Wenn man links der Kura die Uferstraße flussaufwarts fahrt, sieht
man auf der rechten Straßenseite irgendwo zwischen Kasbeghi-Brauerei
und der Abfahrt zur Digomi-Metrostation einen der vielen neuen Restaurant-Komplexe,
die in den letzten Jahren in Tbilissi entstanden sind. Das Haus
ist ganz in weiß gehalten, nicht ohne Grund, den es fuhrt den Namen
"Tetri Sachli" und das heißt auf deutsch nichts anderes
als "Weißes Haus". Es wurde im September 2001 eroffnet
und ist heute eines der beliebtesten Bankett-Restaurants der Hauptstadt.
Und die Georgier feiern oft und gerne Bankette, zu denen sie einige
Hundert Gaste einladen. Im "Weißen Haus" konnen bis zu
800 Gaste bewirtet werden.
Eineinhalb Jahre wurde am "Weißen Haus" an der Kura
gebaut, rund 200.000 $ haben die funf Anteilseigner - keine bekannten
Leute, sondern "einfache" Menschen, wie uns versichert
wird - in ihren georgischen Fresstempel investiert. 100 Arbeitsplatze
wurden geschaffen, zwei Tagesschichten zu je 50 Personen, das
heisst fur alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: einen Tag Arbeit,
einen Tag frei. Und Arbeit gibt es genug, denn das "Weiße
Haus" ist wie nahezu alle anderen großen Speiserestaurants
der georgischen Hauptstadt gut ausgebucht.
Es sind nicht nur die großen Bankette von Betrieben oder Mitgliedern
der Regierungselite, die man im "Weißen Haus" antrifft.
Man dort auch ganz normal in kleinen Gruppen essen gehen. Allerdings
nur, wenn kein großeres Bankett ansteht. Denn ab 200 Personen,
so Guram Wanischwili, der Manager, wird das Restaurant fur Laufkundschaft
geschlossen. Eine "gute Supra" kostet 30 GEL pro Person,
allerdings ohne Getranke, sodass man schon gut und gerne mit 30
- 40 Lari pro Person rechnen muss, will man eine normale georgische
Tafel veranstalten. Klar, dass sich hier im "Weißen Haus"
alles ab Mittelstand aufwarts trifft. Und diese gesellschaftliche
Preisklasse ist in Tbilissi sehr gut bestuckt, weitaus besser
als es das außere Erscheinungsbild der Stadt vermuten lasst. Jedenfalls
kann das "Weiße Haus" wie auch sein im guten zweistelligen
Zahlenbereich liegender Wettbewerb nicht uber mangelnden Zuspruch
klagen.
Auf der georgischen Speisekarte mit dem ublichen Angebot ragen
drei Hausspezialitaten heraus:
"Weißes Haus": Gebratenes Schweinefleisch, gut gewurzt,
mit einer Pyramide aus gebratenen Kartoffeln, dazu Pilze und Sulguni-Kase
fur 25 GEL.
"Der Kai": Geschmortes Kalbfleisch mit Plizen in saurer
Sahne und Paprika fur 8 GEL.
"Hausplatte": Kalbsnieren im Tonpfannchen mit gebratenen
Kartoffeln, Wild und Sulguni-Kase fur 30 GEL, alle Gerichte seien
als Hauptgang ausreichend fur funf Personen, naturlich nur nach
einem entsprechenden Kurs an georgischen Vorspeisen. Aber im "Weißen
Haus" wird nun mal ausschließlich georgisch gegessen und
serviert und das bedeutet fur jeden Nichtgeorgier "biegende
Balken".
Ein Chtschapuri auf Tonpfannchen gibt es fur 8 GEL, auch der
ist ausreichend fur funf Personen. Die Flaschenweine liegen zwischen
7 und 30 GEL, die 1,5 l Karaffe offenen Weißweines wird mit ganzen
4 GEL berechnet. Die Flasche Champagner (georgisches Produkt)
kostet 8 GEL - alles in allem Preise, die sich auf normalem Niveau
bewegen.
In den Preisen inbegriffen ist die hauseigene 15-Mann-Band. Sie
hort nicht etwa auf irgendeinen weißen Namen. Auf unerklarliche
Weise identifizieren sich die Musiker mit dem Namen "Schwarze
Rose". Es ist eben doch nicht alles weiß, was glanzt. Die
Band hat einen guten Ruf als Unterhaltungs- und Tanzband in Tbilissi.
Fotos und Dokumentation:
Irina Epitaschwili
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