Ausgabe 6/03
16. April
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Hoffnung auf Gegenleistung Georgien und der Irakkrieg

In der Liste der 30 Staaten, die sich offiziell zur „Koalition der Willigen“ im Irakkrieg zählen, findet sich auch Georgien, und, wenn man den Medien aus Tbilissi glauben darf, dann sind die Regierenden stolz auf diese Tatsache. Georgien zeigt sich seiner Verantwortung in der Welt gewachsen und Medien wie Verteidigungspolitiker diskutieren fleißig darüber, ob, und wenn ja, wie man die Amerikaner mit militärischer Infrastruktur unterstützen könne. Die Frage erscheint im Kaukasus umso aktueller, da sich die Türken jetzt doch der aktiven Unterstützung Amerikas verweigerten.

Dabei räumen Verteidigungsminister und Sicherheitschef ein, von Amerika bis jetzt nicht konkret um irgendeine militärische Unterstützung angesprochen worden zu sein. Aber als Alliierter in der weltweiten Koalition gegen den Irak will das Land am Kaukasus auf alle Fälle zu denen gehören, die sich einer Bitte aus Washington nach aktiver Teilnahme, nicht verweigern. Da ist in der Presse die Rede, den Amerikanern georgische Flugplätze zur Verfügung zu stellen. Kenner der hoppeligen Landepisten, denen es an nahezu jeglicher zusätzlicher Infrastruktur mangelt, bezweifeln allerdings, ob dieses Ansinnen jemals in Tbilissi eingehen wird.

Außerdem wird heftig darüber spekuliert, ob nicht etwa die sogenannten Spezialeinheiten aus dem amerikanischen Ausbildungsprogramm aktiv in das Kriegsgeschehen im Irak eingreifen könnten. Kenner der georgischen Armee allerdings runzeln beim Begriff „Spezialeinheiten“, die das ausgebildet würden, die Stirn und stufen das hochgejubelte Ausbildungsprogramm denn eher als eine Art militärischer Grundausbildung ein und fragen sich, wo und wie eine solche Elite beim Vormarsch auf Bagdad denn überhaupt eingesetzt werden könnte. Es sei noch zu früh, über diese Frage zu sprechen, lässt sich der Verteidigungsminister vernehmen, wobei niemand erklären kann, ob seitens der USA jemals daran gedacht wurde, Tbilissi um die Entsendung seiner Elitesoldaten zu bitten.

Außerdem wurde die Fortführung dieses Programms in den letzten Wochen sogar infrage gestellt, da sich der georgische Finanzminister wohl außerstande sieht, den mit dem amerikanischen Trainingspartner ausgehandelten Sold an die Elitesoldaten pünktlich auszuzahlen. Diesen Part im amerikanisch-georgischen Militärdeal hatte Tbilissi übernommen.

Bei näherem Hinsehen auf einzelne Statements wird rasch klar, worum es den Georgiern geht. Auf der einen Seite sind sie Amerika zu einigem Dank verpflichtet, nicht nur wegen des Ausbildungsprogramms für die Armee. Auch in der Pankisikrise und dem russischen Druck, dort direkt eingreifen zu dürfen, konnten sie sich auf die neuen amerikanischen Freunde verlassen. Russland musste schließlich klein beigeben. Dafür darf sich der amerikanische Botschafter an der Kura jetzt als eine Autorität der besonderen Art fühlen und sich über einen wichtigen Kriegsalliierten im Kaukasus freuen.

Mit ihrer bedingungslosen Unterstützung Amerikas in diesem Konflikt und dem vorsorglichen Angebot von Flugplätzen und Soldaten verspricht sich die georgische Regierung allerdings entsprechende Gegenleistungen für die Zukunft. Das meint, dass Georgien auf verstärkten amerikanischen Einfluss bei der Lösung des Abchasienproblems hofft. Dass die USA derzeit zwar andere Sorgen haben, versteht man in Tbilissi. Aber man glaubt in der Staatskanzlei auch, den Rat aus Übersee vernommen zu haben, jetzt erst einmal etwas Ruhe zu geben und abzuwarten, bis sich Washington des Themas Abchasien richtig aktiv annehmen könne. Als Mit-Gewinner im Kampf gegen den Bösewicht von Bagdad erhofft sich Tbilissi dann ein anderes Gewicht als bisher.

Der georgische Präsident Eduard Schewardnadse teilt denn auch die Verärgerung seines amerikanischen Kollegen über den UN-Sicherheitsrat, den er am Tag des US-Angriffs auf Bagdad als „absolut ineffektiv“ bezeichnete. Knapp 30 Resolutionen zum Thema Abchasien habe der Rat angenommen und keine bisher auch annähernd durchgesetzt. Ähnlich erging es dem georgischen Staatschef in seinem eigenen Parlament. Dieses weigerte sich, einen Vertrag zu ratifizieren, nachdem die Vereinigten Staaten nach Absprache mit der georgischen Regierung Gebäude und Gelände für ziviles und militärisches Personal der USA samt Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge zu benutzen.

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