Ausgabe 10/03
11. Juni


13. Mai 1981. Europapokalfinale in Düsseldorf zwischen Dynamo Tbilissi und FC Carl-Zeiss Jena. Tbilissi gewinnt mit 2:1 - ein Stück Fußballgeschichte, denn bis dato ist dies der größte Erfolg des georgischen und jenenser Fußballs. Spieler wie Schengelia und Chivadze, Raab oder Bielau sind in ihrer Heimat heute noch legendär. In Jena und Tbilissi sprechen immer noch viele von dem Spiel, als wäre es in der letzten Saison gewesen. In Georgien wird dieses Finale mindestens einmal jährlich im Fernsehen ausgestrahlt. Fast ein wenig enttäuscht reagieren dafür Tbilissis Taxifahrer, wenn man ihnen erzählt, dass Jena nur eine mittelgroße Stadt in Mitteldeutschland ist und Carl-Zeiss nicht zu den aktuellen Größen des deutschen Fußballs zählt. Auch in der thüringischen Presse wird in den Artikeln über den FC Carl-Zeiss regelmäßig an das große Finale von 1981 erinnert.

Grund genug also, anlässlich des 100 -jährigen Jubiläums des Jenaer Vereins das Spiel zu wiederholen. 2001, zum 20-jährigen Jubiläum des grossen Cupfinales, fand schon ein Wiederholungsspiel vor 20.000 Zuschauern in Tbilisi statt. Dynamo gewann auch dort. Nun kam die alte Mannschaft für einige Tage nach Jena. Mit dabei waren auch einige Sportfunktionäre, wie Dynamos Präsident Giorgi Pirtkhalava, und ein Fernsehteam von "Imedi". Die Mannschaften waren in alter Besetzung fast vollzählig auf dem Ernst-Abbe Sportfeld in Jena angetreten. Nur einer fehlte. Der damalige Torschütze Darasselia, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Das Stadion war gut gefüllt und selbst der georgische Botschafter Konstantin Gabaschwili war aus Berlin angereist.

Die alten Herren aus Jena wollten vor heimischen Publikum endlich einmal gegen ihre damaligen Gegner gewinnen. Sie bereiteten sich auf das Spiel gewissenhaft vor und verlautbarten in der regionalen Presse, dass sie die georgische Mannschaft vor Anpfiff bei einer Brauereibesichtigung abfüllen wollten. Das hatten sie anscheinend auch geschafft, denn wie der Stadionssprecher anmerkte, führte die georgische Mannschaft schon vor dem Spiel mit 2:1, gemessen nicht in Toren sondern in Gewicht und Alkoholpegel.

Die Ausgangslage war also denkbar schlecht für Dynamo. Dies zeigt sich auch sogleich in den ersten Spielminuten. Die Jenenser spielen sehr offensiv und gingen schnell nach vorne. Die Spieler von Dynamo bewegten sich eher unsportlich über das Grün und hatten merklich Probleme die Position des Balles zu erfassen. In der 11. Minute gelang Raab nach einigen Versuchen das erste Kopfballtor für Jena.
Die Georgier erkannten den Ernst der Lage. Nun war Kreativität gefragt. Mit eleganten Pässen und akrobatischen Nahkämpfen zeigten sie dem Jenaer Publikum, wer damals die bessere Mannschaft war und heute noch ist. Wenig später erzielte Sulakvelidze den Ausgleich. Es folgten dann sehr lebhafte Spielminuten in denen Jena noch einen Treffer erzielte und Tbilissi zwei, wobei der Schiedsrichter die Abseits- und Strafraumregeln nicht so ernst nahm. Kurz vor Schlusspfiff wurde die georgische Mannschaft verdächtig passiv und es gelang des Jenensern der Ausgleich. Mit diesem 3:3 waren alle Beteiligte sichtlich zufrieden. Dynamos Kapitän Alexander Chivadze deutete schon vor dem Spiel an, dass es ihm nur darauf ankommt nicht zu verlieren.
Auch den Fans beider Mannschaften war dies recht. Sie feierten ihre Helden, wie sie sie damals gefeiert hatten, bis spät in die Nacht.



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