Zwischen der Orthodoxie und den Minoritätenkirchen Georgiens
zeichnet sich nach einigen Jahren der Spannung eine deutliche Annäherung
ab. Kurz nach Ostern trafen sich in der Kathedrale der Baptisten
in Tbilissi der orthodoxe Metropolit Anstase aus Rustawi und Baptistenbischof
Malchas Songulaschwili. Anastase galt innerhalb der orthodoxen Hierarchie
als einer der heimlichen Förderer des exkommunizierten Piesters
Basil Mkalawischwili, der mit seiner Anhängerschaft im Januar
diesen Jahres einen ökumenischen Gottesdienst in der Baptistenkirche
gesprengt hatte. Seit einigen Jahren sind u.a. die Zeugen Jehowas
Zielscheibe militanter Attacken dieser ultra-orthodoxen Gruppe.
Anastase hatte sich im vergangenen Jahr in einem TV-Interview massiv
gegen die Anwesenheit religiöser Minderheiten in Georgien ausgesprochen.
(Siehe
"Baptisten in Georgien")
Bei ihrem Versöhnungsgespräch sprachen sich beide Würdenträger
dafür aus, die Verletzungen der Religionsfreiheit in Georgien
zu beenden. Anastase entschuldigte sich förmlich für
öffentliche Anschuldigungen und Übergriffe auf die Baptisten-Gemeinde
und versicherte, dass er niemanden erlauben werde, Probleme zu
verursachen, wobei er den exkommunizierten Priester Basil Mkalawischwili
ausdrücklich eingeschlossen haben soll.
Die beiden Kirchenführer haben sich lange Zeit über
Religion und Politik unterhalten, aber auch über ihre private
Lebensverhältnisse, über Weingärten und Wein .....,
heisst es in einer Information aus der Umgebung des Baptistenbischofs.
Schliesslich tauschten die beiden Versöhnungsgeschenke aus.
Der Orthodoxe hatte eine Ikone des heiligen Georg mitgebracht,
der Baptist überreichte seinem Gast eine Ausgabe einer neuen
georgischen Bibel, ein durchaus symbolisches Geschenk. Denn der
Baptist war als Wissenschaftler und Übersetzer mehr als zehn
Jahre lang Mitglied einer Kommission des orthodoxen Patriarchats,
die eine moderne georgische Bibelübersetzung erarbeiten sollte.
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