Ausgabe 8/03
14. Mai
 TV-Termine:

 Schätze der Welt:
 Baku – Land des
 Feuers

 3sat: 11. Mai, 21.00 Uhr
 SWR: 18. Mai, 13.15 Uhr

 Schätze der Welt:
 Mzcheta – Wunder der
 Nino

 3sat: 18. Mai, 21.00 Uhr
 SWR: 25. Mai, 13.15

























  







  





















  

Die Bezeichnung Wüste, georgisch Udabno, ist eigentlich irreführend, denn die Landschaft hat eher den Charakter einer Steppe mit der ihr eige-nen Flora und Fauna, im kurzen Frühjahr grün und bunt, wenig später schon den langen Sommer über dürr und ausgebrannt. In der altgeorgischen Spra-che verstand man unter Udabno noch einen Ort, der nicht bewohnbar war.

Schon von weitem fällt auf dem ersten Hügel ein großer Gebäudequader auf. Er diente einst als Beobachtungspunkt für die rote Generalität, denn das ganze Hügelgebiet von David Garedschi war bis zum Ende der Sowjet-zeit Truppenübungsgelän-de, militärisches Sperrge-biet, für Einheimische wie für Ausländer selbstver-ständlich unzugänglich.

Wer in kleinen, allradgän-gigen Fahrzeugen unter-wegs ist, kann statt auf dem Höhenrücken des Hügellandes durch eines der Täler fahren, vorbei an zwei großen. Verlasse-nen Klosterkomplexen und durch eine Gegend, in der man sich nichts an-deres vorstellen könnte, als die Bibel zu verfilmen. Bei einer kurzen Rast fin-den wir Schildkröten und rätseln über uns unbe-kannte, stark duftende Kräuter, während über uns ein Geierpärchen kreist. Die Steppe von David Garedschi und die angrenzenden Gebiete sind berühmt für ihren Reichtum an seltenen Vogelarten wie Bienen-fresser oder Wiedehopf.

Benannt wurde das Gebiet nach dem Mönch David, einem der sogenannten Dreizehn syrischen Väter, die im 6. Jahrhundert aus Antiochien gekommen waren, um den christ-lichen Glauben in Geor-gien zu vertiefen. Vermutlich handelt es sich um georgische Monophy-siten, die innerhalb des christologischen Streits durch die Annahme, Christus habe nur eine Natur (griech. Mone physis), die Lehre von seiner göttlich-mensch-lichen Doppelnatur in Zweifel zogen und deren religiöse Aktivitäten in Syrien seit 518 n. Chr. Der Verfolgung ausgesetzt waren.

In der jüngeren georgi-schen Nationalbewegung reifte Ende der achtziger jahre, von Gorbatschows Perestroika ermutigt, der Protest gegen die Sper-rung der Klöster, und David Garedschi wurde zum Ausgangspunkt des Protestes gegen die russische Femdherrschaft. Eine Rolle spielte dabei wohl auch die wachsende Sorge, russische Panzer- und Artillerie-Übungen könnten den wertvollen historischen Schatz der Georgier zerstören.

Inzwischen ist David Ga-redschi allgemein zugän-glich, auch für Touristen, nachdem wes vor einigen Jahren noch einmal einen Versuch der Militärs gege-ben hatte, das Rad wieder zurückzudrehen. Diesmal war es die junge geor-gische Armee, die sich auf der Suche nach einem geeigneten Übungsge-lände das erprobte Ma-növergebiet nur allzugern einverleibt hätte. Erneute Proteste und Sitzblok-kaden auf den Zufahrten, organisiert durch einen eigens gegründeten Fond, in dem sich die Förderer der Steppenklöster zu-sammengeschlossen hat-ten, zeigten jedoch Wir-kung. Das Militär blies zum Rückzug, jetzt soll erst einmal in einem wis-senschaftlichen Gutachten geklärt werden, ob mili-tärische Übungen mit all ihren Begleiterscheinun-gen die Substanz der Klöster mit ihren un-schätzbaren Fresken aus dem Mittelalter gefährden.

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