikum, wer damals die bessere Mannschaft
war und heute noch ist. Wenig später erzielte Sulakvelidze
den Ausgleich. Es folgten dann sehr lebhafte Spielminuten in denen
Jena noch einen Treffer erzielte und Tbilissi zwei, wobei der
Schiedsrichter die Abseits- und Strafraumregeln nicht so ernst
nahm. Kurz vor Schlusspfiff wurde die georgische Mannschaft verdächtig
passiv und es gelang des Jenensern der Ausgleich. Mit diesem 3:3
waren alle Beteiligte sichtlich zufrieden. Dynamos Kapitän
Alexander Chivadze deutete schon vor dem Spiel an, dass es ihm
nur darauf ankommt nicht zu verlieren.
Auch den Fans beider Mannschaften war dies recht. Sie feierten
ihre Helden, wie sie sie damals gefeiert hatten, bis spät
in die Nacht.
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