Fahdi Asly ist in Tbilissi ein bekannter Mann. Er ist Libanese,
Geschäftsmann, Präsident der Amerikanischen Handelskammer
und Präsident des Georgischen Bussiness Councils. Sein Wort
zählt, nicht nur bein Geschäftsleuten. Auch die georgische
Regierung hört aufmerksam zu, wenn Fahdi Asly mit seinen kritischen
Kommentaren das wirtschaftspolitische Geschehen Georgiens analysiert
und seine Forderungen anmeldet. Seit Februar 2003 ist Fahdi Asly
auch noch Wirt in Georgien, womit dem landläufigen Klischee
widersprochen wäre, dass nur der Wirt würde, der es sonst
zu nichts gebracht hätte (Wer nichts wird, wird Wirt). Wobei
durchaus anzumerken wäre, dass auch für letztere Version
den ein oder anderen Beweis in Tbilissi gibt.
Seit Februar hat Fahdi Asly das libanesische Speiserestaurant
PHOENICIA geöffnet. Nun muss Fahdi Asly das neue Restaurant
nicht selbst managen, dafür hat er einen Libanesen als Koch
und Elidh Kennedy, eine Britin, die ihr "Sabbathical"
als Kneiperin in Tbilissi verbringt und dabei völlig neue
Erfahrungen sammelt. Im Hauptberuf ist Elidh im diplomatischen
Dienst Ihrer Majestät, der britischen Königin, in den
sie nach ihrer Auszeit in der Gastronomie Georgiens wieder zurückkehren
wird.
Libanesisches Essen, das merkt man schnell, ist gar nicht allzuweit
vom kaukasischen und Mittelmeeressen entfernt. Es gibt jede Menge
an Vorspeisen - wie in Griechenland und der Türkei Mezze
gennannt - und als Hauptspeisen viel Fleisch, Gegrilltes vor allem.
Alles weitaus weniger scharf gewürzt als eine mitteleuropäische
Durchschnittszunge erwarten würde.
Eine Unmenge an Schälchen und Tellern stehen auf dem Tisch,
eigentlich eine Form des Essens, die hiesiger Speisekultur entgegenkommt.
Trotzdem wird das PHOENICIA überwiegend von Ausländern
besucht, für Georgier ist die Hemmschwelle, Neues auszuprobieren,
obwohl es doch sehr verwandt und bekannt daherkommt, doch noch
etwas zu gross. Vielleicht ändert sich das, wenn Mitte Mai
die Dachterrasse mit 80 Sitzplätzen geöffnet wird, eine
Art Oberdeck auf dem phönizischen Schiff an der Sanapirostrasse
am Kuraufer in Tbilissi, ein Platz zum Sehen und Gesehen werden.
Das neu eingerichtete Speiserestaurant darunter, in einer feinen
Eleganz ausgestattet, hat 60 Sitzplätze, ein kleiner Nebenraum
noch einmal zehn.
Wie nähert man sich der libanesischen Küche? Das PHOENICIA
nimmt einem die Qual der Wahl ab und bietet zu durchaus angemessenen
Preisen fertige Menues für zwei, vier oder sechs Personen.
Das für zwei Personen kostet 30 GEL pro Person und bietet
fünf kalte Vorspeisen, zwei warme und zwei Hauptspeisen.
Dazu ein Dessert und ein Kaffee, wobei der libanesische Kaffee,
gebraut wie der türkisch-griechische, allerdings mit einem
Hauch von Kardamon versehen, eine Wucht für sich ist. Die
Vorspeisen dieser üppigen Tafel sind Hoummos Tahini, ein
Pürree aus Kichererbsen; Moutabbal, ein Pürree aus gerösteten
Auberginen, wie man es aus Griechenland kennt; Tabboule, ein frischer
Salat aus Paprikaschoten, Tomaten und feinen Gewürzen; Shanklish,
ein Frischkäsegemisch mit Kräutern und Tomaten und Hühnerflügel,
fein gewürzt und geröstet. An warmen Vorspeisen gibt
es Pommes frittes, und ein Sortiment an Cheese Rakak, eine frittierte
Teigtasche mit Käse gefüllt; Fatayer, eine Art Frühlingsrolle
und Kibbe, im Fett ausgebackene Fleischbällchen. Als Hauptspeise
gibt es Gegrilltes vom Schwein, Huhn, Lamm oder Rind mit Namen
Kofta, Sish Taouk oder Shawarma. Dazu eine Knoblauchsauce, in
der man nahezu alles eintauchen kann, was auf dem Tisch steht.
Noch einmal, für 30 GEL eine durchaus angemessene Einführung
in die libanesische Küche. Das Menu für vier Personen
kostet noch 28 GEL pro Zunge und das für sechs 26 GEL. Dafür
darf man dann aber fast die gesamte Speisekarte des PHOENICIA
einmal rauf und runter probieren. Zur Mittagszeit bietet das PHOENICIA
drei verschiedene Menues für 20 GEL, bestehend aus drei Vorspeisen,
einem Hauptgericht und Kaffee.
Die Preise sind auch für georgische Mittelstands-Verdiener
durchaus erwschinglich, wenn man sieht, was dafür geboten
wird. Kalte Vorspeisen zwischen 4 und 5 GEL, Salate zwischen 3,50
bis 5 GEL, warme Vorspeisen von 3 - 6 GEL, Hauptspeisen von 8
bis 15 GEL, Desserts für 4 - 5 GEL, auch die Weinpreise sind
mit 2,5 bis 5 GEL für das durchaus vertretbar und nicht für
zahlungskräftige Ausländer gerechnet. Eine Bar lädt
zu Aperitif oder Digestif und zum Verweilen ein. TV-Gedudel und
Live-Musik ist im PHOENICIA allerdings ebenso verpönt wie
lautes Disco-Gedröhne, die Hintergrundmusik ist angnehm und
dezent. Das PHOENICIA ist ein Platz zum Speisen und sich Unterhalten,
eine feine Oase in einer Gastronomieszene, in der nahzu jedes
Tischgespräch zu einem Kampf mit den phonstarken Musikteppich
wird, der einem umgibt.
Adresse: 3 a Sanapiro Street
Telefon: 921455
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