Ausgabe 8/03
14. Mai
 TV-Termine:

 Schätze der Welt:
 Baku – Land des
 Feuers

 3sat: 11. Mai, 21.00 Uhr
 SWR: 18. Mai, 13.15 Uhr

 Schätze der Welt:
 Mzcheta – Wunder der
 Nino

 3sat: 18. Mai, 21.00 Uhr
 SWR: 25. Mai, 13.15

Pankisi
Der Seifenoper nächster Teil?

Die Meldung kam vor wenigen Tagen aus Paris, wo der französische Innenminister Nicholas Sarkozy beim Treffen der G-8 Innenminister feststellte, dass das Terrornetzwerk der Al Qaida seine operative Basis vermutlich nach Tschetschenien und Georgien verlagert habe. Unterstützung erhielt der Franzose von seinem russischen Amtskollegen Boris Gryslow, der zwei Tage zuvor nach einem Besuch im Pankisital noch in einer Pressekonferenz in Tbilissi erklärt hatte, mit der Situation im Pankisital äusserst zufrieden zu sein.

In der georgischen Hauptstadt registrierte man diese Nachrichten mit einigem Erstaunen. Wie der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates, Tedo Tschaparidse, in einem Gespräch mit GN erklärte, seien sich alle Experten der beteiligten Länder einig, dass die Probleme im Pankisital zu 90 % gelöst seien. Es gäbe noch ein paar Kriminelle im Tal, derer man habhaft werden müsse, aber es könne ausgeschlossen werden, dass sich tschetschenische Kämpfer oder gar Al-Qaida-Terroristen im Pankisital befänden. Dies seien die Ergebnisse der Sicherheitsdienste Georgiens, Amerikas und Russlands, die im Pankisital äusserst vertrauensvoll zusammenarbeiteten. Nicht nur die Geheimdienste der drei Länder kooperieren im Pankisi, nach den wilden Propagandaschlachten des vergangenen Jahres stehen, so Tedo Tschaparidse, alle georgischen Behörden in engem Erfahrungsaustausch mit ihren Kollegen in Moskau: neben dem Sicherheitsminister auch der Innenminister, der Verteidigunsminister und die Grenzschutztruppen. Auf der Arbeitsebene sei das Vertrauen hergestellt, was aber nicht unbedingt bedeute, dass sich dies auch auf die politische Ebene oder die Medien-Darstellung übertragen lasse.

Völlig überrascht war man in Georgien, als man am Wochenanfang von einem russischen TV-Bericht erfuhr, wonach Russland noch immer terroristische Gefahren vom Pankisital zu gewärtigen hätte. Dass dies ausgerechnet der amerikanische Botschafter in Russland, Alexander Vershbow, auf einer Tagung in Moskau erklärt habe, hat in Tbilissi zunächst nur Kopfschütteln hervorgerufen. Auf diplomatischem Wege wurde die Verwirrung rasch beigelegt, die Amerikaner siganlisierten auf vertraulichen Kanälen Entwarnung. Der US-Botschafter hatte genau das Gegenteil von dem erklärt, was in den russischen Medien berichtet wurde.

Tatsächlich sprach der amerikanische Botschafter am 12. Main in Moskau auf einer Tagung zum Thema "Die Rolle Russlands in der neuen Weltordnung". Der Wortlaut der Rede liegt GN vor. In einem Absatz, in der sich der US-Diplomat mit den Erfolgen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus seit dem 11. September beschäftigt, widmet er sich mit einem kurzen Satz dem Thema Pankisi, nachdem er zuvor die Erfolge der von Amerika angeführten Koalition in Afghanistan und andernorts geschildert hatte: "And we have made great strides, working with Georgia, to root out terrorist forces and camps with links to Al Qaida in the Pankisi Gorge." - "Wir haben in Zusammenarbeit mit Georgien große Fortschrittebei der Ausrottung terroristischer Kräfte und Lager mit Verbindungen zu Al Qaida im Pankisital erzielt."

Aus diesem Satz machte die Moskauer Nachrichten Nowosti folgende Meldung:

Nach Meinung des amerikanischen Botschafters in Moskau bedrohen internationale Terroristen Russland aus Georgien
"Die Gefahr des internationalen Terrorismus geht für Russland insbesondere von Georgien aus, erklärte der US-Botschafter in Moskau, Alexander Vershbow, auf der Konferenz "Russland in der globalen Politik". In Georgien hat man Lager für die Vorbereitung der Terroristen entdeckt, insbesondere befanden sie sich im Pankisital."

"As usual the Novosti version is a bit exaggerated" kommentierte die amerikanische Botschaft in Moskau mit diplomatischem Understatement in einer e-mail an den georgischen Sicherheitschef die recht freizügige Nachrichtengebung durch russische Medien. Tedo Tschapardise übersetzt diesen Kommentar ganz einfach: "Die haben wieder einmal gelogen."

Alle Berichte zum Thema "Pankisi"


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