Chatschapuri, Chinkali und Badridschani mitten in Offenbach. Immer
wieder fragen Exilgeorgier in Deutschland oder Deutsche, die gelegentlich
mal die georgische Küche genießen wollten, wo man hierzulande
gut georgisch essen kann. GN hat eine der bekannten Adressen ausprobiert,
das Restaurant "Monte Christo" in Offenbach. Es besteht
seit etwa einem Jahr und die Geschichte seines Besitzers lohnt,
kurz erzählt zu werden.
Arsen Tepman, Sohn eines ukrainischen Juden und einer Jüdin
aus Tbilissi, aufgewachsen in der georgischen Hauptstadt, kam
1994 mit seinen Eltern in die Bundesrepublik. Arsen hat nach wie
vor die georgische Staatsbürgerschaft. Der heute 31-jährige
Geschäftsmann besitzt mittlerweile drei Hotels (zwei in Frankfurt
und das "Monte Christo" in Offenbach) und eben das russisch-georgische
Restaurant. Davor hatte er mit seinen Eltern ein kleines Restaurant
in Offenbach geführt, Kaukasus, wo er aber keine Live-Musik
spielen konnte. Mit dem "Monte Christo", das Arsen selbst
ausgebaut hat, hat er sich diesen Traum erfüllt, ein russisch-georgisches
Abendlokal mit allem, was seine Kunden an einem solchen Lokal
schätzen: gutes Essen, gediegene Atmosphäre, laute Musik
und Feiern bis in den frühen Morgen. Am vergangenen Samstag,
als dir am späten Nachmittag zu einer kurzen Stippvisite
im Monte Christo waren und rechtzeitig das Lokal verließen,
soll die Party bis früh um sechs Uhr gedauert haben. Dafür
trudelten die frühesten Gäste deutlich nach 20.00 Uhr
erst ein.
Das Publikum setzt sich hauptsächlich aus der russisch-georgisch-jüdischen
Gemeinschaft im Rhein-Main-Raum zusammen, dazu kommen Polen und
Rumänen, wie uns Arsen am Telefon erklärte. Während
unseres Testbesuchs war er geschäftlich in Paris, seine Lokalmanagerin
Marina, ebenfalls eine Jüdin aus der Ukraine, schmiss den
Laden. Im Kaukasus, der früheren Kneipe der Stepmans, hat
die Familie noch selbst an Herd und Bar gestanden.
Selbstredend ist ein Abendlokal nichts für den ganz kleinen
Geldbeutel, man sollte sich schon ein paar Rubelchen einstecken,
wenn man im Monte Christo speisen will. Und man sollte, anders
als wir, die wir um 21.00 Uhr schon die Heimreise antraten, sich
ausreichend Zeit nehmen, einen schönen Abend zu erleben,
einen Abend mit Wein, Wodka, Schaschlik, Musik und schönen
Frauen, so wie man ihn überall in den Weiten des russischen
Reiches verbringen konnte. Und wenn man weiß, dass Moskowiter
und Ausländer vor allem zum Georgier gingen, wenn sie in
der russischen Hauptstadt einmal richtig feiern wollten, versteht
man auch, dass Arsen Stepman im Rhein-Main-Gebiet seine Kundschaft
gefunden hat. Vor allem in Offenbach sagt, er, lebten viele Juden
aus der ehemaligen Sowjetunion.
Zum Essen, wir haben natürlich die russischen Spezialitäten
übersehen und uns mit georgischem versorgt: Badridschiani,
gebratenen und mit Walnüssen gefüllten Auberginen, Chatschapuri,
Tsatsiwi und Tschanachi - ein kleines Testessen für zwei
Personen. Die Qualität war überdurchschnittlich. Die
Chatschapuri aus Blätterteig, Penowani heißen sie in
Georgien, waren ausgezeichnet, ebenso die Auberginen. Das Tsatsiwi
war für europäischen Geschmack sogar weitaus besser
als das, was man normalerweise in Georgien auf den Tisch bekommt:
lauwarmes, gut angebratenes und zarten Geflügelfleisch ohne
Knochen mit einer kräftigen, dicken und herzhaft gewürzten
Walnusspaste. Das verdient durchaus gute Noten, wie auch die attraktive
und bunt gehaltene Präsentation der Gerichte. Dasselbe lässt
sich vom Tschanachi sagen, dem Lammeintopf mit Gemüse, leicht
europäisch assimiliert, aber durchaus mit der kaukasischen
Note. Ein Erfolgsrezept, mit dem auch andere Länder die Restaurantszene
in Deutschland vor Jahren eroberten. Was alleine fehlte, war das
gute georgische Fladenbrot, das wir vor allem aus den neuen Nobelrestaurants
in Tbilissi kennen, wo es ofenfrisch serviert wird.
Auf der Speisekarte findet man darüber hinaus Chartscho,
verschiedene Salate und natürlich Mzwadi, dreierlei Schaschlik
- wir haben uns dies für das nächste Mal aufgehoben.
Dazu russische Klassiker: Borschtsch, Pilmeni und vieles mehr.
Die Preise sind durchaus angemessen, wenn man Qualität und
den Event eines Live-Musik-Abends berücksichtigt. Es gibt
auch georgische Weine, Saperavi und Weißwein der GWS-Marke
"Tamada" für je 22 € pro Flasche, den Saperavi
vom Weinkeller Telawi und den "koscheren" Wein aus der
deutsch-jüdischen Ko-Produktion von Oni.
Das Restaurant hat normalerweise nur von Donnerstag bis Sonntag
geöffnet und da auch nur am Abend. Für Familienfeiern
und größere Gruppen kann man aber jederzeit einen Termin
mit Spezialmenu vereinbaren.
Adresse:
Hotel/Restaurant Monte Christo
Bieberer Straße 61
Offenbach
Tel. 069-80906876
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