Ausgabe 4/03
19. März
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Chatschapuri, Chinkali und Badridschani mitten in Offenbach. Immer wieder fragen Exilgeorgier in Deutschland oder Deutsche, die gelegentlich mal die georgische Küche genießen wollten, wo man hierzulande gut georgisch essen kann. GN hat eine der bekannten Adressen ausprobiert, das Restaurant "Monte Christo" in Offenbach. Es besteht seit etwa einem Jahr und die Geschichte seines Besitzers lohnt, kurz erzählt zu werden.

Arsen Tepman, Sohn eines ukrainischen Juden und einer Jüdin aus Tbilissi, aufgewachsen in der georgischen Hauptstadt, kam 1994 mit seinen Eltern in die Bundesrepublik. Arsen hat nach wie vor die georgische Staatsbürgerschaft. Der heute 31-jährige Geschäftsmann besitzt mittlerweile drei Hotels (zwei in Frankfurt und das "Monte Christo" in Offenbach) und eben das russisch-georgische Restaurant. Davor hatte er mit seinen Eltern ein kleines Restaurant in Offenbach geführt, Kaukasus, wo er aber keine Live-Musik spielen konnte. Mit dem "Monte Christo", das Arsen selbst ausgebaut hat, hat er sich diesen Traum erfüllt, ein russisch-georgisches Abendlokal mit allem, was seine Kunden an einem solchen Lokal schätzen: gutes Essen, gediegene Atmosphäre, laute Musik und Feiern bis in den frühen Morgen. Am vergangenen Samstag, als dir am späten Nachmittag zu einer kurzen Stippvisite im Monte Christo waren und rechtzeitig das Lokal verließen, soll die Party bis früh um sechs Uhr gedauert haben. Dafür trudelten die frühesten Gäste deutlich nach 20.00 Uhr erst ein.

Das Publikum setzt sich hauptsächlich aus der russisch-georgisch-jüdischen Gemeinschaft im Rhein-Main-Raum zusammen, dazu kommen Polen und Rumänen, wie uns Arsen am Telefon erklärte. Während unseres Testbesuchs war er geschäftlich in Paris, seine Lokalmanagerin Marina, ebenfalls eine Jüdin aus der Ukraine, schmiss den Laden. Im Kaukasus, der früheren Kneipe der Stepmans, hat die Familie noch selbst an Herd und Bar gestanden.

Selbstredend ist ein Abendlokal nichts für den ganz kleinen Geldbeutel, man sollte sich schon ein paar Rubelchen einstecken, wenn man im Monte Christo speisen will. Und man sollte, anders als wir, die wir um 21.00 Uhr schon die Heimreise antraten, sich ausreichend Zeit nehmen, einen schönen Abend zu erleben, einen Abend mit Wein, Wodka, Schaschlik, Musik und schönen Frauen, so wie man ihn überall in den Weiten des russischen Reiches verbringen konnte. Und wenn man weiß, dass Moskowiter und Ausländer vor allem zum Georgier gingen, wenn sie in der russischen Hauptstadt einmal richtig feiern wollten, versteht man auch, dass Arsen Stepman im Rhein-Main-Gebiet seine Kundschaft gefunden hat. Vor allem in Offenbach sagt, er, lebten viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion.


Zum Essen, wir haben natürlich die russischen Spezialitäten übersehen und uns mit georgischem versorgt: Badridschiani, gebratenen und mit Walnüssen gefüllten Auberginen, Chatschapuri, Tsatsiwi und Tschanachi - ein kleines Testessen für zwei Personen. Die Qualität war überdurchschnittlich. Die Chatschapuri aus Blätterteig, Penowani heißen sie in Georgien, waren ausgezeichnet, ebenso die Auberginen. Das Tsatsiwi war für europäischen Geschmack sogar weitaus besser als das, was man normalerweise in Georgien auf den Tisch bekommt: lauwarmes, gut angebratenes und zarten Geflügelfleisch ohne Knochen mit einer kräftigen, dicken und herzhaft gewürzten Walnusspaste. Das verdient durchaus gute Noten, wie auch die attraktive und bunt gehaltene Präsentation der Gerichte. Dasselbe lässt sich vom Tschanachi sagen, dem Lammeintopf mit Gemüse, leicht europäisch assimiliert, aber durchaus mit der kaukasischen Note. Ein Erfolgsrezept, mit dem auch andere Länder die Restaurantszene in Deutschland vor Jahren eroberten. Was alleine fehlte, war das gute georgische Fladenbrot, das wir vor allem aus den neuen Nobelrestaurants in Tbilissi kennen, wo es ofenfrisch serviert wird.

Auf der Speisekarte findet man darüber hinaus Chartscho, verschiedene Salate und natürlich Mzwadi, dreierlei Schaschlik - wir haben uns dies für das nächste Mal aufgehoben. Dazu russische Klassiker: Borschtsch, Pilmeni und vieles mehr. Die Preise sind durchaus angemessen, wenn man Qualität und den Event eines Live-Musik-Abends berücksichtigt. Es gibt auch georgische Weine, Saperavi und Weißwein der GWS-Marke "Tamada" für je 22 € pro Flasche, den Saperavi vom Weinkeller Telawi und den "koscheren" Wein aus der deutsch-jüdischen Ko-Produktion von Oni.

Das Restaurant hat normalerweise nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet und da auch nur am Abend. Für Familienfeiern und größere Gruppen kann man aber jederzeit einen Termin mit Spezialmenu vereinbaren.

Adresse:
Hotel/Restaurant Monte Christo
Bieberer Straße 61
Offenbach
Tel. 069-80906876


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Nebenzimmer



Badridschani



Tsatsiwi



Tschanachi



Badridschani



Chatschapuri penowani
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