Dass Banken ihren Namen ändern, ist nicht gerade eine alltägliche
Gechichte, schon gar nicht, wenn es sich nicht um eine Fusion oder
einen ähnlichen Vorgang handelt. Dass sich die MBG, die Microfinancebank
of Georgia, jetzt in "ProCredit Bank" umbenannt hat, hat
eine ganze Reihe von Gründen. Zum einen dürfte dem Anspruch
der Bank, im georgischen Wettbewerb alle Geschäftsbereiche,
also auch grössere Kredite, bedienen zu wollen, das Etikett
"Mikro" eher hinderlich sein. Denn die 1999 gegründete
Bank ist heute schon auf Platz vier der georgischen Banken angelangt
und sieht auch im Jahr 2003 einem weiteren Wachstum von rund 20
% entgegen. Wegen dieser Entwicklung sind im Jahr 2002 auch zwei
georgische Geschäftsbanken als Teilhaber ausgeschieden. Die
MBG hat also ihren ursprünglichen Platz im georgischen Bankenwesen
verlassen und hat sich als voller Wettberweber etabliert, mit ansehnlichem
Erfolg.
Dazu kommt, dass die Gesellschafter der MBG in mehreren osteuropäischen
Staaten ähnliche "Mittelstandsbanken", die unter
unterschiedlichen Namen firmieren. Alle diese Banken werden sich
im Laufe der nächsten Monate unter dem neuen Namen und neuen
Logo umfirmieren, sodass - ohne jetzt schon eine Fusion vornehmen
zu müssen -, eine starke Bankengruppe entsteht, die in insgesamt
zehn Ländern agieren wird. Damit wird ein Markt von 113 Millionen
Menschen bedient, die Gruppe zählt jetzt 250.000 Kunden und
verfügt über ein Anlagevermögen von zusammengerechnet
800 Millionen US-$. Das Kreditportfolio der Bankengruppe übersteigt
300 Millionen € zum Ende des Jahres 2002. Philip Sigwart,
Generalmanager der MBG/ProCredit Bank, sieht denn auch in den
Synergieeffekten einen der wesentlichen Vorteile für die
Namensgleichheit von zehn eigentlich eigenständigen Banken.
Gemeinsames Marketing, Mitarbeitertraining und Cash-Management
sollen die Leistungsfähigkeit aller ProCredit Banken in Osteuropa
stärken. Über eine spätere Fusion will zwar im
Augenblick niemand reden, die Kooperation scheint aber so angelegt,
dass weitere Schritte nicht ausgeschlossen werden können.
Die neue Bankengruppe ist neben Georgien in Bosnien-Herzegowina,
dem früheren Jugoslawien, dem Kosovo, Rumänien, Bulgarien,
der Ukrainie, Albanien, Moldawien und der Russischen Föderation
vertreten. Die Gesellschafter all dieser Banken sind die bundeseigene
Kreditanstalt für Wiederaufbau, der IFC (International Finance
Corporation - ein Unternehmen der Weltbankgruppe), die deutsche
Commerzbank, die holländische FMO (Nederlandse Financierings-Maatschappij
voor Ontwikkelingslanden), die EBRD (European Bank for Reconstruction
and Development) und die IMI (Internationale Micro Investitionen),
die ihren Sitz in Frankfurt hat und die Aktivitäten der ProCredit-Bankengruppe
koordiniert. Damit verfügen die ProCredit Banken über
finanzstarke Aktionäre, die ein weiteres Wachstum der Banken
sicher stellen. In der georgischen MBG haben die Gesellschafter
im vergangenen Jahr das Eigenkapital von 10 auf 20 Millionen GEL
aufgestockt.
Die georgische ProCredit Bank hat mittlerweile 16 Niederlassungen
und Vertretungen in ganz Georgien und stellt sich selbst als die
führende Bank im Lande für Handel und Gewerbe dar. Allein
in den ersten sieben Monaten diesen Jahres wurden über 1.000
Geschäftskredite mit einer Gesamtsumme von 5,8 Millionen
US-$ ausgegeben, der Gewinn wird deutlich über einer Million
US-$ liegen. Damit hat die Bank auch die kleine Krise, die durch
einen bankinternen Betrugsfall im Jahr 2001 hervorgerufen wurde,
überwunden. Infolge dieser Krise wurde das Management ausgewechselt
und erweitert, im Vorstand der Bank sitzen heute vier junge Banker
aus Deutschland, der Schweiz und Dänemark, dazu ein Georgier.
Das Keditportfolio stieg im Jahr 2002 um 22 % auf 33,769 Mio
$ (Vorjahr: 27,623), der operative Profit vor Steuern um 56 %
von 0,282 Mio $ auf 0,441 Mio $. In diesem Jahr steht der Profit
vor Steuern jetzt schon bei rund einer Million $, sodass mit einer
erheblichen Ertragsverbesserung gerechnet werden kann. Die Bank
beschäftige im vergangenen Jahr 384 Mitarbeiter.
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