Ein Georgier aus Moskau
Neuer Russischer Botschafter in Tbilissi ist Georgier

In Georgien wurde seine Ernennung mit grossem Interesse aufgenommen. Der neue russische Botschafter in Tbilissi heisst standesgemass Wladimir, hort aber auf den ganz und gar nicht russischen Familiennamen Tschchikwischwili. Er ist 1948 in Tbilissi geboren und am Tschwaschtschawadse Prospekt aufgewachsen und seit 1971 im diplomatischen Dienst der fruheren UdSSR, jetzt in Diensten des russischen Aussenministeriums. Er gilt als guter Kenner vor allem Nordamerikas, wo er fur vier Jahre in der russischen Botschaft als Konsul und fur einige Monate Leiter der diplomatischen Mission war. Fur einige Jahre hatte er auch eine hohe Position im der Nordamerika-Abteilung des russischen Aussenministeriums inne.

Tschchikwischwilis Familie ist in Georgien gut bekannt. Der Vater war stellvertretender Chefredakteur einer russisch sprachigen Parteizeitung, der Onkel Rektor der Universitat. Uber die Freundschaft seines Vaters mit dem Chruschtschow-Schwiegersohn und Iswestija-Chefredakteur Adschubej kam der Wladimir Tschchikwischwili nach der Mittelschule nach Moskau, wo er im Institut fur Internationale Beziehungen ausgebildet wurde. Er gilt als ein zuruckhaltender und erfahrener Diplomat, der seine Sporen unter anderem in Island, Norwegen und eben den USA verdient hat. Tschchikwischwili spricht neben seinen beiden Muttersprachen Georgisch und Russisch auch Englisch und Deutsch.

In georgischen Regierungskreisen wurde die Ernennung Tschchikwischwilis mit gemischten Gefuhlen aufgenommen. Auf der einen Seite weiss man schon aus der Zarenzeit, dass Kaukasier, die der russischen Zentralmacht dienten, immer wieder den Beweis anzutreten hatten, dass sie russischer dachten als ethnische Russen. Das konnte, so die Vermutungen in den hoheren Etagen der Regierung, fur Georgien nicht immer von Vorteil sein, wobei man auf die Rolle des russischen Aussenministers Iwanow verweist, der in Georgien aufgewachsen ist und sich vor allem in diesem Jahr als regelrechter Hardliner gezeigt hat.

Auf der anderen Seite aber haben hohe georgische Beamte und Diplomaten sehr gute Kontakte zum neuen russischen Botschafter. Sicherheitschef Tedo Tschaparidse, eine der Schlusselfiguren der georgischen Politik, kennt ihn aus gemeinsamen Washingtoner Zeiten und ein enger Berater des Staatsprasidenten hat in seiner Moskauer Jugendzeit mit Wladimir Tschchikwischwili in einer Fussballmannschaft gespielt. Personliche Beziehungen, die nicht viel besagen mussen, im konkreten Fall jedoch hin und wieder hilfreich sein konnen. Vor allem wegen des immer bedeutender werdenden Dreiecksverhaltnisses zwischen Russland, Amerika und Georgien wird es aber als ein wichtiges Signal Putins angesehen, dass er nach Tbilissi einen Diplomaten schickte, der seine personlichen Drahte zur westlichen Supermacht hat.

Der neue Mann Putins an der Kura hat sich in der Medienoffentlichkeit erst einmal gut eingefuhrt. Seine georgische Abstammung und die schonsten Jahre seines Lebens, die er in Georgien verbracht habe, wurden ihm bei der Erfullung seiner diplomatischen Missiosn sicher helfen. Den georgisch-russischen Beziehungen bescheinigte er, die schlechten Tage uebrwunden zu haben. Jetzt sei die Zeit einer fruchtvollen Kooperation gekommen. Da die Medien eine wichtige Rolle im Beziehungsklima zweier Lander spielten, wolle er eng mit den georgischen Medien kooperieren.


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